Köln – Ein Duell mit dem FC Bayern München lässt schon mal einen verwirrten Gegner zurück. Entweder, weil der Rekordmeister ein Team nach allen Regeln der Fußballkunst so seziert hat, dass die Geschlagenen ihre eigenen Fähigkeiten in Frage stellen. Oder die Bayern so lasch zur Sache gegangen sind, dass die Kontrahenten ihr Glück gar nicht fassen können. Der 1. FC Köln erlebte am Samstag in der Allianz-Arena beide Phänomene. Es dürfte Trainer Markus Gisdol und sein Team deshalb einige Anstrengung kosten das verdiente, aber zu hoch ausgefallene 1:5 einzuordnen und die richtigen Schlüsse für die nächste Aufgabe zu ziehen. Die heißt nächsten Sonntag Werder Bremen. Eine Partie, die für die akut abstiegsgefährdeten Geißböcke von großer Bedeutung ist.
„Wir sind etwas unter Wert hier rausgegangen“, bedauerte FC-Trainer Markus Gisdol und fügte an: „Mit etwas mehr Glück hätten wir sogar etwas mitnehmen können.“ Angesichts der klaren Niederlage mutete diese Aussage merkwürdig an, ganz unrecht hatte der 51-Jährige aber nicht. In der ersten Hälfte hatten die Kölner aufmerksam verteidigt und den Bayern nicht mehr angeboten als zum Beispiel Leipzig beim 0:0 im Dezember. Nur, dass die in Bestbesetzung angetretenen Münchner am 121. Geburtstag ihres Vereins offensiv voll fokussiert waren und durch Eric Choupo-Moting und Robert Lewandowski die beiden besten ihrer nur vier Chancen in Tore umwandelten.
Wechsel bringt Aufschwung
„Bayern war sehr effizient und hat unsere wenigen Fehler konsequent ausgenutzt. Wir haben es ihnen aber schwer gemacht, uns in Verlegenheit zu bringen. Wir waren gut organisiert“, lobte Gisdol. Positiv vermerken durfte der Trainer zudem den Aufschwung seiner Mannschaft im Spiel mit Ball nach dem Wechsel. Dass nur ein Treffer durch Ellyes Skhiri zum 1:2 dabei heraussprang, beraubte den FC der Möglichkeit auf eine erneute Überraschung gegen ein Champions League-Team.
Die Geschichte der zweiten Halbzeit verdeutlichte aber auch, warum die Bayern aktuell das Nonplusultra im Vereinsfußball darstellen und die Kölner nicht wissen, in welcher Klasse sie nächste Saison spielen. Ondrej Duda sowie Max Meyer und Dominick Drexler ließen klare Chancen liegen. Wobei Drexlers kapitaler Fehlschuss (75.) wohl nur eine Randnotiz geblieben wäre, wenn sein Versuch aus „ekligem Winkel“ (Salih Özcan) nicht am Pfosten sondern im Tor gelandet wäre. Bevor Drexler Welttorhüter Manuel Neuer an der Außenlinie den Ball abgenommen hatte, soll er beim Pass von Marius Wolf im Abseits gestanden haben.
Auf der anderen Seite schwamm der Club-Weltmeister zwar defensiv bis zum Schlusspfiff bedenklich, offensiv entfaltete er mit dem überragenden Leon Goretzka (drei Assists) aber seine unfassbare Qualität. Was neben Goretzka und Lewandowski daran lag, dass Trainer Hansi Flick nach 63 Minuten mit Thomas Müller und Serge Gnabry zwei Nationalspieler einwechseln konnte. „Solche Möglichkeiten zu besitzen, das ist Bayern München, das ist einzigartig. Für uns war es sicher nicht der ideale Zeitpunkt gegen sie anzutreten“, sagte der FC-Coach. Besser wäre es noch vor zwei Wochen gewesen, als Bielefeld einen Punkt aus München entführte. Müller fehlte da corona-bedingt, Gnabry war verletzt.
Die Probleme im Sturm
Gegen den FC benötigte Müller zwei Ballkontakte, um mit seinem elften Assist dieser Saison Lewandowski seinen 28. Trefferaufzulegen. Und Gnabry machte seinem Ruf als Köln-Schreck mit den Treffern acht und neun gegen den FC (82./86.) alle Ehre und ließ die Geißböcke verwirrt auf die Anzeigetafel blicken. „Das war schon hart, dort ein 5:1 stehen zu sehen“, räumte Markus Gisdol ein.
Neben dem für Moral und Torverhältnis wenig erquicklichen Resultat nahm der FC auch das Problem Emmanuel Dennis aus München mit. Der Leihstürmer aus Brügge lieferte nach vielen schwachen Leistungen seine bislang schwächste ab. Sein katastrophaler Fehlpass auf Lewandowski vor dem 0:2 zwang Gisdol zur Auswechslung des Nigerianer zur Pause: „Er hat keine gute Partie gemacht hat. Ihm hat auch die letzte Konsequenz gegen den Ball gefehlt. Solche Tage gibt es für Spieler. Wir werden daran arbeiten“, sagte Gisdol über die große Baustelle Angriff.
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Bis Sonntag bleibt Zeit, um sich für das Duell mit Bremen etwas einfallen zu lassen und das seltsame 1:5 einzuordnen. Vielleicht so wie Ellyes Skhiri: „Wir werden daraus lernen und können Selbstvertrauen aus der zweiten Halbzeit ziehen.“