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Vor Süßwarenmesse ISM in KölnUmweltschützer fordern weniger Plastik um Süßes

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Lutscher in Plastikverpackung: Vor dem Start der jährlichen Süßwarenmesse ISM Cologne fordern Umweltschützer einen "Systemwechsel" bei der Verpackung der Süßigkeiten. 

  1. Die Lust auf Süßes und Schokolade ist in Deutschland ungebrochen. Knapp 31 Kilo mampfte jeder Bürger im Schnitt.
  2. Was es sonst Neues aus der Branche gibt und wo die neuen Trends liegen verrät unser Autor Ralf Arenz.

Köln – Zufrieden mit dem abgelaufenen Jahr und zuversichtlich für 2020 zeigte sich die Süßwarenbranche im Vorfeld der Kölner Messe ISM. Und große Preissprünge müssen die Verbraucher nicht befürchten, auch wenn steigende Rohstoffkosten Süßwaren verteuern könnten.

Die Kunden

Die Lust der Bundesbürger auf Schokolade, Chips und Co. ist ungebrochen. 2019 verzehrte jeder Bundesbürger knapp 31 Kilogramm Süßwaren. Das waren 0,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Ausgegeben haben die Bundesbürger dafür 102 Euro, 2,3 Prozent mehr, wie der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie am Dienstag mitteilte. Täglich Süßwaren konsumieren 78,2 Prozent der Bundesbürger, wie aus einer Umfrage im Auftrag des internationalen Handelsverbands Sweets Global Network hervorgeht.

Der Handel

Einen Anteil von 9,8 Prozent am Lebensmittelumsatz wird mit Süßwaren und Knabberartikeln erzielt, so Stefan Gerth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE). Dabei hat der Umsatz mit Süßwaren um 3,3 Prozent zugelegte. Das war das neunte Plus in Folge, so Genth. Das größte Umsatzplus gab es mit Knabberartikeln, vor allem mit salzigen Snacks und Nussmischungen. Während das Ostergeschäft stetig an Bedeutung verliert, legte das Weihnachtsgeschäft zu. „Wir legen Spekulatius ab September in die Regale, weil die Kunden sich darauf freuen“, sagte Genth. Die Preise hätten im abgelaufenen Jahr moderat zugelegt, wegen Preissteigerungen im Einkauf. Wegen des intensiven Wettbewerbs hätten die aber nicht in voller Höhe weitergegeben werden können.

Die Industrie

3,73 Millionen Tonnen Süßwaren hat die deutsche Industrie im abgelaufenen Jahr produziert. Das waren 1,2 Prozent mehr als im Vorjahr, so der BDSI. Der Wert der abgesetzten Ware stieg um 2,3 Prozent auf 12,5 Milliarden. 54 Prozent der Waren wird exportiert, wird der Wert betrachtet sind es sogar 62 Prozent. Die Branche beschäftigt stabil 50 000 Mitarbeiter. Die wirtschaftliche Lage sei aber angespannt, so BDSI-Vorsitzender Bastian Fassin. Brexit und US-Strafzölle machten Sorgen sowie steigende Rohstoffpreise. Allein Kakao war im vierten Quartal 23 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.

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Kaugummis, die in einer kunststofffreien und biologisch abbaubaren Verpackung verkauft werden.

Neuheiten

Im Trend sind Produkte mit Pflanzenproteinen, natürliche Zutaten wie Nüsse, Hafer, Sesam oder getrocknete Beeren und Knabberartikel für den Unterwegsverzehr. Gefragt bleiben bio, vegetarisch und vegan sowie fett-, salz - oder zuckerreduzierte Produkte. Sie verharren aber noch in der Nische. 96 Prozent der Produkte im Laden sind konventionell. Gezeigt werden Neuheiten erst auf der Messe. Dann zeigt sich, ob sie den Weg in die Regale der Händler finden.

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Die Kritiker

Umweltschützer kritisieren die Verpackung der Süßigkeiten. Es gebe einen Interessenkonflikt, so die Verpackungs-Referentin bei Greenpeace, Viola Wohlgemuth zur Deutschen Presse-Agentur: „Die Industrie will verpacken. Verpackung ermöglicht mehr Werbung.“ Mit vielen Produkten, die in Plastik eingeschweißt oder stückweise einzeln verpackt sind, ist die Süßigkeitenbranche besonders verpackungsintensiv. Sie fordert kompostierbare Verpackungen oder mehr Möglichkeiten zum unverpackten Einkaufen. Die Verpackung diene der Lebensmittelsicherheit, hält die Branche dagegen. Dabei bemühe sich die Industrie, umweltfreundlich zu sein und Verpackungen zu reduzieren. Chips würden aber in Papier pappig und Schokolade werde weiß.

Die Messe

In diesem Jahr steigt die 50. Ausgabe der ISM. Angemeldet haben sich rund 1750 Aussteller. Das sind sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Die Messe von Sonntag bis Mittwoch ist einem Fachpublikum vorbehalten.