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Interview

Kölner Investor Peter Jungen
„Donald Trump könnte für Anschub in Europa sorgen“

Lesezeit 3 Minuten
Menschen verfolgen eine virtuelle Rede von US-Präsident Donald Trump auf dem Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos.

Per Video war US-Präsident Donald Trump auf dem Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos dabei. Und nicht nur das. Er war auch dominierendes Gesprächsthema.

Europa muss sich nicht vor Trump fürchten, meint der Kölner Investor und Business Angel Peter Jungen. Er war auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos und berichtet darüber im Interview mit Ralf Arenz.

Herr Jungen, ging es beim Weltwirtschaftsforum in Davos noch vor allem um Wirtschaft oder mehr um Politik?

Die diesjährige Veranstaltung war mehr als in den Vorjahren von der Politik überlagert. Kurz gesagt war Trump das Thema Nummer 1, er war Thema Nummer 2 und Trump war Thema Nummer 3. Deutlich war auch die Dominanz der US-Tech Firmen. Vor allem die haben Ladenlokale gemietet. Es gab beispielsweise das Google-Haus.

China war weniger präsent.

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China war weniger präsent. Das Land wächst für seine Verhältnisse schwach um etwa 5 Prozent im Jahr. So kann China die USA nicht einholen, die somit auf Jahre die Weltwirtschaft dominieren werden. Die neue Situation war in Davos spürbar.

Wie ist Trump angekommen?

Eigentlich ganz gut. Er hat viele Unterhaltungen dominiert nach der Ankündigung, dass er sich per Video zuschalten werde. Trump hat nicht überall Begeisterung ausgelöst. Es gibt aber die Erwartung, dass er etwas bewegt. Er kann übrigens nur so stark auftreten, weil die US-Tech-Unternehmen so stark sind. Sie dominieren derzeit die Wirtschaft in den USA und in der Welt. Sie sorgen für wirtschaftliche Dynamik. Während in Europa und vor allem in Deutschland Pessimismus vorherrscht.

Peter Jungen, hier auf einem Kongress in China Mitte Dezember, war auch beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

Um die Jahrtausendwende waren Neoliberalismus und Globalisierung das beherrschende Thema in Davos, nach der Finanzmarktkrise ging es eher um einen starken Staat, dann um Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Wofür wird Davos 2025 stehen?

Deep Tech und ein Zurückdrängen des Staates. Private Konzerne spielen jetzt eine viel größere Rolle in der Politik. Wir erleben tiefgreifende Veränderungen, die uns nicht alle gefallen. So ist das bei einer Disruption als wesentliches Element des Kapitalismus. Wir erleben auch die Rückkehr des freien Marktes.

Wie passt das zu den Ankündigungen von Zöllen durch Trump?

Trump meint, was er sagt. Er wäre aber vermutlich selbst überrascht, wenn alles eintreten würde, was er verkündet. Zölle werden von der Umgebung von Trump auch nur noch verhalten nach vorne geschoben. Die verteuern die Einfuhren in die USA, treffen so die Bürgerinnen und Bürger und sorgen für Inflation. Wenn Europa in den USA LNG kauft, dann dürfte Trump zufrieden sein. Dann hat sich das Thema mit den zu geringen Käufen von Autos aus den USA wohl erledigt.

Heißt das, dass es nicht so schlimm wird für Europa?

Es gibt für Europa keinen Grund, sich vor Trump zu fürchten. Das sehe ich bei Putin ganz anders. Europa muss aber sein Potenzial ausschöpfen. Die USA sind so stark, wegen der Tech-Konzerne und wegen des Kapitalmarktes. Die US-Pensionsfonds als die größten Kapitalsammelstellen investieren massiv in die Wirtschaft und stellen auch Wagniskapital zur Verfügung. Europäische Lebensversicherungen können das wegen strengen Regeln für ihre Anlagepolitik nicht. Vor allem müssten die europäischen Staaten besser zusammenarbeiten. Das tun sie ja noch nicht einmal ausreichend bei der Waffenbeschaffung. Trump lässt uns vielleicht erkennen, was auch wir alles machen könnten. So könnte er auch in Europa indirekt für einen Anschub sorgen.