Lindlar – Gut besucht war die Podiumsdiskussion zum Thema „Erweiterung des Industriegebiets Klause – Pro und Kontra“. Über 200 Zuhörer verfolgten im Kulturzentrum die Diskussion zwischen den vier Lindlarer Fraktionsvorsitzenden und den beiden Bürgermeistern von Lindlar und Engelskirchen.
Die Journalistin und Buchautorin Karin Vorländer aus Nümbrecht moderierte den Abend und bezog dabei geschickt immer wieder das Publikum mit ein. Ihr Appell „hören Sie aufeinander und haben sie Respekt vor anderen Meinungen“ hatte zur Folge, dass die Diskussion friedlich und ohne persönliche Angriffe geführt wurde.
Alternative zur ursprünglichen Lösung wichtig
Im ersten Teil des Abends konnten die sechs Teilnehmer noch einmal ihre Positionen verdeutlichen. Im zweiten Teil konnten die Bürger Fragen stellen. Hans Schmitz (CDU) betonte, dass man mit der Erweiterung 400 bis 500 neue Arbeitsplätze schaffen werde. Die heimischen Firmen bräuchten dringend Erweiterungsflächen. Oberberg sei in ganz NRW der Landkreis mit den meisten Industriebetrieben.
Doch in der CDU hat sich mittlerweile die Einsicht durchgesetzt, dass es eine Alternative zur ursprünglichen, großen Lösung mit 35 Hektar Fläche braucht. Dazu muss allerdings das ganze, aufwendige Planverfahren noch einmal von vorn beginnen.
Auch in Sachen Enteignung vertreten CDU und Verwaltung jetzt einen neuen Kurs. Bürgermeister Dr. Georg Ludwig: „Das Thema Enteignung ist vom Tisch. Wir haben gelernt, dass man aufeinander zugehen muss, dass wir uns Zeit nehmen und die Planung ändern.“ Ludwig betonte, dass Klause V auf Jahrzehnte hinaus die letzte geeignete Fläche sei. Als Kompensation für den Flächenverbrauch seien zudem mehr Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen als gesetzlich vorgeschrieben.
SPD: Klause V muss mindestens ein Viertel kleiner ausfallen
Für Dr. Gero Karthaus, den Bürgermeister von Engelskirchen, spielt nachhaltiges Arbeiten die zentrale Rolle. „Wir wissen alle, dass jedes Jahr mehr nicht mehr geht. Aber keiner will der Erste sein bei Einschnitten.“ Karthaus verwies auch darauf, dass Lindlar die Flächen in Klause überhaupt nur ausweisen dürfe, weil Engelskirchen keine eigenen Flächen habe und mit im Boot sei. Die Entscheidung, ob Klause V komme oder nicht, sei allerdings alleine Lindlarer Angelegenheit.
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„Wir sind froh, dass wir überhaupt noch einmal einen Fuß in die Tür bekommen haben und auch die CDU zu einer Neuplanung bereit ist“, sagte SPD-Fraktionschef Michael Scherer. Die Kern-Forderungen der SPD: Klause V müsse mindestens um ein Viertel kleiner ausfallen, und es solle eine nachhaltiges Vorzeige-Industriegebiet werden.
Die Grünen halten an ihrer grundsätzlichen Ablehnung der Erweiterung fest. „ Wir brauchen mehr Bäume in Lindlar, der Wald spielt beim Klimaschutz eine ganz wichtige Rolle“, so Grünen- Sprecher Patrick Heuwes. Der geplante ökologische Ausgleich sei eine Mogelpackung. Ein vernünftiges Ökosystem neu aufzubauen, brauche Ewigkeiten.
IG Klause verteilte umfassenden Fragenkatalog
Auch Harald Friese (FDP) ist skeptisch, ob Klause V der Gemeinde den erhofften Nutzen bringt. Zumal Mehreinnahmen an Gewerbesteuern automatisch eine Kürzung bei den Schlüsselzuweisungen des Landes nach sich ziehen. „Und was passiert mit der Natur, wenn alles zubetoniert wird?“, fragte Friese.
Die Möglichkeit, Fragen an die Politiker zu stellen, wurde vor allem von bekannten Akteuren genutzt – wobei die Interessengemeinschaft zum Erhalt des Waldes und der Naturschutzbund weniger Fragen stellten, als ihre grundsätzlichen Statements formulierten. Der ökologische Gesamtschaden durch Klause V sei immens, betonte Rainer Ufer vom Nabu.
Die IG Klause verteilte zum Schluss der Veranstaltung einen umfangreichen Fragenkatalog an die Verwaltung und die Fraktionen und kündigte, ebenso wie der Nabu, weiteren Widerstand gegen Klause V an.
Aufsichtsrat der BGW tagte am Vorabend
Wie geht es jetzt weiter? Am Vorabend hatte der Aufsichtsrat der BGW getagt und dabei auch – laut BLZ Informationen – ausführlich über das Thema Klause diskutiert. Einzelheiten dazu gab es im Kulturzentrum nicht, die BGW-Aufsichtsräte seien rechtlich zur Verschwiegenheit verpflichtet, so Ludwig. Aus Protest dagegen blieb Jürgen Dreiner-Wirz, der für die SPD im Aufsichtsrat sitzt, der Diskussion fern. „Wenn die BGW sagt, wir machen andere Pläne, dann müssen die Planer ran“, so der Bürgermeister.
Zum Schluss fragte Moderatorin Karin Vorländer das Publikum: „Wer glaubt, dass wir auf einem schmalen Weg zu einer Lösung sind?“ Da hoben sich zumindest einige Hände.