Besonders hoch ist das Risiko dort, wo viel trockenes Unterholz liegt. Die Gefahr geht in der Regel von unachtsamen oder gleichgültigen Menschen aus.
Trotz RegenprognoseWaldbrandgefahr in Rhein-Erft bleibt unvermindert hoch

Die Feuerwehr Kerpen bei einem Einsatz im Jahr 2022.
Copyright: Feuerwehr Kerpen
Die Natur erwacht allenthalben, überall grünt und blüht es, die Bäume treiben aus – und dennoch warnt der Deutsche Wetterdienst in diesen Tagen vor einer erhöhten Waldbrandgefahr. Denn seit Wochen hat es kaum geregnet, die Böden sind trocken.
„Die bereits seit Februar anhaltende Trockenperiode mit zum Teil sommerlichen Temperaturen führt zur Austrocknung der Böden und der darauf vorhandenen Vegetation, wodurch sich die Entzündlichkeit gegebenenfalls erhöht“, sagt Thomas Schweinsburg, Sprecher der Kreisverwaltung in Bergheim. „Besonders gefährdet sind Flächen mit hohem Anteil an trockenem Unterholz und trockenen, abgestorbenen Pflanzenresten aus dem Winter, die bisher noch nicht gänzlich zersetzt wurden.“
Die Leute bringen zum Teil Einweggrills mit und werfen die restliche Kohle hinterher einfach ins Gebüsch
Ausgelöst würden Waldbrände häufig durch „menschliche Faktoren“, so Schweinsburg:. „Weggeworfene Zigaretten, Lagerfeuer oder Grillen im Wald wie auch geparkte Autos mit heißem Unterboden können das Risiko erhöhen.“
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Auch Revierförster Frank Mayer vom Forstamt Rhein-Erft-Sieg, der für 1900 Hektar Wald an den Villeseen zwischen Brühl, Hürth und Erftstadt zuständig ist, mahnt zur besonderen Vorsicht. Zwar komme Trockenheit zu dieser Jahreszeit häufiger vor, aber die seit Wochen stabile Wetterlage sei doch eher ungewöhnlich.

Revierförster Frank Mayer lässt trockenes Laub durch seine Hände rieseln. Von der dicken Laubschicht am Boden der Villeseen geht Waldbrandgefahr aus.
Copyright: Andreas Engels
Für die Vegetation mit tief wurzelnden Bäume sei das zwar noch kein Problem. In den Wäldern liege aber derzeit viel trockenes Laub aus dem vergangenen Herbst, dass sich wegen der anhaltenden Trockenheit nicht zersetzt habe und wie Zunder brennen könne.
Unter den Villeseen hat der Förster gerade den Otto-Maigler-See in Hürth besonders im Blick. Denn das Naherholungsgebiet ist beliebt, das trockene und sonnige Wetter lockt viele Besucherinnen und Besucher aus der Region an. Nicht alle verhielten sich dabei vorbildlich. So kann Mayer am Seeufer schon jetzt gleich mehrere frische Feuerstellen mit verkohlten Holzresten zeigen. „Die Leute bringen zum Teil Einweggrills mit und werfen die restliche Kohle hinterher einfach ins Gebüsch“, beklagt Mayer. „Das ist absolut unverantwortlich.“
Vom 1. März bis 31. Oktober gilt ein generelles Rauchverbot im Wald
Der Revierförster weist darauf hin, dass offenes Feuer im Wald und im Abstand von 100 Metern zum Waldrand verboten ist. Aber auch darüber hinaus solle die Bevölkerung vorsichtig sein und die Osterfeuer klein halten, damit keine glühenden Brandreste in den Wald gelangen und dort einen Waldrand auslösen können. Grillen sei auch an den Ufern der Villeseen nicht erlaubt.
Darüber hinaus gelte vom 1. März bis 31. Oktober ein generelles Rauchverbot im Wald. Und die Rettungswege wie Waldwege und Waldzufahrten müssen frei bleiben. Damit die Feuerwehr gegebenenfalls mit ihren Einsatzfahrzeugen durchkommt, hat der Forstbetrieb die Äste am Wegesrand zurückschneiden lassen.
Mayer fordert die Besucher an den Villeseen zur Aufmerksamkeit auf. „Wer irgendwo eine Rauchsäule im Wald aufsteigen sieht, sollte die Feuerwehr alarmieren.“
Eine dauerhafte Überwachung der Waldgebiete – im Kreisgebiet rund 9630 Hektar – gibt es nach Angaben der Kreisverwaltung nicht. Allerdings könne die Bezirksregierung je nach Wetterlage und gültigem Waldbrandgefahrenindex Überwachungsflüge anweisen, so Kreissprecher Schweinsburg.
Die Feuerwehren im Kreis seien auf mögliche Waldbrandeinsätze vorbereitet und hätten auch gezielt Einsatzmittel speziell für die Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden angeschafft, darunter zwei Abrollbehälter, die für die Löschwasserversorgung über lange Wegstrecken konzipiert seien. In den vergangenen zwölf Monaten seien bei der Kreisleitstelle der Feuerwehr indes keine Waldbrände gemeldet worden. „Es gab in dieser Zeit lediglich neun Einsätze auf sonstigen Grünflächen beziehungsweise landwirtschaftlichen Flächen in Größen von zwei bis 300 Quadratmetern“, berichtet Schweinsburg.
Dass es im Frühjahr über so viele Wochen trocken war, hatten wir schon lange nicht mehr
Auch wenn die Meteorologen für die kommenden Tage Regen vorhersagen, sei die Gefahr noch nicht gebannt, sagt Revierförster Mayer: „Jeder Regen mindert zwar die Waldbrandgefahr, aber wenn es danach zwei, drei Tage wieder trocken ist, haben wir wieder den gleichen Zustand wie heute.“
Unterdessen sind auch die Landwirte von der anhaltenden Trockenheit betroffen, sagt Kreislandwirt Willy Winkelhag aus Hürth. „Dass es im Frühjahr über so viele Wochen trocken war, hatten wir schon lange nicht mehr.“ Einige Kollegen, die Rhabarber und Gemüse anbauen, müssten ihre Felder bereits bewässern, damit die frisch gesetzten Pflanzen nicht vertrocknen.
Auswirkungen hat die anhaltende Trockenheit auch auf die Wirtschaft
Ein Problem sei, dass der Regen fehle, der sonst den ausgebrachten Dünger ins Erdreich spüle. Außerdem ziehe feuchter Boden sonst den Regen an, das fehle nun auch. „Wir warten sehnsüchtig darauf, dass es regnet“, so Winkelhag.
Auswirkungen hat die anhaltende Trockenheit auch auf die Industrie, besonders auf den Chemiestandort Wesseling. Der niedrige Rhein-Pegel erschwert den Transport, so unter anderem bei Shell. Die eingesetzten Bargen könnten pro Transport weniger Ladung aufnehmen, sagt ein Unternehmenssprecher. Dies habe zur Folge, dass mehr Schiffsverkehr im Hafen herrschen könne. Zudem habe Shell „temporär Möglichkeiten, für einige Produkte auf alternative Transporte auszuweichen, etwa Kesselwagen per Schiene, Lkw-Transporte sowie Pipelines“. Das seien aber keine Dauerlösungen, die den Schiffsverkehr komplett ersetzen können.