Die Durchschnittsgehälter bei den NRW-Konzernen sind teils kräftig gestiegen. Aktueller Spitzenreiter ist der Chemikalienhändler Brenntag. Wir geben einen Überblick.
Gehaltsunterschiede im ÜberblickWieviel man bei den NRW-Konzernen im Durchschnitt verdient

Laut dem Experten Nils Schmidt gehören die Chemie-, hier mit dem Leverkusener Konzern Covestro, und Energiebranche zu den Bereichen in Deutschland, mit einem hohen Gehaltsniveau.
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In vielen nordrhein-westfälischen Konzernen sind die Gehälter im Laufe der vergangenen fünf Jahre kräftig gestiegen. Das geht aus den jüngst veröffentlichten Vergütungsberichten der Unternehmen hervor. Oft hat sich die durchschnittliche Bezahlung der Schwelle von 100.000 Euro pro Jahr genähert, vielfach wird sie auch überschritten – so etwa beim Essener Chemikalienhändler Brenntag.
Besonders rasante Entwicklung bei Uniper
Eine besonders rasante Entwicklung gab es 2024 beim verstaatlichten Düsseldorfer Energieversorger Uniper. Die durchschnittliche Vergütung der Uniper-Beschäftigten schnellte Unternehmensangaben zufolge im Vorjahresvergleich um 17 Prozent auf 104.000 Euro in die Höhe.
Auch beim Essener Chemiekonzern Evonik erhöhte sich die Bezahlung für die Stammbelegschaft in Deutschland im Jahresvergleich kräftig. Laut Evonik-Vergütungsbericht verbesserten sich die Gehälter im Schnitt um knapp 13 Prozent auf 96.000 Euro. Im Fünf-Jahres-Vergleich fällt der Anstieg noch größer aus: Im Jahr 2020 lag die Durchschnittsvergütung der Evonik-Arbeitnehmer noch bei 82.000 Euro.
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Beim Essener Energiekonzern RWE verringerte sich das Gehaltsniveau im Jahr 2024 hingegen leicht – von 97.000 Euro im Vorjahr auf 96.000 Euro. Das RWE-Management gibt im Vergütungsbericht die durchschnittliche Bezahlung für die Gesamtbelegschaft des Konzerns in Deutschland an – allerdings ohne dabei das schwankungsintensive Segment Energiehandel zu berücksichtigen. Dass die Vergütung 2024 leicht unter der des Vorjahres liegt, habe auch mit „Sondereffekten“ im Vorjahr zu tun, erklärt RWE unter Verweis auf die Inflationsausgleichsprämie und Jubiläumszahlungen. Auch bei RWE fällt der Fünf-Jahres-Vergleich positiv aus: Mittlerweile ist das Gehaltsniveau im Vergleich zum Jahr 2020 rund 10.000 Euro höher.
Beim angeschlagenen Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern Bayer ging die durchschnittliche Vergütung der Arbeitnehmer im Jahresvergleich von 123.000 Euro auf 110.000 Euro zurück. Bei den Zahlen berücksichtigt der Konzern eigenen Angaben zufolge eine Vielzahl von Gehaltsbestandteilen, unter anderem – je nach Tätigkeit – Zuschläge, Bonus-Zahlungen, sogenannte Funktionseinkommen, Aktien-Programme und Dienstwagen-Budgets.
„Dass die börsennotierten Konzerne die durchschnittliche Vergütung ihrer Arbeitnehmer im Geschäftsbericht veröffentlichen müssen, gibt den Beschäftigten eine gewisse Orientierung zum Gehaltsniveau im jeweiligen Unternehmen“, sagt Nils Schmidt, Vorstand des Essener Verbands für Fach- und Führungskräfte DFK. „Wohlgemerkt: Hier geht es um den Durchschnittswert. Das heißt: Es sind sowohl die höheren als auch die niedrigeren Gehälter eingerechnet.“
Der DFK ist ein 1918 gegründeter, branchenübergreifender Berufsverband und sieht sich als Stimme der Fach- und Führungskräfte in Deutschland. Er vertritt nach eigenen Angaben in seinem Netzwerk rund 20.000 Führungskräfte des mittleren und höheren Managements. „Viele unserer Mitglieder haben ein Jahresgehalt, das oberhalb von 100.000 oder 120.000 Euro liegt“, sagt Schmidt.
Der Essener Chemikalienhändler Brenntag gehört zu den Unternehmen der Region, bei denen das Gehaltsniveau deutlich gestiegen ist. 2024 erhöhte es sich laut Vergütungsbericht um 9,2 Prozent auf 131.000 Euro. Damit ist Brenntag der Spitzenreiter im Ruhrgebiet. Beim Leverkusener Chemiekonzern Covestro bleibt die durchschnittliche Vergütung in Höhe von 122.000 Euro im vergangenen Jahr auf einem hohen Niveau stabil.
„Die Chemiebranche und der Energiesektor gehören seit Jahren zu den Branchen mit einem hohen Gehaltsniveau im bundesweiten Vergleich“, merkt DFK-Experte Nils Schmidt an. Im Vergleich dazu sind die Zahlen, die Immobilienkonzerne wie LEG und Vonovia für das Jahr 2024 veröffentlichen, teils deutlich niedriger. So beziffert der Bochumer Dax-Konzern Vonovia die durchschnittliche Vergütung der Beschäftigten mit 70.100 Euro. Beim Düsseldorfer Immobilienkonzern LEG sind es rund 80.000 Euro.
„Transparenz führt eher zu einer Erhöhung von Gehältern“
Allerdings gibt es auch in der Energiebranche Unterschiede im Gehaltsgefüge. So liegt die Durchschnittsvergütung beim Essener Energieversorger Eon im Jahr 2024 bei rund 81.000 Euro. Berücksichtigt ist hier bereits eine vierprozentige Steigerung im Vergleich zu 2023. Mit 96.000 Euro fällt die Durchschnittsvergütung beim Konzernnachbar RWE merklich höher aus. „Transparenz führt sicherlich eher zu einer Erhöhung von Gehältern. Wenn sichtbar wird, was andere Angestellte in einem vergleichbaren Umfeld verdienen, liegt der Ruf nach einer Angleichung nahe“, sagt DFK-Experte Schmidt.
Wie unterschiedlich sich die Einkommen in der Industrie entwickeln können, illustrieren die Beispiele Thyssenkrupp und Rheinmetall. Während beim angeschlagenen Essener Stahl- und Industriegüterkonzern das Gehaltsniveau bei durchschnittlich rund 72.400 Euro eher stagniert, verzeichnet die Belegschaft des boomenden Düsseldorfer Rüstungskonzerns kontinuierlich Zuwächse in den vergangenen fünf Jahren. Von 2020 bis 2024 stieg die Durchschnittsvergütung bei Rheinmetall um 10.000 Euro auf 93.000 Euro.