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Tipps aus der RedaktionSo sieht die Tabelle am Ende der Bundesliga-Saison aus

Lesezeit 9 Minuten
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Wird künftig immer gut gepflegt sein: Der Spielball in der Bundesliga.

  1. Im Vorjahr haben wir an dieser Stelle eine tollkühne Entscheidung getroffen und die Meisterschale an Borussia Dortmund vergeben.
  2. Sah unter dem Wirken von Trainer Niko Kovac auch gar nicht schlecht aus, doch dann verhagelte uns der Wechsel zu Hansi Flick den Tipp.
  3. Da man ja aus Fehlern lernen soll, machen wir dieses Jahr keine Experimente – oder doch?

Köln – Endlich, wir haben sie wieder: die Bundesliga. Und? Was hat sich geändert? Nichts! Die Bayern werden zum gefühlt 723. Mal Meister, der FC will früh den Klassenerhalt erreichen, gerät aber mindestens genauso früh in arge Abstiegsnöte, und alle Tippspielfreunde ärgern sich, dass die vermeintlich nichtsahnende Ehefrau schon wieder besser abschneidet. Oder? Die Redakteure Simon Bartsch, Guido Hain und Matthias Kirch schätzen mit einem Augenzwinkern den Saisonverlauf ein.

1. Bayern München

Im Vorjahr haben wir an dieser Stelle eine tollkühne Entscheidung getroffen und die Meisterschale an Borussia Dortmund vergeben. Sah unter dem Wirken von Trainer Niko Kovac auch gar nicht schlecht aus, doch dann verhagelte uns der Wechsel zu Hansi Flick den Tipp. Da man ja aus Fehlern lernen soll, machen wir dieses Jahr keine Experimente: Die Schale landet zum neunten Mal in Serie an der Säbener Straße.

Weil Robert Lewandowski in etwa so häufig trifft wie Augsburg und Union zusammen, weil Coach Flick aus Thomas Müller wieder Thomas Müller gemacht hat und weil mit Leroy Sané ein zusätzlicher Edeltechniker das Team verstärkt. Weitere 42 Gründe müssen wegen einer endlichen Zeitungsseite unerwähnt bleiben.

2. Borussia Dortmund

Geiz ist bekanntlich geil. Vielleicht hat Borussia Dortmund auch deswegen verhältnismäßig wenig Penunsen in die Hand genommen, um den Kader in neue Sphären zu heben. Man backt in dieser Saison kleinere Brötchen beim BVB. Der in der vergangenen Spielzeit ausgelobte Meistertitel wird nicht anvisiert. Zweiter darf es da schon sein. Den Pokal würde man ganz gerne gewinnen.

Ach ja, und im europäischen Wettbewerb will man natürlich auch eine gute Rolle spielen. Trotz Geiz sollte sich der BVB nicht unter Wert verkaufen. Jadon Sancho, Erling Haaland, Giovanni Reyna und Jude Bellingham – der Club verfügt über enormes Potenzial. Oder wie Marco Reus sagt: „Einfach geile Kicker.“

3. RB Leipzig

Welch Ärgernis für alle Traditionalisten, dass die Sachsen nicht nur finanziell üppig aufgestellt sind, sondern auch noch einen überaus fähigen Coach an der Seitenlinie stehen haben. Schon in seinem ersten Jahr verlieh Julian Nagelsmann den Bullen Flügel und segelte mit ihnen bis ins Halbfinale der Champions League.

Da der noch immer junge Coach keiner ist, der sich auf dem Erreichten ausruht, wird er sein Team auch in dieser Saison zu Höchstleistungen treiben. Für die Spitze reicht es aber (noch) nicht, denn der Abgang von Torjäger Timo Werner wiegt schwer. Doch auch ohne den Nationalspieler ist der Kader so gut besetzt, dass es wieder für Platz drei reichen sollte.

