Experten glauben nicht, dass der niedrige Pegel des Rheins die Befüllung der Tagebaue Hambach und Garzweiler mit Wasser gefährden könnte.
Braunkohle-AusNiedrigwasser soll kein Problem für die Befüllung der Tagebauseen sein

So könnte laut RWE der Tagebau Hambach eines Tages aussehen, wenn er mit Rheinwasser befüllt wird.
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Der Rhein führt zurzeit Niedrigwasser wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Liegt der Pegel in Köln normal zu dieser Jahreszeit bei weit über 3,50 Meter, zeigte der Pegelturm vor wenigen Tagen weniger als 1,50 Meter an. Gestern stand er bei 1,90 Meter. Grund sind nach Einschätzung der Experten das in zu geringer Menge durchfließende oder fehlende Schmelzwasser aus den Alpen und Mittelgebirgen, aber auch der seit Wochen ausbleibende Niederschlag nicht nur entlang der Rheinschiene. Auch Leserinnen und Leser dieser Zeitung fragen sich angesichts breiter Ufersäume am Rhein in Zuschriften, „wie realistisch die Füllung des Hambachlochs mit Rheinwasser noch ist“.
Befürchtungen, dass der geringe Wasserstand des Rheins langfristig zu einem Problem für die Befüllung der Tagebaue Garzweiler und Hambach werden könnte, tritt RWE als Betreiber der geplanten Pipeline entgegen. Der Rhein führt, wie ein RWE-Sprecher auf Anfrage ausführt, „übers Jahr gesehen ausreichend Wasser, um die Tagebauseen zu befüllen“.
Bei Hochwasser kann mehr Rheinwasser transportiert werden
Die Entnahmemenge des Rheinwassers werde unterschiedliche Wasserstände berücksichtigen, so dass bei einem niedrigen Wasserpegel auch nur sehr geringe Mengen „zur unterbrechungsfreien Versorgung von Feuchtgebieten entnommen“ würden. Bei Hochwasser könne sogar mehr Wasser in Richtung der Tagebaue transportiert werden, um dahinter liegende Gebiete etwas zu entlasten.
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Das Rheinwasser soll über eine Transportleitung von Dormagen nach Hambach und Garzweiler geschleust werden. Bis der See voll ist, werden rund 40 Jahre vergehen. Auch über diesen langen Zeitraum hinweg werde das Rheinwasser ausreichen, so die Experten. Das hätten die Abflussmodelle für den Rhein auch unter Berücksichtigung der Klimaveränderungen gezeigt.

Entlang des Terra-Nova-Freizeitradwegs soll im Sommer mit dem Bau der Rheinwassertransportleitung, die unter anderem die Erft bei Bergheim-Glesch unterqueren muss, begonnen werden.
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„Mit der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) wurde ein gestaffeltes, am jeweiligen Wasserstand des Rheins ausgerichtetes Entnahmekonzept abgestimmt“, heißt es weiter. Auch die Belange der Schifffahrt am Niederrhein und in den Niederlanden seien dabei berücksichtigt worden. Es werde sichergestellt, dass die maximale Pegelabsenkung im Rhein bei Niedrigwasser auf 0,4 Zentimeter begrenzt werde.
Der Rhein werde auch aus Grundwasser gespeist. In den regenreichen Wintermonaten fülle sich der Grundwasserspeicher so weit auf, so das auch unter Berücksichtigung der Klimaveränderungen ausreichend Puffer vorhanden seien, heißt es in einer einschlägigen Untersuchung des NRW-Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) aus dem Jahr 2016. Auch der Erftverband sieht die Befüllung der Tagebaue mit Rheinwasser nicht als gefährdet an.
Zwar würden „bekanntlich klimabedingt längere Trockenphasen ohne Niederschläge und mit geringen Abflüssen in unseren Fließgewässern zunehmen“, räumt Gewässer-Bereichsleiter Dietmar Jansen ein. Das gestaffelte Entnahmekonzept sehe vor, dass zu jeder Zeit mindestens 1,8 Kubikmeter pro Sekunde, entsprechend fast 57 Millionen Kubikmeter Rheinwasser pro Jahr, entnommen werden könne. „Diese Menge ist ausreichend, um den Stützungsbedarf im Bereich des Tagebaus Garzweiler zu decken. Die Stützung der Wasserversorgung und der Feuchtgebiete hat in solchen Phasen die höchste Priorität und muss jederzeit sichergestellt sein.“
„Es ist dabei nicht kritisch, wenn die Befüllung in Trockenphasen zeitweise aussetzen muss“, betont Jansen außerdem. Eine „nennenswerte Verzögerung“ der Zeit bis zur Erreichung des Zielwasserspiegels in den Seen müsse dabei „nicht befürchtet“ werden. Die maximale Entnahme aus dem Rhein wurde mit 18 Kubikmetern pro Sekunde festgelegt.
Der Bau der insgesamt rund 45 Kilometer langen Rheinwassertransportleitung von Dormagen nach Hambach und Garzweiler soll Mitte des Jahres entlang des Terra-Nova-Freizeitradwegs (Speedway) bei Glesch beginnen und bis 2030 abgeschlossen sein. Danach ist die Befüllung der Tagebaue bis etwa 2070 vorgesehen.