AboAbonnieren

Dialog über Homosexualität in WipperfürthNeben St. Nikolaus weht eine Regenbogenfahne

Lesezeit 3 Minuten

Kirche vor Ort mit Birgit Baumhögger-Habbel, Adrienne Lütke-Nowak, Stephanie Hillebrand und Markus Ubatzka (v.l.).

Wipperfürth – In den Dialog treten, sich über Meinungen austauschen und auch Kritik äußern – das ist der Zweck des Formats „Kirche vor Ort“, erklärt Markus Urbatzka, Pastoralreferent der Katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus Wipperfürth. Jeden Freitag von 9 bis 11 Uhr haben Interessierte die Möglichkeit, sich auf dem Kirchplatz mit anderen Gläubigen und Mitgliedern aus dem Kirchenvorstand auszutauschen: „Nach den vielen Monaten, in denen wir mit den Gemeindemitgliedern oft nur virtuell und viel zu selten persönlich in Kontakt treten konnten, möchten wir mit diesem Format wieder in den Austausch mit unseren Mitmenschen kommen und der Entfremdung zwischen den Gläubigen vor Ort und der Bistumsleitung entgegenwirken“, erklärt Urbatzka.

Ins Leben gerufen wurde „Kirche vor Ort“ vor wenigen Wochen in der Kreuzberger Kirchengemeinde: „Anlass zu der Idee war die große Kritik am Kölner Erzbistum und die schwierige Situation der Katholischen Kirche im Allgemeinen“, erklärt Adrienne Lütke-Nowak, die in Kreuzberg eine der Initiatoren des Formats ist.

Lob und Dankbarkeit

Mit einigen Entscheidungen der Bistumsleitung sei der Kirchenvorstand in der Hansestadt nicht einverstanden: „Wir möchten, dass in unserer Kirche die Vielfalt der Menschen und auch die Meinungsvielfalt abgebildet wird. Dazu zählen unter anderem auch homosexuelle Menschen“, sagt Lütke-Nowak. Dies soll auch die Regenbogenfahne verdeutlichen, die am Freitagmorgen neben der St. Nikolauskirche im Wind weht.

Eine der ersten Rückmeldungen an diesem Tag sei ein Lob an die Kirchenleitung gewesen, wie Hillebrand berichtet: „Vorhin kam eine Dame zu uns, die sich bei uns bedankte. Dafür, dass trotz Corona die Gottesdienste zu Weihnachten und Ostern stattgefunden haben. Sie habe sich immer sicher gefühlt. So eine Rückmeldung freut uns natürlich sehr.“

„Solange ich noch dabei bin, habe ich die Chance, etwas zu verändern“.

Diskrepanzen zwischen der Bistumsleitung und den Kirchenmitgliedern vor Ort wolle man ganz bewusst und offen thematisieren. „Wir sind nicht nur für Gespräche über Gott und die Welt offen, sondern durchaus auch für kritische Stimmen“, erklärt Stephanie Hillebrand, Mitglied des Kirchenvorstands.Die Verwaltungsbereiche würden immer größer werden und im Bistum gebe es autoritäre Strukturen, kritisiert sie selbst.

Eine Art Querschnitt der Gesellschaft mit ihren Anliegen und Fragen soll „Kirche vor Ort“ abbilden, fügt Birgit Baumhögger-Habbel hinzu, die ebenfalls im Kirchenvorstand aktiv ist. Oft werde sie von Freunden oder Bekannten gefragt, wie sie die Kirche trotz der Kritik weiterhin unterstützen könne: „Ich sage dann immer: Solange ich noch dabei bin, habe ich die Chance, etwas positiv zu verändern“.

Das könnte Sie auch interessieren:

Vorerst bis zu den Sommerferien, die am Montag, 5. Juli, beginnen, findet das Format „Kirche vor Ort“ jeden Freitag von 9 bis 11 Uhr vor dem Haupteingang der St. Nikolauskirche statt und in Kreuzberg immer samstags von 10 bis 12 vor der St. Johannes Kirche.