Köln – Axel Freisewinkel ist seit neun Jahren als Geschäftsführer des FC Viktoria Köln tätig. Im Fußball ist das eine verdammt lange Zeit, und seitdem ist in Höhenberg auch einiges geschehen. Der Verein konnte sich von der Fünftklassigkeit in den Profibereich vorarbeiten, die Trainingsanlagen nach und nach erweitern und die Jugendabteilung zu einem Nachwuchsleistungszentrum zertifizieren lassen. Die millionenschweren Zuwendungen von Mäzen Franz-Josef Wernze haben es möglich gemacht.
Völlig neue Herausforderungen durch Corona
Doch nun stellt die Corona-Krise auch Freisewinkel und den Drittliga-Neuling vor völlig unbekannte Herausforderungen. Durch den Beschluss der Bundesregierung, Großveranstaltungen bis zum 31. August zu verbieten, besitzt der deutsche Profifußball inzwischen Gewissheit, dass er die aktuell unterbrochene Spielzeit allenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird zu Ende führen können. Sollte die 3. Liga planmäßig am Wochenende des 24. bis 27. Juli in die Saison 2020/21 starten, gingen mindestens auch deren erste sechs Spieltage als Geisterspiele über die Bühne.
Wie geht es nun konkret weiter?
Eine genauere Zukunftsplanung ist in diesen ungewissen Tagen nicht möglich. „Es gibt momentan sehr viele Bausteine, die sich nicht greifen lassen“, sagt Viktoria-Geschäftsführer Axel Freisewinkel. Deshalb kalkuliert der Club aus dem Kölner Osten bei der Budgetierung der kommenden Saison vorsichtshalber sogar bis Ende des Kalenderjahres ganz ohne Zuschauer-Einnahmen. Selbst für einen kleineren Verein wie den FC Viktoria, der mit 2.800 Heimspiel-Besuchern über den drittgeringsten Zuschauerschnitt der 3. Liga verfügt, ginge der finanzielle Verlust dann „in die Millionen“, wie Freisewinkel errechnet hat.
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Ob die nach 27 von 38 Spieltagen unterbrochene Drittliga-Saison noch zu einem sportlichen Abschluss gebracht werden kann und soll, ist indes noch immer unklar. Selbst innerhalb der Liga gehen die Meinungen bei diesem Thema stark auseinander. „Es kann nur dann ein übliches Mannschaftstraining und einen Spielstart geben, wenn alle Mannschaften engmaschig auf das Coronavirus getestet werden können“, erläutert Axel Freisewinkel die Grundvoraussetzung. Wer für die Kosten der dann nötigen Testungen – die Rede ist von bis zu 40.000 Euro pro Drittligist – aufkommen soll, ist in Zeiten leerer Vereinskassen offen.
Wie geht SC Fortuna Köln mit der Krise um?
Viktorias Lokalrivale, der Regionalligist SC Fortuna Köln, rechnet unterdessen damit, dass der für das erste August-Wochenende geplante Start in die neue Saison aufgrund des dann noch bestehenden Großveranstaltungsverbots auf frühestens Anfang September verlegt wird. „Das ist ein realistisches Szenario“, meint Fortuna-Geschäftsführer Benjamin Bruns. Geisterspiele lehnen die Regionalligisten aus wirtschaftlichen Gründen strikt ab; vor allem, weil in der vierten Liga keinerlei Fernsehgelder fließen. Ganz so trübe scheinen die Zukunftsaussuchten in der Südstadt aber dennoch nicht zu sein. Obwohl Bruns für die aktuelle Saison aufgrund wegbrechender Zuschauereinnahmen ein Loch im sechsstelligen Bereich befürchtet, hat er für die Zukunft einiges vor – den Angriff auf die Ligaspitze.