Die Forstämter und Feuerwehren in der Region warnen nach ausgedehntem Feuer in Overath vor weiteren Risiken in den Waldgebieten der Region. Die Talsperren sind jedoch trotz der Trockenheit noch ausreichend gefüllt.
Dürre in der RegionWaldbrandgefahr teilweise höher als im Sommer

Ein massiver Waldbrand bei Overath-Brombach hatte am Donnerstag die Einsatzkräfte in Atem gehalten.
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Es sind Bilder, die bedrohlich und erschreckend sind: Große Flächen eines Waldstücks bei Overath-Brombach standen in Brand, Hubschrauber kreisten am letzten Donnerstag das Gebiet der Ortschaft und löschten aus der Luft. Zudem wurden am Boden die Flammen bekämpft, um insbesondere Siedlungen zu schützen. Die Feuerwehr hatte ein Areal von rund 50.000 Quadratmetern im Blick, in dem die Feuer immer wieder aufflammten – also etwa sieben Fußballfelder groß.
Gemeldet wurde das Feuer am Donnerstagnachmittag, unter Kontrolle war es am späten Donnerstagabend und noch am Freitag war die Feuerwehr mit den Nachlösch- und Aufräumarbeiten beschäftigt. Unterstützung bekam die Feuerwehr aus Bergisch Gladbach und Lindlar. Insgesamt waren rund 350 Feuerwehrleute zwei Tage im Schichtdienst Einsatz. Unterstützung gab es auch von Bauern, die mit Traktoren Wasser heranschafften. Ebenfalls vor Ort waren Mitglieder von „Atfire“ einem ehrenamtlichen Katastrophenschutz.
Über Stunden lag der Brandgeruch in der Luft. Per Warn-App Nina wurden die Anwohner aufgefordert, ihre Fenster geschlossen zu halten. In der Einsatzzentrale wurde die Brandbekämpfung systematisch geplant. Dabei konnte die Feuerwehr von ihren Übungen profitieren.
Jeden Tag, an dem es keine Niederschläge gibt und es trotzdem nicht brennt, haben wir Glück.
Die Waldbrandgefahr kommt für die Feuerwehr in Rhein-Berg nicht überraschend. Seit Wochen hat es nicht mehr richtig geregnet. Dabei wird sich die Gefahrenlage nur langsam ändern. Mit dem Frühling kommt das feuchte Grüne. Bücheler: „In einigen Wochen sieht das alles sicher viel entspannter aus.“ Noch aber ist die Brandgefahr hoch – Regen ist nicht in Sicht.

Waldbrand 2023 in Eitorf (Archivbild).
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„Die Lage ist ernst im Moment“, urteilt auch Kreisbrandmeister im Rhein-Sieg-Kreis, Stefan Gandelau. „Jeden Tag, an dem es keine Niederschläge gibt und es trotzdem nicht brennt, haben wir Glück. Eine Kippe im Wald reicht, und wir haben ein Riesenthema.“ Doch selbst wenn es kräftig regnen würde, wäre die Gefahr noch nicht gebannt. Die Böden seien ausgetrocknet, das Wasser würde oberflächlich abfließen. „Wir bräuchten ein paar Tage feinen Regen, der aufgenommen werden kann“, erläutert Gandelau.
Daniel Walter, Leiter der Feuerwehr Windeck, und stellvertretender Kreisbrandmeister, schaut mit wachem Auge auf die Wälder. In seinem Zuständigkeitsgebiet hat es nicht nur Übungen, sondern auch schon große Realeinsätze gegeben, wie im August 2022. Im Dürresommer fraßen sich Flammen durch rund zwei Hektar Wald. „Es ist sehr trocken“, sagt er, „und die Wasserstände in der Sieg und den Bächen sehr niedrig.“ Der Bauhof der Gemeinde habe, solange das zulässig war, die Zufahrten zu den Entnahmestellen im Wald und an Teichen freigeschnitten. An Bächen werde gemäht. „Wo wir das Wasser noch haben, haben wir auch guten Zugang“, so Walter. Vergangene Woche haben Einsatzkräfte das Feuerwehrfahrzeug mit 2000 Meter Schläuchen genauso überprüft wie die tragbaren Pumpen, die zu den Einsatzorten geschafft werden können.
„Wir müssen sicher sein, dass sie im Ernstfall funktionieren.“ In knapp 14 Tagen holt er einen Wechsellader mit einem „Abrollbehälter Wasser“ ab. Der fasst 10.000 Liter Wasser und verfügt über eine Pumpe. „Das Fahrzeug wird für Waldgebiete vorgehalten“, erklärt er. Schon in den vergangenen Jahren hätten sich die Freiwilligen Feuerwehren taktisch neu aufgestellt. Es gibt die Alarmbereitschaften Waldbrand, die auch überörtlich unterwegs sind, und den Wasserförderzug. Wehrleute sind regelmäßig zu Aus- und Fortbildungen in Portugal.
Polizei geht in Much von Brandstiftung aus
Vor kurzem hat Walter sich mit Vertretern des Regionalforstamtes, des Deutschen Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerks und der Verwaltungsspitze unter anderem zu diesem Thema getroffen. Sein Motto: „In Krisen Köpfe kennen.“ Wer wisse, wie die anderen ticken, könne besser zusammenarbeiten. Der Windecker Feuerwehrleiter hat eine klare Idee zur Verringerung der Waldbrandgefahr: „Es wird Zeit, dass die Baumkronen grün werden.“ Der Landesbetrieb Wald und Holz in Nordrhein-Westfalen teilt mit, dass regional die Försterinnen und Förster mit Sorge auf die Flächen schauten. Noch sei der Gefahrenindex bei Stufe drei, könne aber lokal auf vier steigen, wie derzeit am Flughafen Düsseldorf. „Regeln zur Vermeidung von Waldbränden sollten jetzt unbedingt berücksichtigt werden“, heißt es in dem Schreiben.
So ungewöhnlich sei die erhöhte Waldbrandgefahr im Frühjahr nicht. Trockene Winde aus Ost/Südost, Perioden mit warmem, niederschlagsarmem Wetter und große Mengen ausgetrocknetes Material wie Laub und Reisig auf dem Waldboden führten zu einem erhöhten Risiko. Das ließe sich mit aus früheren Ereignissen abgeleiteten Regeln drastisch reduzieren. Offenes Feuer ist im und im Abstand von 100 Metern zum Wald, außer an ausgewiesenen Grillplätzen, gesetzlich verboten. Rettungswege müssen frei bleiben. Autos und Transporter dürfen nur auf befestigten Flächen abgestellt werden. Vom heißen Auspuff geht Brandgefahr aus. Glimmende Kippen lösen immer wieder Waldbrände aus, deshalb dürfen keine Zigaretten in die Landschaft geworfen werden. Vom 1. März bis 31. Oktober gilt das gesetzliche Rauchverbot im Wald. In Much musste die Feuerwehr am Sonntagnachmittag einen kleinen Waldbrand löschen. Die Polizei geht davon aus, dass das Feuer gelegt wurde.