4. Borussia Mönchengladbach

Ribéry, Sancho, Tolisso – und nun soll sich auch der hungrige Wolf, Hannes auf ein Goldsteak gestürzt haben. Im Urlaub auf Mykonos. Dorthin ist er natürlich geflogen: im Privatjet. Von diesem Flugunfall existiert ein Foto. In den sozialen Netzwerken ist Wolf schon ein Star, bei der Borussia will er es noch werden. Der von Leipzig ausgeliehene Hochveranlagte passt wie angegossen in das wuchtige, dynamische, technisch hochwertige Offensivspiel.

Trainer Marco Rose hat ein riesiges Standing bei seinem, wie er sagt, „coolen Haufen“. Alle Stammkräfte sind geblieben – trotz Interesse von Top-Clubs. Die Perspektive des jungen Teams ist verheißungsvoll. Die Ansprüche sind gestiegen, die erneute Champions-League-Quali perfekt.

5. Bayer Leverkusen

Rund um die Jahrtausend-Wende etablierte sich der Name Vizekusen rund ums Kreuz im Kölner Norden. Zu einer Zeit, als Bayer grundsätzlich nicht über den zweiten Platz hinauskam. Tun sie in der heutigen Zeit auch nicht. Doch damals waren sie nahe dran. Michael Ballack prägte diese Zeit, der dann irgendwann bei Chelsea landete. So wie jetzt Kai Havertz.

Der Erfolgsgarant der Leverkusener wechselte für 100 Millionen Euro. Eine stolze Summe verbunden mit einer großen Lücke, die er hinterlässt. Trotz des gefüllten Geldbeutels wäre man bei der Werkself froh, bald wieder Vizekusen genannt zu werden. Mehr als ein europäischer Platz ist bei diesem Aderlass nicht drin.

6. VfL Wolfsburg

Auch im 24. Jahr ihrer Bundesliga-Zugehörigkeit sind die Wölfe noch immer eine grün-graue Maus – aber eine, die durch Europa tourt. Das liegt vor allem an Geschäftsführer Jörg Schmadtke, der mit unscheinbaren, aber cleveren Transfers Trainer Oliver Glasner eine schlagkräftige Truppe zusammenbaut.

Bestes Beispiel: Strafraum-Hüne Wout Weghorst, der in zwei Jahren 33 Liga-Tore erzielt hat. Unter diesen Voraussetzungen sind die Autostädter wieder ein heißer Kandidat für die Europa-League-Plätze. Gute Nachrichten also für alle Wolfsburg-Fans. Wir wünschen den beiden eine angenehme Saison.

7. Eintracht Frankfurt

Aufatmen in Frankfurt! Die Europa League muss in dieser Saison ohne diese fulminante Truppe auskommen (2019 Halbfinale, 2020 Achtelfinale). Das Verpassen des Wettbewerbs hat für Trainer Adi Hütter aber nicht nur eine bittere Seite, sondern dürfte ihm auch schmecken wie ein süffig-süßer Ebbelwoi aus dem Bembel.

Vorbei die Zeit der englischen Wochen in Dauerschleife. Mehr normale Trainingswochen zum Einstudieren der Taktik, weniger Substanzverlust. So können die hetzenden Hessen um ihre starke Flügelzange Kostic und da Costa in Liga und Pokal voll angreifen. Um dann wieder in Europa ihre Spuren zu hinterlassen.

8. Hertha BSC

Um aus einem Oldtimer einen wettbewerbsfähigen Formel-1-Wagen zu machen, gehört schon ein wenig mehr, als der Millioneneinsatz eines Elektro-Importeurs und das Benchmark des Big-City-Clubs. Schon im vergangenen Jahr scheiterte das Vorhaben und avancierte schnell zum Big-City-Blues. Schwerfällig, wehmütig, irgendwie depressiv.

Beim Erstrunden-Aus im Pokal ist der Motor der Alten Dame ins Stottern geraten, bevor der Startschuss erfolgt ist. Es ist wie im echten Leben: Geld alleine macht nicht glücklich – der Hertha fehlt es an Leben, vielleicht einer Spur Romantik. Mit Europa wird es auch in diesem Jahr nichts.

