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VfL GummersbachInterview zum Saisonabschluss mit Julian Köster und Ellidi Vidarsson

Lesezeit 6 Minuten
Gummersbach
Schwalbe Arena
Handball
VfL Gummersbach
Interview Doppelinterview Kapitäne Julian Köster und Ellidi Vidarsson

Julian Köster (l.) und Ellidi Vidarsson blicken auf eine erfolgreiche Saison zurück.

Für Julian Köster und Ellidi Vidarsson war es die Premiere in der Ersten Handball-Liga und als Mannschaftsführer beim VfL Gummersbach.

Am Sonntag beendet Aufsteiger VfL Gummersbach die Saison in der Handball-Bundesliga. Für Julian Köster (23) und Ellidi Vidarsson (24) war es nicht nur die Premiere in der Ersten Liga, sondern auch die erste als Kapitän und Stellvertreter. Darüber sprachen Lara Mielke und Andrea Knitter mit ihnen.

Wie war das erste Jahr in der Handball-Bundesliga für Sie?

Julian Köster: Es hat sehr viel Spaß gemacht und war noch viel intensiver, als ich gedacht habe. Jedes Spiel war umkämpft.

Ellidi Vidarsson: Ich habe viel gelernt und lerne jeden Tag in der Liga noch dazu. Ich will mich weiterentwickeln.

Wie haben Sie sich nach dem Aufstieg im Sommer auf das Neuland Bundesliga vorbereitet?

Köster: Durch unsere Spiele mit der Nationalmannschaft konnten wir bereits Erfahrungen auf einem höheren Niveau als der Zweiten Liga sammeln. Das hat uns geholfen.

Vidarsson: In den zweieinhalb Jahren beziehungsweise bei Julian anderthalb Jahren in der Zweiten Liga konnten wir als junge Spieler viel lernen und Erfahrungen sammeln. Wir durften Fehler machen und dass wir im Aufstiegsjahr die Liga dominiert haben, hat uns auch geholfen.

Was war Ihr Highlight?

Köster: Der 31:29-Sieg im November zu Hause gegen Flensburg, ein Top-Fünf-Team der Liga, war ein absolutes Highlight. Und das 34:30 in Leipzig. Zu dem Zeitpunkt befanden wir uns in einer schwierigen Phase und haben eine super Teamleistung gezeigt.

Vidarsson: Der Sieg in Leipzig war besonders wichtig, nachdem wir nicht so gut aus der WM-Pause gekommen sind. Der Erfolg hat uns für die kommenden Spiele wieder in die Spur gebracht.

Mit der jungen Mannschaft des VfL stehen Sie mit dem Aufstieg in die Bundesliga Weltklassespielern gegenüber. Wie geht man am Anfang damit um?

Vidarsson: Man geht mit viel Respekt in die Spiele, hat die Gegner natürlich im Video studiert. Man hat aber keine Angst gegen sie zu spielen und wenn, dürfte man sie nicht zeigen. Bei mir spielt noch eine Rolle, dass wie beispielsweise in Magdeburg mit Gisli Kristjansson und Omar Ingi Magnusson zwei Isländer zu den Leistungsträgern gehören. Es ist nicht nur schön, mit ihnen auf isländisch zu sprechen, sondern es ist auch eine Extra-Motivation gegen sie zu spielen.

Sie stehen zum Ende der Saison unter den besten zehn Mannschaften der Bundesliga, als Aufsteiger und jüngstes Team. Hätten Sie vor der Saison geglaubt, dass es so gut laufen würde?

Vidarsson: Wir haben immer daran geglaubt, dass wir es schaffen können. Als wir dann im zweiten Saisonspiel gegen Magdeburg mithalten konnten, wussten wir es sicher.

Köster: Uns war bewusst, dass wir sehr viel Potenzial in unserer Mannschaft haben. Vor der Saison war uns nicht klar, ob wir dies auch abrufen können und ob uns beispielsweise auch Verletzungen einen Strich durch die Rechnung machen. Von daher ist es schwierig, sich vor der Saison konkrete Gedanken über eine Platzierung zu machen.

Ich habe nirgendwo unterschrieben. Ich fühle mich sehr wohl in Gummersbach, habe noch Vertrag und bin voller Vorfreude auf die neue Saison.
Julian Köster, Handballer

Was war der Erfolgsschlüssel: Abwehr oder Angriff?

Vidarsson: Beim Blick auf die Tordifferenz liegt nicht viel dazwischen, trotzdem war die Abwehr besser.

Köster: Wir waren konstanter in der Abwehr und haben dadurch unser Tempospiel aufbauen können.

