Nicole Grünewald im PorträtDas ist die neue Frau an der IHK-Spitze
- Nicole Grünewald ist die neue Präsidentin der IHK Köln.
- Sie setzte sich gegen IHK-Urgestein Werner Görg durch. Wir stellen sie vor.
- „Die IHK Köln soll eine starke Stimme der Wirtschaft sein“, so Grünewald.
Köln – Klingt so, als hätte Nicole Grünewald ein wichtiges Etappenziel erreicht. „Ich freue mich unfassbar“, sagte sie nach ihrer Wahl zur Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Köln am Dienstagabend. Durchaus überraschend hatte sie sich da im zweiten Wahlgang gegen den Versicherungsmanager Werner Görg durchgesetzt, ein IHK-Urgestein.
Einige Jahre in der IHK aktiv ist die 1973 in Köln geborene Grünewald freilich auch selbst. 2001 stieß sie zu den Wirtschaftsjunioren, die die IHK Köln als ihren Partner bezeichnen. „Vor 19 Jahren bin ich das erste Mal mit dem Paternoster im IHK-Gebäude gefahren“, sagt Grünewald. Von 2010 bis 2015, damals war Paul Bauwens-Adenauer Kammerpräsident, war sie Vizepräsidentin.
Grünewald muss Umzug in neues Kammergebäude umsetzen
Schon damals vertrat sie ihre Ansichten engagiert. Wenn es etwa um die Zukunft des alten Kammergebäudes ging, trat sie zusammen mit dem damaligen Flughafenchef Michael Garvens, ebenfalls Kammervize, für eine Deckelung der Kosten ein. Ein sparsamer Umgang mit den Mitgliedsbeiträgen war ihr ein Anliegen. Nur Freunde hat sie sich mit engagierten Auftritten nicht gemacht.
2015 trat sie an, als ein Nachfolger von Bauwens-Adenauer gesucht wurde, und verschreckte altgediente IHK-Mitglieder. Letztlich unterlag sie damals in zwei Wahlgängen gegen Görg. Der brachte sein eigenes Team an Vizepräsidenten mit. Für Grünewald war kein Platz mehr. Ihre Stimme hat sie weiter erhoben. Vehement trat sie für die Sanierung des alten Kammergebäudes ein – beschlossen wurde der Umzug in ein neues Domizil, den sie jetzt als Präsidentin mit umsetzen muss.
Marketingagentur für Kirche, Reitsport und Mittelstand
Parallel zum neuen Ehrenamt an der Kammerspitze führt sie ihr Unternehmen, die Werbeagentur „The Vision Company“ mit heute 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Es läuft gut“, sagt sie. Im gerade abgelaufenen Jahr sei die Agentur profitabel gewesen wie auch im Jahr davor. Gegründet hat sie es 1998. Sie arbeitet für mittelständische Unternehmen, den Reitsport und die Kirche. Unter anderem kümmert sie sich um das Marketing und den Internet-Auftritt des Dom-Shops.
Sie bezeichnet sich als bekennende Katholikin. Ihre Mutter war Religionslehrerin, Grünewald war Messdienerin, hat die bischöfliche Liebfrauenschule besucht. In Münster hat sie Publizistik, Anglistik und Germanistik studiert und 2008 im Fach Kommunikationswissenschaft promoviert. Markenbildung politischer Parteien am Beispiel der SPD war ihr Thema. Danach arbeitete sie als freie Mitarbeiterin in Werbeagenturen in Köln und Düsseldorf. Dann habe sie sich gesagt, dass sie das besser könne, so Grünewald.
IHK Köln als „starke Stimme der Wirtschaft“
Dass Reitsport zum Themenfeld der Agentur gehört, ist gewiss kein Zufall. „Ich habe vier Fjordpferde“, sagte Grünewald. Weiteres Hobby ist Tanzen. Grünewald ist Mitglied der Rotarier in Bergisch Gladbach, im Vorstand der Freunde und Förderer des kölschen Brauchtums und Wirtschaftsbotschafterin der Stadt Köln. Verheiratet ist sie nicht. „Ich lebe seit Jahren in einer festen Beziehung“, sagt sie.
An der Spitze der Kammer will sie sich darum kümmern, auch die Wähler mitzunehmen, die sie nicht gewählt haben. „Die IHK Köln soll eine starke Stimme der Wirtschaft sein“, so Grünewald. Sie vertritt nun die Interessen von rund 150.000 Mitgliedsunternehmen. Der Bezirk der IHK Köln, eine der fünf größten Deutschlands, umfasst die kreisfreien Städte Köln und Leverkusen sowie den Oberbergischen Kreis, den Rhein-Erft-Kreis und den Rheinisch-Bergischen Kreis. Hier leben 2,2 Millionen Einwohner. Mittendrin die IHK als öffentlich-rechtliche Körperschaft, die neue Berufsbilder gestaltet, Standards bei Aus- und Weiterbildungsprüfungen sicherstellt und zahlreiche Dienstleistungen anbietet.
„New Kammer“ seien keine Kammergegner
Da kommt auf Nicole Grünewald einige Arbeit zu. In der Kammer gibt es Gräben. Immer wieder mussten sich Grünewald und die anderen Kandidaten von „New Kammer“ mit Vorwürfen auseinandersetzen. Kammergegner, wie sie in Hamburg das Ruder übernommen haben, seien sie nicht, betonten sie. Grünewalds Mitstreiter Hendrik Ilatzki (Tip Verbrauchermarkt, Engelskirchen), frisch als neuer IHK-Vizepräsident gewählt, betont, „New Kammer“ sei es niemals darum gegangen, die IHK zu zerstören.
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„Aber vielleicht brauchten ja einige dieses Feindbild für den Versuch, eigenen Reihen zu schließen“, sagte er der Rundschau. Eher dem Görg-Lager zuzurechnen ist der Waldbröler Sven Gebhard (GC-heat), auch er neuer Vize. Er hat sich für die Zusammmenarbeit mit Grünewald entschieden und betont die Notwendigkeit, aufeinander zuzugehen: „Es ist ja nicht alles grundsätzlich falsch, was ,New Kammer’ angesprochen hat.“
Sehr zufrieden gibt sich der neue Vize Bernhard Graner-Sommer (Ingenieurdienste Graner und Partner in Bergisch Gladbach). Er lobt Grünewalds Vorhaben, die Region rund um Köln mehr zu integrieren und nicht nur die Stadt Köln ins Zentrum zu rücken. „Davon werden wir im Rheinisch-Bergischen Kreis sicherlich profizieren.“
Die IHK sei ein fantastisches Instrument, wenn es um die Aus- und Weiterbildung gehe oder um die Vernetzung von Unternehmen und die Vertretung der Interessen der Wirtschaft, hatte Nicole Grünewald vor den Wahlen gesagt. Das gilt es jetzt zu zeigen.