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Kölns IHK-Präsidentin zur Coronakrise„Auf Bayern sind wir ein bisschen neidisch“

Lesezeit 2 Minuten
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Präsidentin der IHK Köln Nicole Grünewald 

Die Regierungen im Bund und in NRW legen durchaus große Hilfspakete für die Wirtschaft auf. Sind Sie damit zufrieden?

Die Hilfspakete sind wichtig, sie dauern aber zu lange in der Umsetzung. In Bayern können Firmen über ein Online-Formular, das in zehn Minuten ausgefüllt ist, Zuschüsse von 5000 bis 30.000 Euro beantragen. Das gilt für Unternehmen bis zu 250 Mitarbeiter und auch für Soloselbständige. Auf Bayern sind wir hier in der Region gerade ein bisschen neidisch.

Wie läuft es hier voraussichtlich?

Hier müssen die Unternehmen erst zu ihrer Bank und zu ihrem Steuerberater gehen. Das bedeutet praktisch, dass es mindestens vier oder fünf Tage dauert, bis es Geld gibt. Gerade jetzt sind die Banken überlastet. Mitarbeiter sind etwa im Homeoffice oder müssen Kinder betreuen. Zeit kostet auch, dass sich Banken in die neue Förderungen einarbeiten müssen. Und nicht alle Online-Banken arbeiten mit den Förderbanken zusammen, mit denen sie jetzt die Hilfen organisieren müssten.

Die Banken sind wegen fast vollständiger Garantien doch praktisch vom Risiko befreit …

Aber noch fehlt etwa ein Erlass, der die Hilfen regelt. Und wenn vom Bund Zuschüsse gezahlt werden sollen, müssen Bundestag und Bundesrat noch grünes Licht geben. Das dauert alles bis in die nächste Woche. Dabei wird das Geld jetzt gebraucht.

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Taxiunternehmen, Restaurants und manche Einzelhändler haben etwa gar keine Einnahmen mehr, und bald sind beispielsweise Löhne oder Mieten zu zahlen. Immerhin gibt es jetzt in NRW Formulare, um Steuererleichterungen zu beantragen. Die Firmen brauchen aber jetzt die Zuschüsse.

Wer ist denn besonders von der Krise betroffen?

Das war zunächst die Eventbranche, etwa Messebau oder Caterer. Dann betrifft es Gastronomie, Tourismus, die Freizeitindustrie und viele Dienstleister. Das sind oft kleine Unternehmen. Als nächstes kamen mit dem Produktionsstopp der Autobauer die Zulieferer in Bedrängnis. Und weitere Branchen werden folgen. Das gesamte Wirtschaftsleben ist in Gefahr. Es gibt in der ganzen Region der IHK Köln wohl kein Mitgliedsunternehmen, das nicht betroffen ist, etwa weil Mitarbeiter ausfallen. Solch eine Krise wegen einer Pandemie gab es noch nie. Und die halten auch größere Unternehmen auf die Dauer kam aus.