Abschaltung bis 2019Aus für fünf Kraftwerksblöcke im rheinischen Revier
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Das RWE-Braunkohlekraftwerk Neurath in Grevenbroich-Neurath (Rhein-Kreis Neuss/Nordrhein-Westfalen).
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Bergheim/Grevenbroich – Wie RWE-Power-Pressesprecher Lothar Lambertz am Freitag bestätigte, werden das Kraftwerk Frimmersdorf sowie Teile der Kraftwerke Niederaußem und Neurath mit einer Gesamtleitung von 1,5 Gigawatt schrittweise zwischen 2017 und 2019 in die Kapazitätsreserve überführt und danach im Verlauf von vier Jahren endgültig stillgelegt.
Nach Informationen unserer Zeitung sind die Mitarbeiter bei außerordentlichen Betriebsversammlungen in Frimmersdorf und Niederaußem bereits informiert worden. Bis zu 1000 der rund 10 000 Arbeitsplätze im Revier sollen schrittweise abgebaut werden. Das soll sozialverträglich geschehen.
Bei den betroffenen Kraftwerksteilen handelt es sich jeweils um Blöcke mit einer Leistung von 300 Megawatt. Die beiden verbliebenen Einheiten in Frimmersdorf werden ebenso abgeschaltet wie zwei von vier Anlagen in Niederaußem und eine von drei in Neurath. Die Strommeiler sind allesamt zwischen 1966 und 1973 errichtet worden und damit die ältesten Teile, die der RWE-Kraftwerkspark im Revier zu bieten hat. Weitere sechs 300-MW-Blöcke bleiben am Netz, und zwar je zwei in Weisweiler, Neurath und Niederaußem.
Mit der Entscheidung wird ein mit der Bundesregierung ausgehandelter Kompromiss umgesetzt, der im Juni zustande gekommen ist. Nachdem Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zunächst zur Erreichung der Klimaziele eine Sonderabgabe für alte Kraftwerksblöcke hatte einführen wollen, einigte man sich auf die Kraftwerkreserve mit schrittweiser Stilllegung. Insgesamt sollen in Deutschland so 2,7 Gigawatt aus Kohlekraftwerke vom Netz genommen werden.
Auf Begeisterung war der Kompromiss im rheinischen Revier nicht gestoßen. Er sorge aber dafür, dass Strukturbrüche vermieden würden, hieß es damals. In Inden etwa soll die letzte Kohle 2028 gefördert werden, in Hambach etwa 2040.
Auch Vattenfall und Mibrag müssen stilllegen
Braunkohlekraftwerke stilllegen müssen auch Vattenfall und die Mibrag, die im mitteldeutschen Revier und in der Lausitz aktiv sind. Insgesamt sorgt die Braunkohle für rund ein Viertel des bundesdeutschen Stroms. Etwa die Hälfte davon wird im rheinischen Revier erzeugt. Hier werden jährlich 90 bis 100 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert und zu 85 Prozent verstromt. Strom aus Braunkohle ist billig. Er belastet aber die Umwelt stark, weil die Kraftwerke im Schnitt 1100 Gramm CO2 pro Kilowattstunde Strom ausstoßen.
RWE leidet unter der Energiewende und spart. Weil die Gewinnmargen in der konventionellen Stromerzeugung zurückgehen, sank das betriebliche Ergebnis im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf zwei Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr erwartet RWE ein betriebliches Ergebnis zwischen 3,6 bis 3,9 Milliarden nach vier Milliarden im Vorjahr.