- Der Autobauer Ford will in Europa 12 000 Arbeitsplätze streichen.
- In Saarlouis laufen dieser Tage die letzten Kompaktvans C-Max und Grand C-Max vom Band.
- Wie sich Ford die Zukunft in Europa vorstellt und wie der Konzern hier wieder profitabel werden will, hat er jetzt mitgeteilt.
Köln – Vor fast einem Jahr hat Ford angekündigt, das Europageschäft umzubauen. Damals war das Unternehmen in Europa in die roten Zahlen gerutscht. Und die Konzernleitung um Jim Hackett hatte die hier angebotene Modellpalette heftig kritisiert. Die große Masse des Angebots sei unterdurchschnittlich (underperforming). Verschärft wurde die Lage durch die Pfund-Schwäche im Zuge der Brexit-Diskussionen.
Das Vereinigte Königreich ist Fords größter Markt in Europa. Ford hat nach eigenen Angaben sogar darüber nachgedacht, sich aus Europa zurückzuziehen, wie das auch General Motors mit dem Opelverkauf gemacht hatte. Doch dann wurden immer wieder einzelne Maßnahmen zur Verbesserung der Profitabilität verkündet. So wurde die Produktion des Mini-Vans B-Max im rumänischen Craiova eingestellt.
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In Saarlouis laufen dieser Tage die letzten Kompaktvans C-Max und Grand C-Max vom Band. Denn mit den Vans war die US-Führung besonders unzufrieden. Auch für den kleinen Ka+ läuten die Totenglocken. Sollen Kleinstwagen die Abgasvorschriften erfüllen, müssen sie Hybridmotoren erhalten. Das macht die Fahrzeuge so teuer, dass sie kaum noch Käufer finden. Wie sich Ford die Zukunft in Europa vorstellt und wie der Konzern hier wieder profitabel werden will, hat er jetzt mitgeteilt. Zum Ziel soll die „umfangreichsten Restrukturierung in seiner Geschichte in Europa führen“, so Ford in einer Mitteilung.
Mitarbeiter
12 000 der rund 56 000 Mitarbeiter und Leiharbeitnehmer von Ford Europa sowie von Gemeinschaftsunternehmen müssen bis Ende 2020 gehen. Der Löwenanteil entfällt, wie der Autobauer bereits früher mitgeteilt hat, auf Deutschland, wo Ford die meisten Beschäftigten hat. 5400 Mitarbeiter, Leiharbeitnehmer und befristet Beschäftigte eingerechnet, müssen in Deutschland das Unternehmen verlassen.
Im Vereinigten Königreich, die Nummer Zwei bei den Beschäftigtenzahlen in Europa, verlieren 3000 Mitarbeiter ihren Job, in Russland 2000 Mitarbeiter des Gemeinschaftsunternehmens mit Sollers, wie Ford-Europa-Chef Stuart Rowley in einer Telefonkonferenz sagte. In Frankreich schließt Ford ein Getriebewerk in Bordeaux mit 800 Mitarbeitern. Unter den 12 000 sind 2000 Angestellte. Der Abbau soll durch freiwillige Abfindungsprogramme erfolgen.
Standorte
Neben dem Getriebewerk in Frankreich wird das Motorenwerk im walisischen Bridgend mit 1700 Mitarbeitern geschlossen. Hier läuft im kommenden Jahr die Fertigung aus. Außerdem konzentriert Ford die Verwaltung im Vereinigten Königreich in Dunton und siedelt hier auch die Finanzsparte an. In Valencia wird die Nachtschicht halbiert.
Frei werdende Mitarbeiter helfen in der Tagschicht etwa beim Modellanlauf des neuen Kuga. Außerdem gibt es vier freie Tage. Geschlossen werden auch die Werke in St. Petersburg, Naberezhnye Chelmy sowie das Motorenwerk in Elabuga. Damit verfügt Ford statt bislang 24 demnächst über 18 Werke in Europa oder betreibt sie mit einem Partner.
Organisation
Ab 1. Juli gibt es drei Geschäftsbereiche bei Ford. Die Nutzfahrzeuge werden vom englischen Dunton aus geführt. Auf das Segment setzt Ford und will seine Marktführerschaft in Europa und bei den Pick-ups ausbauen. Dabei soll das Bündnis mit Volkswagen helfen. Pkw einschließlich der sportlichen Geländewagen für den europäischen Markt werden von Köln aus von Roelant de Waard gelenkt. Hier sitzt auch das Segment Importfahrzeuge, das den Mustang oder den Geländewagen Explorer nach Europa holt.
Produkte
Drei neue Produktlinien kündigte Rowley an. Eine davon ist ein bereits bekanntes batterie-elektrisches Auto, das vom Mustang inspiriert ist. „Unsere Zukunft wurzelt in der Elektrifizierung“, sagte Rowley. Jede Modellreihe werde mindestens eine elektrische Antriebsoption haben. Und eine zukünftige Familie von batterie-elektrischen Fahrzeugen werde in Europa produziert.
Ergebnis
Eine Ebit-Marge von sechs Prozent in Europa nennt Ford in einer Mitteilung als ein langfristiges Ziel. Es solle aber so schnell wie möglich erreicht werden, sagte Rowley. Ob Ford bereits im laufenden Jahr in Europa schwarze Zahlen schreibt, darauf wollte er sich nicht festlegen. Nach fast 400 Millionen Dollar Verlust vor Zinsen und Steuern im abgelaufenen Jahr gab es im ersten Quartal ein operatives Plus von 57 Millionen. Das Unternehmen sei auf dem besten Weg die Geschäftsergebnisse in diesem Jahr signifikant zu verbessern, so Rowley.