Stanley Karl war ein enger Freund von OceanGate-Gründer Stockton Rush. Dennoch erhebt er schwere Vorwürfe gegen dessen Tauchboot „Titan“.
Vorwürfe gegen OceanGateEx-Passagier nennt implodierte „Titan“ „Mäusefalle für Milliardäre“
Ein ehemaliger Passagier der „Titan“ hat die Konstruktionsweise des implodierten Tauchboots kritisiert und OceanGate-Gründer Stockton Rush vorgeworfen, Warnungen vor dem Unfall ignoriert zu haben. Rush habe eine „Mäusefalle für Milliardäre“ gebaut, sagte Stanley Karl, zugleich ein enger Freund des Piloten der „Titan“, dem australischen Nachrichtenmagazin „60 Minutes“.
Stanley Karl war 2019 gemeinsam mit Stockton Rush mit der „Titan“ in der Nähe der Bahamas unterwegs, das Tauchboot befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in der erweiterten Testphase. Bereits bei dem Tauchgang im Atlantik habe er bereits ein unangenehmes Gefühl gehabt und Rush vor möglichen Schwachstellen des Tauchboots gewarnt. Er habe diese allerdings ignoriert.
Tauchboot „Titan“: Ex-Passagier erhebt schwere Vorwürfe gegen OceanGate-Besitzer Stockton Rush
„Wir sind hinabgetaucht und plötzlich habe ich etwas gehört, dass wie Schüsse geklungen hat. Das ist echt ein unheimliches Geräusch, wenn du so weit unter der Meeresoberfläche bist“, erkläre Karl im Rahmen einer Dokumentation zur implodierten „Titan“ weiter. Er habe „keine Zweifel“, dass es der aus Karbon bestehende Mittelteil des Tauchboots gewesen sei, der dem Druck tief unter Wasser nicht standhielt.
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Erste Fotos der Trümmerteile der „Titan“ hatten gezeigt, dass ein Großteil des Tauchboots durch die Implosion zerstört wurde, die Verbindungsringe zwischen dem schlauchartigen Mittelteil aus Karbon und den Abschlusskappen aus Titan aber intakt waren. Tiefsee-Ingenieure gehen daher davon aus, dass der Tauchboot-Teil aus Karbon zuerst versagt hatte.
Implodierte „Titan“: Tauch-Experte bemerkt „unheimliche Geräusche“ bei Tauchgang im Atlantik
Stockton Rush hatte sich damit gerühmt, als eine Art Pionier sein Tauchboot teilweise aus Karbon gefertigt zu haben. Üblicherweise werden diese aus Titan konstruiert, vor allem wenn es um Tauchgänge in große Tiefen geht. OceanGate entschied sich unter anderem für Karbon, um Gewicht zu sparen und so mehr Gäste pro Tauchgang mitnehmen zu können. Das Wrack der Titanic liegt in einer Tiefe von 3803 Metern.
„Was wir hörten, klang meiner Meinung nach [...] wie ein Fehler oder Defekt in einem Bereich, auf den der enorme Druck einwirkt und der zerdrückt oder beschädigt wurde“, schrieb Karl an Rush in einer E-Mail, die dem US-Nachrichtensender „CNN“ vorliegt. Der OceanGate-Gründer soll die Warnungen allerdings ignoriert und an der Konstruktion der „Titan“ nichts geändert haben.
Stanley Karl betreibt selbst in Honduras ein Unternehmen, das sich auf Tiefsee-Tauchgänge spezialisiert hat. Er glaubt, dass Stockton Rush eine Vorahnung hatte, wie sein Leben enden würde. „Er wusste, dass es so enden würde. Er ist buchstäblich mit dem größten Knall in der Geschichte der Menschheit abgetreten, mit dem man hätte abtreten können“, erklärt der Tiefseetaucher weiter.
Tauchboot „Titan“: Titanic-Besitzer reichen Klage gegen OceanGate ein
Stockton Rush war gemeinsam mit vier Passagieren am 18. Juni 2023 mit dem Tauchboot „Titan“ zum Wrack der Titanic aufgebrochen. Mit an Bord waren der britische Milliardär Hamish Harding, der pakistanische Unternehmer Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman, sowie der französische Titanic-Experte Paul-Henri Nargeolet. Sie alle kamen bei der Implosion nahe der Titanic ums Leben.
Schon kurz nach Beginn einer weltweit beachteten Suchaktion war Kritik an der Konstruktionsweise der „Titan“ laut geworden. Die Besitzer des Titanic-Wracks, RMS Titanic, hatten unter anderem Klage gegen OceanGate eingereicht, weil das Unternehmen ihnen falsche Sicherheitsversprechen gegeben haben soll. Nur auf dieser Grundlage hatte RMS Titanic Experte Nargeolet die Tauchgänge mit der „Titan“ genehmigt. (shh)