Köln – Als der 1. FC Köln zum letzten Mal ein Heimspiel gewonnen hat, sahen im Rheinenergiestadion 50.000 Zuschauer ein 3:0 gegen den FC Schalke 04. Das war am 29. Februar 2020 und vor Corona. Lang ist es also her und 14 Mal haben die Geißböcke es seitdem in Geisterspielen vergeblich wieder versucht.
Marius Wolf trug zu dieser Zeit als Dortmunder Leihspieler das Trikot von Hertha BSC Berlin und verschwendete keinen Gedanken daran, dass er am 31. Januar 2021 für das Ende der Heim-Negativserie des FC verantwortlich zeichnen würde. Wolf hätte sich kaum einen besseren Tag aussuchen können. Mit seinen ersten beiden Treffern im FC-Dress führte er das Team von Trainer Markus Gisdol im Bundesliga-Kellerduell am Sonntag gegen Arminia Bielefeld zu einem wichtigen 3:1 (2:0)-Erfolg. Die Geißböcke schubsten den Aufsteiger damit auf den Relegationsplatz und schoben sich selbst in der Tabelle um zwei Ränge auf Platz14 vor. „Großes Kompliment an meine Mannschaft für eine stabile Leistung und die hohe Intensität“, lobte Gisdol seine Mannschaft, die 122,6 Kilometer abgerissen hatte.
Wolf übernimmt Verantwortung
Marius Wolf hat einen längeren Anlauf genommen, um mehr von dem zeigen zu können, was ihn bei Eintracht Frankfurt so begehrt gemacht hatte, dass Borussia Dortmund ihn 2018 für viel Geld verpflichtete. Der 25-Jährige hatte zuletzt viel Verantwortung in einer FC-Mannschaft übernommen, der es an Führung fehlte. Der Rucksack, den Wolf sich aufzog, war teilweise aber so schwer, dass ihm manchmal die Leichtigkeit abging. Gegen Augsburg (0:1) und Hertha BSC (0:0) hätte er schon treffen können, in Hoffenheim (0:3) sogar müssen.
Mit den Neuverpflichtungen von Max Meyer und Emmanuel Dennis unter der Woche hat sich der FC-Kader aber neu sortiert und Wolf die Möglichkeit gegeben sein Gepäck leichter zu machen. Neun Minuten waren gespielt, als Ondrej Duda im Anschluss an die zweite Ecke einen zweiten Flankenversuch bekam und Ellyes Skhiris Kopf fand. Armina-Keeper Stefan Ortega hielt bravourös, doch Wolf stand richtig und staubte kompromisslos zum 1:0 ab. Genau solch eine Chance hatte er in Hoffenheim noch vergeben.
Auch das 2:0 war die Kopie einer vertanen Großchance. Diesmal diente das Augsburg-Spiel als Vorlage. Nach einer Flanke von Ismail Jakobs rutschte der Ball zu Wolf durch, der den Ball aus 15 Metern direkt ins kurze Eck schoss. Am 2. Januar war genau solch ein Versuch knapp neben das Tor geflogen. „Es wurde jetzt auch mal Zeit für Marius. Ich freue mich sehr für ihn“, jubelte FC-Sportchef Horst Heldt .
Weil es so gut für ihn lief, bereitete der Kölner Rechtsaußen auch das entscheidende 3:0 mit vor. Wolf bediente Skhiri, der auf Elvis Rexhbecaj weiterleite. Die Wolfsburg-Leihgabe fackelte nicht lange und erzielte sein drittes Saisontor (62.) Übrigens hatte die Gisdol-Elf bis Sonntag in keiner Partie dieser Spielzeit mehr als zwei Treffer erzielt.
FC-Dreierkette bleibt stabil
Der verdiente Sieg war auch das Resultat von Gisdols Entscheidungen. Nachdem Abwehrchef Sebastiaan Bornauw kurz vor Spielbeginn mit Rückenproblemen noch passen musste, veränderte der FC-Coach seine Startelf gegenüber Hoffenheim auf insgesamt fünf Positionen. Dennis stürmte von Beginn an, während Meyer zunächst auf der Bank Platz nehmen musste. Die bloße Anwesenheit des aus Brügge geliehenen Stürmers genügte, um das Kölner Offensivspiel zu beleben. Zumal auch Ismail Jakobs auf der linken Angriffsseite durch seine Sprints immer wieder Räume öffnete. Räume, die Duda, Rexhbecaj und Wolf gegen überraschend hoch stehende Bielefelder zu nutzen wussten.
Weil auch die FC-Dreierkette mit Jorge Meré, Rafael Czichos und Jannes Horn solide Arbeit verrichtete, kam die Arminia selten vor das Kölner Tor. Timo Horn boxte einen Kopfball von Sven Schipplock aus der Gefahrenzone (22.), und der Ex-Kölner Reinhold Yabo verfehlte das Ziel um drei, vier Meter (38.). Der FC zeigte dagegen brutale Effizienz und schlug durch Marius Wolf zweimal zu.
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Mit Rexhbecajs 3:0 reichte dies, um die insgesamt schwächere zweite Hälfte mit ein paar Kratzern wie dem Pfostentreffer von Cebio Soukou zu überstehen (89.). So blieb Marius Wolfs Lapsus vor dem 3:1 durch Sergio Cordova (73.) ein Schönheitsfleck auf der Weste des FC-Matchwinners fast ein Jahr nach dem 3:0 gegen Schalke. „Wir haben das Spiel und die Zweikämpfe so angenommen, wie es nötig war. Ich freue mich über meine Tore, aber am Ende ist es egal, wer trifft“, sagte Wolf.