Recklinghausen – Bei der Suche nach dem jahrelang verschwundenen Jungen im Ruhrgebiet hat es möglicherweise eine Ermittlungspanne gegeben. Nachdem die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ Ende Juli 2019 über den 15-Jährigen berichtet habe, sei ein Hinweis eingegangen, dass er sich in der Wohnung eines 44-Jährigen in Recklinghausen aufhalte, teilte die Polizei Recklinghausen mit. Derzeit werde polizeiintern geprüft, ob das Polizeipräsidium Duisburg diesem Hinweis mit der gebotenen Konsequenz nachgegangen sei.
„Der Hinweis ist wohl abgelegt worden ohne weitere Maßnahmen“, bestätigte ein Duisburger Polizeisprecher. Warum dem Hinweis nicht nachgegangenen worden sei, werde nun untersucht. Dazu habe Duisburg von den Kollegen in Recklinghausen wieder die Akte des Jungen angefordert. Außerdem müssten Kollegen befragt werden.
Mutmaßlicher Täter bereits wegen Kinderpornos auf Bewährung
Entdeckt worden war der gut zweieinhalb Jahre vermisste Jugendliche erst am vergangenen Freitag bei einer polizeilichen Durchsuchung in der Wohnung des 44-Jährigen. Der heute 15-Jährige war in einem Schrank versteckt. Der Mann sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Der Jugendliche sei weiterhin in einer jugendpsychiatrische Klinik untergebracht, sagte am Donnerstag ein Polizeisprecher in Recklinghausen.
Der Mann wurde wegen des Besitzes von Kinderpornografie bereits im März 2018 zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Ermittler des Fachkommissariats für Sexualdelikte hatten die Wohnung des 44-Jährigen später erneut ins Visier genommen. Der zufällig in dem Schrank entdeckte Jugendliche soll sich mindestens die vergangenen zwei Jahre in der Wohnung des Verdächtigen in Recklinghausen aufgehalten haben.
Weitere Akten zur Auswertung angefordert
Der Junge war im Juni 2017 im Alter von 13 Jahren aus einer Wohngruppe in Oer-Erkenschwick verschwunden. Nach ihm wurde bundesweit gefahndet. Es sei unklar, wann er wieder zurück zu seiner Mutter könne, sagte ein Behördensprecher in Recklinghausen: „Die Entscheidung, was mit dem Jungen passiert, wird eine ärztliche sein und keine polizeiliche.“
Polizisten hatten die Wohnung des Festgenommenen nach Beweismitteln wie Datenträgern durchsucht. Die vollständige Auswertung werde noch einige Zeit dauern. Eine 18-köpfige Ermittlungsgruppe arbeite an dem Fall, teilte die Polizei mit. Im Zusammenhang mit der Auswertung seien die Akten aus Duisburg angefordert worden, sagte der Recklinghäuser Polizeisprecher. Dabei sei der nicht weiterverfolgte Hinweis vom Juli des Jahres aufgefallen. (dpa)