Milliarden gegen PendlerfrustSo soll der Bahnknoten Köln verbessert werden
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Köln – Überfüllte Züge, spontane Gleiswechsel, Verspätungen, Zugausfälle. Bahnpendler brauchen in der Region Köln/Bonn nicht selten starke Nerven. Um das zu ändern, soll der sogenannte Bahnknoten Köln mit verschiedenen Ausbaumaßnahmen verbessert werden. Zu diesem Knoten gehören nicht nur der Hauptbahnhof und die Station in Köln-Deutz, sondern weitergedacht auch das Nahverkehrsnetz bis nach Bonn, in den Rhein-Sieg-Kreis und den Rhein-Erft-Kreis oder ins Bergische Land.
In diesem Zusammenhang haben NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst, Deutsche-Bahn-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla, Stephan Santelmann, Vorsteher des Zweckverbands Nahverkehr Rheinland (NVR), sowie NVR-Geschäftsführer Norbert Reinkober gestern zwei Planungsvereinbarungen unterschrieben. Dies fand im Rahmen einer Konferenz zum Kölner Bahnknoten statt, zu der nach Angaben der Veranstalter mehr als 450 Verkehrsexperten in die Kölnmesse gekommen waren. Die unterzeichneten Vereinbarungen beziehen sich auf zwei Projekte, um Reisenden das Leben zu erleichtern.
Der Ausbau der S 11 und des Kölner Hauptbahnhofs
Geplant ist, den Takt der Linie S 11 in den Hauptverkehrszeiten zwischen Bergisch Gladbach und Köln-Worringen auf zehn Minuten zu erhöhen. Hierfür soll die Strecke zwischen Köln-Dellbrück und Bergisch Gladbach zweigleisig werden, der Kölner Hauptbahnhof und der Bahnhof in Deutz benötigen je einen zusätzlichen Bahnsteig. Ebenso ist ein neuer Haltepunkt in Kalk geplant, der Bahnhof Bergisch Gladbach und das dortige Stellwerk sollen modernisiert und erweitert werden.
Vorgesehen sind ein Neubau von zwei S-Bahn-Gleisen zwischen Köln-Hansaring und Hürth-Kalscheuren sowie ein zweiter Bahnsteig am Hansaring. So soll die Eifelstrecke besser angebunden sowie S-Bahn- und KVB-Netz optimaler verbunden werden. Darüber hinaus soll die Westspange für eine mögliche linksrheinische S-Bahn zwischen Köln und Bonn sowie für den S-Bahn-Ausbau auf der Oberbergischen Bahn dienen. In der Verlängerung der Westspange könnte es irgendwann auch ein weiteres Gleis zwischen Köln und Bonn geben. Allein die Planung dieser Projekte kostet nach Angaben der Verantwortlichen rund 100 Millionen Euro. Davon entfallen rund 67 Millionen Euro auf die Westspange, rund 32 Millionen Euro aufs S 11-Paket.
Finanziert werden sie durch NRW und den NVR. Vergangene Woche wurde die Westspange in den ÖPNV-Infrastrukturfinanzierungsplan des Landes aufgenommen. Die Gesamtkosten werden aktuell grob auf 370 Millionen Euro (S 11) und 1,3 Milliarden Euro (Westspange) geschätzt.
Weitere geplante Maßnahmen
Nimmt man die anderen geplanten Maßnahmen für den Kölner Bahnknotenpunkt dazu (siehe Grafik) – unter anderem die Verlängerung der Schnellstrecke zwischen Köln und Frankfurt nach Deutz, der Ausbau der RB 38 zur S-Bahn, Streckenelektrifizierungen oder der Bau eines Überholgleises für Güterverkehr bei Bornheim-Sechtem –, wird klar, dass eine grundlegende Verbesserung der Situation für Fern-, Nah- und Güterverkehr in der Region richtig teuer ist. Wüst nannte die Summe von gut drei Milliarden Euro.
Der Zeitplan ist noch ungewiss
Im Bundesverkehrswegeplan ist der Ausbau im vordringlichen Bedarf mit höchster Dringlichkeit eingestuft. Er sei allerdings „sehr vorsichtig“, was den Zeitraum für die Maßnahmen betreffe, sagte Reinkober. Allerdings laufe das Projekt sehr schnell. Allein durch den Ausbau der Infrastruktur könnte die Leistung auf der Schiene um 40 Prozent erhöht werden. Er freue sich, dass das Land mit 100 Millionen Euro in Vorleistung trete, sagte er. In der Tat ist die Finanzierung des Ausbaus kompliziert. Wie Pofalla erläuterte, sei der Bund für die Finanzierung beim Fernverkehr zuständig, beim Nahverkehr meist das Land.
Digitalisierung der Leit- und Sicherheitstechnik
Aktuell außen vor bleibt die Digitalisierung der Leit- und Sicherheitstechnik. Auch dadurch könnte die Kapazität auf der Schiene erhöht werden. Laut Wüst soll es dafür aber zeitnah eine Machbarkeitsstudie geben. Nach Ansicht der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker sei der Kölner Knotenpunkt einerseits das Verkehrskreuz des Westens. Andererseits sei die Verkehrsinfrastruktur nicht im erforderlichen Maß erhalten worden. Santelmann betonte, dass man das Grundbedürfnis der Menschen, mobil zu sein, ernst nehmen müsse: „Der Ausbau ist dringend nötig.“