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SchnäpchenjagdGroßer Andrang und gute Stimmung bei Fundbüroversteigerung in Köln-Kalk

Lesezeit 3 Minuten
Ein Besucher der Versteigerung steht neben seinem neu erworbenen Gamer-Stuhl.

Für nur 30 Euro ersteigert: Ein Besucher der Versteigerung freut sich über sein Schnäppchen. 

Eine Tüte voller AirPods, Boxhandschuhe, Laptops: Das Fundbüro Kalk verkaufte, was andere verloren haben. 

Schon von Weitem erkennt man die kleine Traube an Menschen vor dem Fundbüro in Kalk. Sie lässt erahnen, welches Spektakel hier gleich stattfinden wird: Das Fundbüro an der Dillenburgerstraße versteigert seine Schätze. Um Punkt 11 Uhr werden die ersten Besucher eingelassen. Es wird gedrängelt, denn die Plätze sind begrenzt. „Wir sind zum ersten Mal hier“, erzählt ein älteres Paar, bevor es sich schnell durch den Türrahmen drückt. Zwischendurch immer wieder Einlassstopp.

Drinnen ist der Raum jetzt bis auf den letzten Stuhl besetzt. Es ist warm und alle reden wild durcheinander. Der Leiter des Fundbüros, Vincent Güte, bittet mit lauter Stimme zur Ruhe. Routiniert und bestimmt erklärt er die Versteigerungsregeln und das berühmte zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten-Prinzip. „Es gilt gekauft wie gesehen und zum Dritten ist gekauft...“

Das will doch keiner haben.
Besucher der Fundbüroversteigerung

Die Auktion beginnt mit einem TomTom-Navi. Aus der letzten Reihe ertönt ein Lachen. „Das will doch keiner haben.“ Es will dann doch einer - fünf Euro zum Ersten, zum Zweiten, gekauft. Etwas schneller ist das iPhone 12 Pro in sehr gutem Zustand weg. In Zehner-Schritten wird der Preis nach oben getrieben und landet schließlich bei 200 Euro. Ein Herr mit roter Kappe kommt vor, zückt sein Portemonnaie und darf das Smartphone direkt mitnehmen.

Nach einer Stunde ist die Versteigerung dann in vollem Gange. Die Arme schießen immer schneller nach oben. Die anfänglichen Hemmungen sind überwunden. Jetzt bieten fast alle mit, viele steigen nach drei Geboten wieder aus. Oft gewinnen Händler den Kampf.

Eine Gruppe Männer in der hintersten Reihe bietet für eine vollgepackte Modeschmucktüte nach der anderen. Sie feilschen um den Goldschmuck, sind ausgestattet mit Lupe und Taschenlampe, überprüfen die Stücke ganz genau. Selma Sacco, Gruppenleiterin des Fundbüros, erzählt, dass in den Modeschmuck Tüten auch wertvolle Stücke dazwischen stecken können. 

Versteigerung in Köln: Wundertüte mit Überraschungseffekt

Große weiße Papiertüten tragen die Aufschrift „Wundertüte“ mit Bezeichnungen wie Sport, Haushalt oder Kinder. „Wie früher die Wundertüten am Kiosk“, sagt Sacco, die seit drei Jahren Gruppenleiterin des Fundbüros ist und die Idee mit den Wundertüten hatte. „Ein Herr hat eine Tüte für 25 Euro ersteigert, da war eine Hugo Boss -Jacke drin. Da freut man sich.“ Geschätzter Wert der Tüte: 150 Euro. 

Als nächstes schiebt Vincent Güte eine echte Kuriosität in den Saal, einen großen Bürostuhl von Merax – die Gruppe lacht. „Wer verliert denn sowas?“ Der Stuhl geht für 30 Euro an einen Herren, der öfter kommt und den Stuhl seinem Nachbarn schenken will. „Der kann nicht so gut Deutsch und zockt gerne. Ich will ihm eine Freude machen.“ Er schaut schnell auf seinem Handy nach, wie viel der Stuhl neu kostet, 140 Euro. Ein echtes Schnäppchen.

FC Bayern München Rucksack erntet Buhrufe

Während der Auktion drücken sich draußen immer wieder Leute ihre Nase an den Scheiben platt. Steht eine Person auf und verlässt den Raum, darf eine Neue nachrücken. Die Profis wollen die Auktion schnell über die Bühne bringen. Andere haben sichtlich Spaß an der Veranstaltung.

Als ein Rucksack des Fußballvereins FC Bayern München versteigert werden soll, kocht der Saal. Buhrufe und lautes Lachen, alle scheinen sich einig zu sein, den will niemand haben. Ein Jurastudent erbarmt sich und erzählt später: „Wir sind hier, weil wir Versteigerungsrecht durchgenommen haben und wissen wollten, wie sowas läuft.“ Bayern-Fan sei er nicht. Den Rucksack habe er nur ersteigert, weil er auch mal mitbieten wollte.