Welche Rolle spielen die Zuschauer in der Schwalbe-Arena?

Vidarsson: Es ist toll, dass fast jedes Spiel ausverkauft ist. Wenn wir uns schlecht fühlen, dann pushen uns die Zuschauer. Es ist vor allem umso besser, nachdem wir zuletzt durch Corona so lange ohne Zuschauer spielen mussten.

Köster: Die Halle ist ja nicht nur ausverkauft, sondern es herrscht diese unglaubliche Stimmung. Das ist jedes Mal aufs Neue Wahnsinn und wir spielen uns gemeinsam mit den Zuschauern in einen Rausch.

Anfang der Saison wurden Sie, Julian, von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson zum Mannschaftsführer ernannt und Sie, Ellidi, zu seinem Stellvertreter. Wie haben Sie reagiert?

Köster: Ich habe mich sehr gefreut, dass er es uns zugetraut hat. Ich hatte diese Rolle vorher noch nie.

Vidarsson: Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich als Ausländer eine solche Riesenrolle bekomme. Ich glaube aber, dass es zu meinem Charakter passt, eine solche Rolle zu übernehmen.

Was gehört zu Ihrem Amt?

Köster: Es sind einige organisatorische Dinge, die zu erledigen sind. Zum Beispiel, wann wir trainieren oder die Kommunikation zwischen der Mannschaft und der Geschäftsstelle.

Vidarsson: Wir haben viele Führungsspieler in der Mannschaft, das macht die Aufgabe einfacher.

Am Sonntag findet das letzte Saisonspiel bei Absteiger GWD Minden statt. Was wünschen Sie sich zum Abschluss?

Vidarsson: Die Saison soll enden, wie sie angefangen hat – mit einem Sieg.

Köster: Auch wenn Minden schon abgestiegen ist, wird es ein schweres Spiel, denn die Mannschaft möchte sich in ihrem letzten Heimspiel vor eigenem Publikum sicher noch einmal gut präsentieren.

Anschließend beginnt die vierwöchige Pause. Was haben Sie geplant?

Köster: Ich werde Urlaub in Portugal machen und für kurze Zeit die Beine baumeln lassen. Dann werde ich auch schon wieder die Laufsachen anziehen. Wir haben vor kurzem Lauftests gemacht, worauf das Laufprogramm aufbaut, das individuell für jeden von uns erarbeitet wurde.

Vidarsson: Ich werde das schöne Wetter auf Island genießen. (lacht) Ich kann aber auch sagen, dass man nach fünf Tagen Ruhe keine Lust mehr darauf hat und gerne die Schuhe schnürt. Außerdem werde ich meinem Bruder gratulieren, der mit seiner Mannschaft isländischer Meister geworden ist.

Das erste Jahr in der Bundesliga ist gut gelaufen, haben Sie Sorge, dass es im zweiten Jahr deutlich schwerer wird?

Vidarsson: In der Bundesliga wird es nie einfacher. Wir bereiten uns gut vor, sind zum Trainingslager in Italien, dann werden wir sehen, wie es läuft. Ich denke, wir sind stärker als in dieser Saison.

Julian, Sie sind ein begehrter Spieler und werden trotz des Vertrags in Gummersbach bis 2025, immer wieder mit anderen Vereinen, vor allem dem THW Kiel, in Verbindung gebracht. Haben Sie dort schon unterschrieben?

Köster: Ich habe nirgendwo unterschrieben. Ich fühle mich sehr wohl in Gummersbach, habe noch Vertrag und bin voller Vorfreude auf die neue Saison.

Mit ihrem Bruder Moritz gibt es jetzt noch einen zweiten Köster auf Rückraum links im Aufgebot der Bundesliga. Was bedeutet die Konkurrenz aus der eigenen Familie für Sie?

Köster: Es ist schon etwas Besonderes, mit dem eigenen Bruder zum Bundesligaspiel einzulaufen. Außerdem kann der Kleine ja noch was lernen. (lacht) Am meisten hat sich aber wohl unsere Mutter gefreut.

Ellidi, Sie hatten einige Angebote, haben sich aber vorzeitig entschieden, Ihren Vertrag beim VfL bis 2025 zu verlängern. Was hat den Ausschlag gegeben?

Vidarsson: Ich hatte einige Angebote, aber es hätte schon etwas Besonderes gebraucht, dass ich Gummersbach verlassen hätte. Ich kann hier viel spielen und lernen, was mir viele Möglichkeiten gibt. Außerdem fühlen meine Freundin und ich uns in Gummersbach sehr wohl.