9. TSG 1899 Hoffenheim

Die Kraichgauer sind in diesem Sommer ein Sonderling. Als einziger Club der Bundesliga gehen sie mit einem neuen Trainer in die neue Saison – und der ist kein Geringerer als ein Hoeneß, heißt aber nicht Uli oder Dieter, sondern Sebastian.

Der Neffe und Sohn hat sich als Übungsleiter bei der Zweitvertretung des FC Bayern einen Namen gemacht und möchte nun vollends aus dem Schatten der Verwandschaft treten. In der baden-württembergischen Provinz findet er dafür gute Grundlagen vor, kein bedeutender Spieler aus der vergangenen Spielzeit hat den Verein verlassen. Bleibt für den Club zu hoffen, dass in Sebastian mehr Uli als Dieter steckt.

10. Werder Bremen

„Dreimal ist Bremer Recht“, so wird es behauptet. Auf Florian Kohfeldt gemünzt wäre die bessere Formulierung: „Einmal ist des Trainers Recht.“ Kurz vor der sportlichen Deadline riss der Coach das Ruder der Werder-Kogge doch noch herum. Dennoch war es eine gruselige Saison. Und Kohfeldt hat nun keine Ausreden mehr, sollte dieser Verein, in dem vom Zeug- über den Platzwart bis zu den Bossen alle in der Weser getauft worden zu sein scheinen, in eine ähnlich prekäre Lage rutschen.

Die Mannschaft allerdings hat ihr Gesicht kaum verändert. Mit Abwehrchef Vogt ist aber einer der wenigen Führungsspieler wieder weg. Mit mehr Spaß und Begeisterung soll die Trendwende gelingen in dieser hanseatischen Wohlfühloase. Da Pizarro aber aufgehört hat, wird es zumindest keine Eroberungsfeldzüge geben.

11. FC Schalke 04

Es hat keine zwei Jahre gedauert, da ist aus dem Vizemeister 2018 der Chaos-Club der Liga geworden. Sportlich im Niemandsland und hoch verschuldet, liegen Anspruch und Realität bei den Königsblauen weit auseinander. Nach einer durchwachsenen Vorbereitung mit Niederlagen gegen die Schwergewichte Verl und Uerdingen wollte sich Schalke Mut im Pokalspiel holen.

Doch symptomatisch für den Verein wurde der Auftakt durch Fremdverschulden verschoben. Nun heißt der Gegner zum Saisonbeginn Bayern München. Immerhin werden die Königsblauen so sehr früh auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

12. FSV Mainz 05

In Zeiten, in denen die Kirmes-Fahrgeschäfte in den Lagern bleiben, ist nur noch auf eins Verlass: das Trainerkarussell. Wer weiß das besser als Achim Beierlorzer. Neun Tage nach seiner Entlassung beim 1. FC Köln hatte die Arbeitslosigkeit für den Coach schon wieder ein Ende gefunden, er schipperte den Rhein hinauf in die nächste Karnevalshochburg. „Vom Regen in die Traufe“, mag der eine oder andere boshafte Fußball-Beobachter nun denken.

Ganz so schlimm ist es jedoch nicht. Zwar sind die Mainzer nicht in einer Verfassung, um wie in früheren Zeiten Richtung Europa zu stürmen, doch in den Abstiegssumpf sollte das Team nicht geraten. Wenigstens eine gute Nachricht, wenn die Meenzer schon auf eine klassische Fastnacht verzichten müssen.

13. 1. FC Köln

„Domstürmer“ oder „Klüngelköpp“ – welcher Sound die Saison untermalen wird, ist beim Karnevalsclub gerade so gewiss wie die Lottozahlen vor der Ziehung. Nach einer rasanten Ab-Auf-Ab-Saison hat Trainer Markus Gisdol nun die Chance zu zeigen, dass er mehr ist als ein staatlich geprüfter „Feuerwehrmann“. Er setzt auf frisches kölsches Blood (Thielmann, Jakobs, Katterbach, Özcan).

