Abfälle am besten gar nicht erst entstehen lassen, Produkte lange Zeit nutzen und dann Stoffe wieder verwerten, wenn die Produkte dann doch nicht mehr zu nutzen sind - das sind die Ideen der Kreislaufwirtschaft.
Abfälle vermeidenIHK Köln prämiert neue Ideen der Kreislaufwirtschaft
Metallschrott ist nicht gleich Metallschrott. Eine Getränkedose besteht zum Beispiel aus zwei verschiedenen Aluminiumsorten. Das macht ein hundertprozentiges Recycling schwer. Bis jetzt. Der Rösrather Maschinenhersteller Cleansort hat ein Verfahren entwickelt, das eine Trennung der verschiedenen Legierungen und dann eine hundertprozentige Wiederverwertung ermöglicht. Dafür wurde Cleansort am Mittwoch mit dem ersten Platz beim bundesweiten Wettbewerb „Going Circular“ der IHK Köln belohnt.
Wie lassen sich Abfälle vermeiden oder wieder verwerten, um die Umwelt und unsere Ressourcen zu schonen, und wer hat die preiswürdigste Idee? Dieser Anforderung stellten sich Unternehmen und Auszubildende, die ihre Ideen, Projekte und Produkte beim „Circular Economy Forum“, einreichten. Eine Jury um IHK-Präsidentin Nicole Grünewald, in der auch Rundschau-Redakteur Ralf Arenz mitwirkte, gab am Mittwoch vor knapp 200 Gästen im Börsensaal der IHK die diesjährigen Preisträger bekannt.
Die Schirmherrin des Wettbewerbs, NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur, betonte bei der Preisübergabe die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft: „Es ist wichtig, Abfälle gar nicht entstehen zu lassen und Sekundärrohstoffe zu nutzen.“ Cleansort ist genau das gelungen. Die Firma nutzt laserbasierte Sortieranlagen, die Legierungsbestandteile metallischer Schrotte in Millisekunden analysieren und daraufhin sortieren können. Die Sortierung ermöglicht es, dass gemischte Schrotte im Sinne der Nachhaltigkeit zu hundert Prozent verarbeitet werden können.
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„Wer Sekundärrohstoffe nutzt, hat keine Probleme mit den Lieferketten“, lobte Neubaur mit Blick auf die von wirtschaftlichen Abhängigkeiten gebeutelte deutsche Industrie. Dass Kreislaufwirtschaft sehr konkret das Leben von Verbrauchern beeinflussen kann, machte der Zweitplatzierte deutlich, der zudem als Sieger des ebenfalls ausgelobten Publikumspreises hervorging.
Hafermilch wird im vor Ort hergestellt
Das Kölner Start-up The Oater präsentierte eine Hafermilchmaschine, die Abfall vermeidet. „Wussten Sie, dass Haferdrinks zu 90 Prozent aus Wasser bestehen, das im Verbundkarton durch Europa transportiert wird?“, fragte Mitgründer Benjamin Auer und skizzierte damit die Idee von The Oater: „Das ist weder frisch noch nachhaltig. Wir haben eine Haferdrink-Maschine für die Gastronomie entwickelt, in der vor Ort der verpackungsarme frische Haferdrink hergestellt wird.“ So könnten Gastrokunden Verpackungsmüll, Lagerplatz und Kosten sparen. Ein weiterer Effekt: Es entstünden 41 Prozent weniger CO2-Emissionen als beim konventionellen Haferdrink.
Ein hohes Energie-Einsparpotenzial ist auch das Erfolgsrezept von Creapaper. Die Firma aus Hennef stellt mit einem neuartigen Verfahren nachhaltiges Papier aus Gräsern her. Ergebnis: 99 Prozent weniger Wasser-, 95 Prozent weniger Energieverbrauch und der dritte Platz beim Wettbewerb. Diese Platzierung teilte sich Creapaper mit Barlog Plastics, einem Hersteller von Granulaten und Kunststoffteilen. Das Unternehmen aus Overath reichte als Wettbewerbsbeitrag den so genannten „Eco Calculator“ ein. Das Berechnungstool erlaubt das Abschätzen und Optimieren des CO2-Fußabdrucks bei Kunststoffbauteilen. So können Entwicklungsingenieure schon im frühen Stadium der Herstellung sehen, welche Menge an Schadstoffen in der Produktion anfallen würden und gegebenenfalls Materialien und Kunststoffarten austauschen.
Auszeichnungen auch für Auszubildende
Darüber hinaus stellten sich sieben Teams der Azubi-Qualifizierung zu „Circularity Scouts 2024“ in einem Pitch dem Votum einer Fachjury. Neben der Ausbildung hatten sie sich fortgebildet und präsentierten nun ihre Projektarbeiten für mehr Kreislaufwirtschaft und optimierte Prozesse in ihren Betrieben. Ausgezeichnet mit dem ersten Platz wurden die Auszubildenden von Sarstedt, einem Hersteller von Medizinprodukten aus Nümbrecht. Sie zeigen einen Weg, wie nicht verunreinigte Kunststoffteile dieser Produkte recycelt werden können.
Den zweiten Platz erhielten das Azubi-Team des Veranstaltungsspezialisten Production Ressource Group aus Köln, die Teppiche für Tische in Ausstellungen wiederverwenden. Gleich zwei dritte Preise wurden vergeben an Auszubildende von Walterscheid aus Lohmar, die Transportbehälter aus Pappe durch Wiederverwendbare aus Kunststoff ersetzen, und an die der Kölner Deutz AG, die gebrauchte Pappkartons zu Füllmaterial für den Warentransport zerschneiden.