In Much standen am Sonntagnachmittag etwa 100 Quadratmeter Unterholz in Flammen. Die Polizei geht davon aus, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde.
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Die Freiwilligen wurden am späten Nachmittag alarmiert. Der Brandort befand sich an der Bundesstraße 56, gegenüber dem Abzweig zur Ortschaft Hohr. Oben im Hang, nahe der Straße Eltersbach, brannten etwa 100 Quadratmeter Unterholz. Die Feuerwehr rückte mit mehreren Löschfahrzeugen an. Nachdem sie die Flammen unter Kontrolle hatten, setzten die Feuerwehrleute ein umweltverträgliches Netzmittel ein. In der Nähe der Brandstelle fand die Polizei einen brennenden Baumstamm vor. Sie geht deshalb von einer Vorsatztat aus.
Die Feuerwehr warnt aufgrund der seit Tagen anhaltenden Trockenheit vor einer erhöhten Waldbrandgefahr. Auch ein Lohmarer Fachmann sprach davon, dass die Waldbrandgefahr „teilweise höher als im Sommer“ sei.
Wasserspeicher in Oberberg sind noch gut gefüllt
Dass die vergangenen Wochen extrem regenarm waren, davon zeugen auch die oberbergischen Talsperren. Vor allem die Aggertalsperre ist inzwischen weit von einem „Vollstau“ entfernt, wie man ihn noch vor Jahren nach dem Winter kannte, wenn der Schnee geschmolzen war. Auf der Homepage des Aggerverbands kann man die Füllständer seiner drei Talsperren verfolgen. Für die Aggertalsperre werden am Montagmittag nur noch 57 Prozent angezeigt – Tendenz weiter fallend. Die benachbarte Genkeltalsperre ist immerhin zu 75 Prozent gefüllt, genau wie die Wiehltalsperre. Beide sind im Gegensatz zur Aggertalsperre für die Trinkwasserversorgung „zuständig“. Und so zeigt sich Axel Blüm, Aggerverbandssprecher, nach Rücksprache mit den Verantwortlichen im Haus durchaus entspannt. „Ja, es ist sehr trocken und die Feuerwehren warnen nicht umsonst vor einer akuten Waldbrandgefahr. Doch was die Trinkwasserversorgung angeht, gibt es keinen Grund für Panik.“
Das Jahr 2024 sei im Oberbergischen recht feucht gewesen, entsprechend gut gefüllt seien die Sperren. Talsperren wie die Wiehl seien zudem so gebaut, dass sie auch trotzt zweier trockener Jahre die Bevölkerung noch mit Wasser versorgen können. Experten sprechen von einem „Doppeltrockenjahr“.
In einem die Talsperre betreffenden Erläuterungsbericht des Kölner Regierungspräsidenten heißt es: „Als jährliche Wasserabgabe aus der Wiehltalsperre stehen auch unter ungünstigen Bedingungen (Doppeltrockenjahr) rund 20 Millionen Kubikmeter zur Verfügung.“
Axel Blüm sagt, dass es zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Grund gebe, dass der Aggerverband den Menschen sage, dass sie mit Hinblick auf die Trockenheit Wasser sparen müssten.