Der Zusammenstoß zweier Flugzeuge auf Tokios Flughafen Haneda beschäftigt die Behörden. Wie konnte es zu dem Flammeninferno kommen?
Audiodaten geben AufschlussNeue Details zur Flugzeug-Katastrophe in Tokio – Maschine ohne Startbahn-Erlaubnis
Einen Tag nach der spektakulären Kollision eines japanischen Passagierflugzeugs mit einer Maschine der Küstenwache auf dem Tokioter Flughafen Haneda haben die Verkehrsbehörden des Landes mit der Untersuchung des tödlichen Unfalls begonnen.
Das Japan Transport Safety Board, eine für schwere Unfälle mit Flugzeugen, Zügen und Schiffen zuständige Regierungsbehörde, nehme die ausgebrannten Wrackteile unter die Lupe, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Mittwoch. Ein Passagierflugzeug der Japan Airlines (JAL) war am Vortag unmittelbar nach der Landung mit der Küstenwachenmaschine zusammen gestoßen. Beide gerieten in Brand.
Flug-Unfall in Tokio: Flugzeug der Küstenwache hatte wohl keine Erlaubnis – menschlicher Fehler
Nach einem Bericht der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo geht der tragische Unfall auf einen menschlichen Fehler zurück: Demnach hatte das Flugzeug der Küstenwache keine Erlaubnis für die Start- und Landebahn am Flughafen Haneda. Die Nachrichtenagentur beruft sich auf das Verkehrsministerium. Dass das Küstenwachen-Flugzeug, in dem fünf Menschen ums Leben kamen, sich nicht auf das Rollfeld hätte begeben dürfen, geht demnach aus Kommunikationsdaten zwischen den Flugzeugen und der Flugkontrolle hervor.
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Zuvor berichtete der japanische Sender NHK, dass der Kontrollturm das Flugzeug der Küstenwache angewiesen haben soll, kurz vor der Landebahn zu halten. Offiziell bestätigt ist das allerdings nicht. Die Angaben scheinen widersprüchlich, denn NHK zitierte auch einen nicht namentlich genannten Beamten der Küstenwache, nach dessen Aussage der Pilot unmittelbar nach dem Unfall beteuert haben soll, die Erlaubnis zum Start erhalten zu haben. Dies würde für einen Fehler auf Seiten der Fluglotsen sprechen.
Flugzeug-Unglück in Tokio: Behörden kündigen Untersuchungen an
Während alle 379 Personen an Bord des Passagierflugzeugs vom Typ Airbus A350 die lichterloh brennende Maschine ohne lebensgefährliche Verletzungen verlassen konnten, kam für fünf Menschen an Bord des Flugzeugs der Küstenwache jede Hilfe zu spät. Nur der Pilot der Bombardier DHC8-300 kam raus, er erlitt laut Medien schwere Verletzungen.
Bei den Opfern handelt es sich laut japanischen Medienberichten um den Co-Piloten Nobuyuki Tahara, 41, den Funker Yoshiki Ishida, 27, den Radarbediener Wataru Tatewaki, 39, und die Mechaniker Makoto Uno, 47, und den 56-jährigen Shigeaki Kato. Der Pilot, der 39-jährige Genki Miyamoto, überlebte.
Flugzeug-Katastrophe in Tokio: Schuldfrage muss geklärt werden
Das Flammeninferno an der JAL-Maschine konnte erst mehr als acht Stunden nach der Kollision unter Kontrolle gebracht werden. Ein Polizeisprecher sagte, dass eine Sonderermittlungseinheit am Flughafen eingerichtet worden sei, die die Landebahn untersuche und plane, die beteiligten Personen zu befragen.
Tokio: Airbus A350-900 war erst zwei Jahre alt
Die Fluggesellschaft JAL strich nach der verheerenden Kollision ihres Flugzeuges mit dem Küstenwachenflugzeug am Mittwoch mehr als 40 Inlandsflüge von und nach Haneda. Der betroffene Flugzeughersteller Airbus hatte am Unglückstag laut Mitteilung aus Toulouse Mitgefühl für alle von dem Unfall Betroffenen ausgedrückt.
Der A350-900 war demnach erst zwei Jahre alt. Man werde die Behörden bei der Untersuchung des Vorfalls technisch unterstützen, hieß es. Alle Start- und Landebahnen des verkehrsreichsten Flughafens Japans waren am Unglückstag vorübergehend geschlossen worden, konnten aber bis auf die Rollbahn mit der Unfallstelle wieder geöffnet werden.
Flug JL516: Neue Details zum Unfall bekannt – Audiodaten veröffentlicht
Einen Tag nach dem tödlichen Vorfall am Internationalen Flughafen in Tokio werden immer mehr Details zum Unfallhergang bekannt. Um 17:43 Uhr Ortszeit wies das Kontrollturm-Personal die Piloten des Airbus A350-900 auf Flug JL516 an, ihren Anflug auf Haneda fortzusetzen, wie die Zeitung „The Japan Times“ berichtet. Anderthalb Minuten später erhielt der Flug die Landeerlaubnis, wie aus den Audiodaten hervorgeht, die auf LiveATC.net veröffentlicht wurden, einem Dienst, der die Flughafenkommunikation verfolgt.
Weniger als drei Minuten später stand das Flugzeug mit 379 Menschen an Bord in Flammen, nachdem es unmittelbar nach der Landung mit einer viel kleineren De Havilland Canada Dash 8 der japanischen Küstenwache zusammengestoßen war. „Wir haben ein Feuer auf der Landebahn 34R“, sagte ein nicht identifizierter Sprecher.
Fünf Tote bei Flugzeug-Kollision: Experten glauben an menschliches Versagen
Experten aus Japan beschäftigen sich ebenfalls mit der Frage, wie es zu der verheerenden Flugzeug-Katastrophe kommen konnte. Der japanische Luftfahrt-Experte Yoshimoto Aoki äußerte schnell die Vermutung, dass menschliches Versagen die Ursache für den Unfall sei und nannte zwei mögliche Verantwortliche für die Explosion auf dem Flughafen in der japanischen Hauptstadt: die Piloten oder die Fluglotsen. „Die Flugsicherungssysteme der Welt sind so konzipiert, dass Unfälle vermieden werden, solange die Fluglotsen an den Flughäfen korrekte Anweisungen geben und die Piloten diese befolgen“, so Aoki.
Demnach ist er davon überzeugt, dass entweder die Fluglotsen einen Fehler gemacht, oder die Piloten deren Anweisungen nicht befolgt haben. Ähnlich äußerte sich mit Kotaro Toriumi ein weiterer Experte. Menschliches Versagen seitens der Fluggesellschaft, der Küstenwache oder der Fluglotsen sei möglich, so der japanische Reise- und Luftfahrtanalyst.
Der Airbus näherte sich dem Airport Haneda von Süden und setzte auf der Landebahn 34R auf. Offenbar haben die Piloten die De Havilland Canada DHC-8 (Dash 8) der japanischen Küstenwache, die in ihre Flugbahn gerollt war, entweder nicht gesehen oder hatten keine Zeit mehr, auf sie zu reagieren.
Viel Lob erhält indes sowohl die Crew des verunglückten Airbus als auch die Rettungsmannschaft, die eine schnelle Evakuierung der 367 Passagiere der JAL-Maschine gewährleisteten. Dank schneller Rettungsmaßnahmen konnten alle 367 Passagiere und 12 Besatzungsmitglieder entkommen, obwohl die Kabine des A350 mit Rauch gefüllt war. (mit mab/dpa)