- Die Auswirkungen der sich ausbreitenden Corona-Epidemie hat den Sport erreicht.
- Leere Ränge in Köln und Mönchengladbach reißen Millionen-Löcher in die Vereinskassen.
- Am Montag treten die Clubs zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Köln – Es ist ein schaurig-beklemmendes Gefühl, einem Fußballspiel in einem riesigen Stadion ohne Zuschauer und deren Geräuschkulisse beizuwohnen. Als Berichterstatter des 1. FC Köln war das zuweilen bei Testspielen während der Winterpause der Fall. Nun kommt es an diesem Mittwoch (18.30 Uhr/Sky) erstmals in einem Pflichtspiel zu solch einer Grusel-Atmosphäre. Das 123. Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln seit dem 10. September 1950 geht als erstes „Geisterspiel“ in die Bundesligageschichte ein.
In Mönchengladbach folgte man einer Vorgabe der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Die sieht vor, dass auch die Spiele am Wochenende wie die Begegnung zwischen dem 1. FC Köln und dem FSV Mainz ausfallen.
„Wir halten uns natürlich an diese Anordnung. Die Gesundheit unserer Fans und Zuschauer steht für uns an oberster Stelle. Für den 1. FC Köln ist es natürlich bitter. Denn bei den letzten Heimspielen hatten wir eine phantastische Stimmung. Ohne Zuschauer ist es für uns bestimmt kein Vorteil. Aber es ist eben eine Ausnahmesituation“, sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle.
Treffen der Verantwortlichen am Montag
Am kommenden Montag würden sich alle 36 Clubs der 1. und 2. Bundesliga bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Frankfurt am Main treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen, teilte Alexander Wehrle mit, der dem Präsidium der DFL angehört.
Für den FC seien nun noch viele offene Fragen zu klären, hieß es. Alle Ticketinhaber würden vom FC zeitnah angeschrieben. Man bitte die Fans um Geduld.
Mehr als eine Million Ausfall pro Spiel
Was die eigenen Einnahmen betrifft, so bezifferte Alexander Wehrle die Ausfälle pro Spiel auf mehr als eine Million Euro. Wer für die Ausfälle aufkomme, die für bis zu fünf noch ausstehende Spiele gelten könnte, sei derzeit ungeklärt. Es sei aber angeraten, ruhig und besonnen alle Fragen anzugehen und nach Lösungen zu suchen.
Mönchengladbachs Sportchef Max Eberl verriet, dass man mit den Verantwortlichen der Deutschen Fußball Liga (DFL) intensiv diskutiert habe. Nachdem das Derby am 9. Februar wegen des Orkansturms Sabine verschoben worden war, wollte man es nochmals verlegen. So sollte versucht werden, die Zuschauer-Aussperrung zu umgehen. Doch es blieb ein vergebliches Unterfangen.
Spielausfallversicherung greift nicht
„Es trifft die Fans, aber auch die Clubs bis ins Mark. Aber das oberste Gebot ist die Gesundheit. Deshalb werden wir mit den Folgen leben müssen“, sagte Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers.
Der bezifferte den Einnahmeverlust durch das ursprünglich mit 54.000 Zuschauern ausverkaufte Derby auf rund zwei Millionen Euro netto. Eine Spielausfallversicherung der DFL greife in diesem speziellen Fall nicht. Kartenbesitzern werde in der nächsten Woche mitgeteilt, wie sie ihr Geld erstattet bekommen.
Stimmung bei Geisterspielen
Gladbachs Trainer Marco Rose erlebte mit RB Salzburg schon einmal ein „Geisterspiel“ im Europapokal im Marakana-Stadion von Roter Stern Belgrad. „Das war unangenehm“, beschrieb er am Dienstag, bevor er mit seiner Mannschaft das Abschlusstraining im Stadion abhielt. „Die Jungs sollen ein Gefühl dafür bekommen“, begründete er die ungewohnte Maßnahme.
Ihm gleich tat es Markus Gisdol. Auch er verlegte die letzte Einheit, die üblicherweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit im vereinseigenen Franz-Kremer-Stadion stattfindet, ins Rheinenergie-Stadion.
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So, wie er tags zuvor die auf Champions-League-Kurs befindlichen Borussen gelobt hatte, tat es umgekehrt auch sein Kollege. „Der FC ist momentan richtig gut drauf. Köln hat eine tolle Entwicklung genommen, spielt unglaublich intensiven und attraktiven Fußball. Sie trauen sich viel zu, auch beim Spiel mit dem Ball. Das wird eine schwierige Aufgabe für uns“, erklärte Marco Rose.
Voraussichtliche Aufstellungen: Mönchengladbach: Sommer; Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini; Kramer, Strobl; Hermann, Hofmann, Thuram; Stindl. – Köln: Horn; Ehizibue, Meré, Leistner, Schmitz; Skhiri, Hector; Kainz, Uth, Jakobs; Cordoba. – SR: Aytekin (Oberasbach).