Das allein aber ist zu wenig. Zumindest wurde der Weggang von Torjäger Cordoba durch Andersson und Duda im Doppelpack kompensiert und dabei sogar ein Transferplus erzielt. Bleibt nur zu hoffen, dass die Querelen durch alle Gremien hindurch die Kölschen nicht die komplette Saison begleiten. Sonst würden sie am Ende tatsächlich noch als Abstiegs-„Höhner“ dastehen.

14. SC Freiburg

Wissen Sie, wer im Sommer die Bundesliga auf Rang acht abgeschlossen hat? Nein? Und 2018? Auch nicht? Der SC Freiburg. Für das Team von der Dreisam ein beachtliches Ergebnis. Nur irgendwie unter dem Radar.

Der SC Freiburg würde zu gerne das Image des Mauerblümchens loswerden. Wenn dies wie zuletzt gelingt, dann könnte es nachhaltiger klappen. Doch damit ist nach den Abschieden der Nationalspieler Waldschmidt und Koch nicht zu rechnen.

15. VfB Stuttgart

Die Kehrwoche in Stuttgart hat er zuletzt grandios umschifft. Statt in einer eklatanten Schwächephase in der zurückliegenden 2. Liga weggefegt zu werden, wurde der Vertrag des Trainers Pellegrino Matarazzo verlängert. Die Folge: ein sehr rumpeliger Aufstieg. Manager Thomas Hitzlsperger setzt eben auf Kontinuität im gemütlichen Ländle.

Mit Waldemar Anton wurde die brüchige Defensive verstärkt, aber nach vorn sieht’s sehr sparsam aus. Schaffe, schaffe, schaffe – das Stuttgarter Motto zum angestrebten Klassenerhalt.

16. Union Berlin

Geschichten schreiben soll Max Kruse bei Union, klar, aber eben solche, die positive Schlagzeilen bringen. Für den Spieler und seinen neuen Club. Dass der fußballerische Freigeist auch als Poker- und Nutella-Liebhaber gilt und schon mal 75 000 Euro Zockergeld in einem Taxi liegen lässt, blenden sie bei diesem Club, bei dem man so stolz ist auf seine Andersartigkeit, einfach aus.

Kruse soll die „Eisernen“ als Ritter ohne Furcht und Tadel führen. Trainer Urs Fischer setzt auf seine Erfahrung, nachdem zuletzt mit Gentner und Subotic ebenso erfahrene Kräfte am Klassenerhalt des Aufsteigers beteiligt waren. Ruhepol Fischer will es richten mit dem Inszenierungskünstler Kruse, sportlich sicher ein Gewinn – könnte auch eine interessante Besetzung am Köpenicker Pokertisch sein.

17. FC Augsburg

Mit einem Abstiegskracher startet die Spielzeit für den FC Augsburg. Es geht zunächst gegen Union Berlin. Schon eine richtungweisende Partie. Und bevor König Heiko (Herrlich) der Viertel-vor-Zwölfte sich versieht, schlägt die Uhr bereits fünf vor zwölf.

Und „Schlupp die Wupp“ befindet sich die Puppenkiste im Abstiegssumpf. Diesen wird sie in dieser Saison auch nicht verlassen. Für Augsburg geht es in Liga zwei.

18. Arminia Bielefeld

Die einen Ostwestfalen gehen (Paderborn), die anderen kommen – auf der Alm wird wieder Bundesliga-Fußball gespielt. Hauptverantwortlich dafür sind zwei Protagonisten, die am Wochenende im fortgeschrittenen Alter ihre Premiere im Oberhaus feiern werden: Stürmer Fabian Klos (32 Jahre) und Trainer Uwe Neuhaus (60).

Dass die beiden Novizen die Arminia zum Klassenerhalt tragen, ist allerdings nur mit viel Phantasie vorstellbar, denn dem Kader fehlt es an zu vielen Stellen an Bundesliga-Tauglichkeit. Für den Fahrstuhlclub geht es folglich wieder ein Stockwerk tiefer.