Köln – Es brauchte keine Propheten, um voraussagen zu können, worauf es hinaus laufen würde. Wenn der 1. FC Köln und der SC Freiburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in der Bundesliga aufeinandertreffen, ist das für die Öffentlichkeit in erster Linie ein Duell der Trainertypen. Steffen Baumgart gegen Christian Streich, das Treffen der beiden Fußballlehrer, die als unangepasst gelten und für etwas stehen.
Vor allem, weil sie ihre Meinung sagen und auch etwas zu sagen haben. Zwei Coaches, die ihre Leidenschaft für das Spiel impulsiv an der Seitenlinie ausleben und dafür von den Fans geliebt werden.
Gewaltige Unterschiede zwischen den Trainern
Was beim ersten Blick nach vielen Ähnlichkeiten aussieht, unterscheidet sich im Detail gewaltig. „Wir sind beide sehr eigen, haben unsere eigenen Ideen und Vorstellungen von Fußball und wie man eine Mannschaft führt. Ich glaube nicht, dass irgendein Trainer gerne mit einem anderen verglichen wird“, erklärte Baumgart.
Steffen Baumgart konnte sich am Donnerstag über einen vollen Trainingsplatz freuen. „Alle sind gut von den Länderspielreisen zurückgekommen“, sagte der FC-Coach über seine zehn Nationalspieler. Wenn die Kölner am Freitag nach dem Abschlusstraining in den Flieger nach Freiburg steigen, werden neben Jannes Horn auch Timo Hübers und Jan Thielmann fehlen. Hübers stieg nach seinen Knieproblemen wieder ins Training ein, ist aber noch keine Option für Samstag. Genau wie Thielmann, der erst wieder mit dem Aufbautraining begonnen hat. Baumgart gab zudem preis, dass er in der Innenverteidigung weiter auf das Duo Jorge Meré und Rafael Czichos setzt. (sam)
Der 49-Jährige ist in Köln noch ein Frischling. Gerade einmal vier Pflichtspiele hat er als Trainer der Geißböcke hinter sich. Christian Streich dagegen ist am 29. Dezember 2021 zehn Jahre lang im Amt. 290 Mal stand der mit Abstand dienstälteste Bundesliga-Trainer beim SC Freiburg an der Seitenlinie. Auch nach dem unnötigen und unglücklichen Abstieg 2014/15 hielten die Breisgauer an Streich fest.
„Christian hat einen sehr großen Anteil am Freiburger Erfolg. Er ist schon sehr lange da und hat dem Club noch mehr Struktur gegeben. Freiburg ist eines der positivsten Beispiele im Fußball, was über einen langen Zeitraum und kontinuierliche Arbeit entstanden ist“ adelte Baumgart Streich und zollte seiner Arbeit „Respekt“.
Beim 1.FC Köln herrscht derzeit euphorische Stimmung
Respekt, den auch seine Arbeit beim FC verdient. Baumgart hat eine Welle der Euphorie ausgelöst hat. Typisch für die in Extremen lebenden Kölner könnten Spötter ausrufen. Für den Coach ist die erste Momentaufnahme seiner neuen Tätigkeit nach vier Jahren beim SC Paderborn aber nur positiv: „Euphorie um den FC ist doch etwas Schönes. Ich freue mich, dass meine Jungs aktuell Leistungen zeigen, die ihnen viele nicht zugetraut haben. Wir wissen, dass wir gemeinsam etwas erreichen können.“
Dass der aktuelle Hype in Köln vor allem etwas mit seiner Person zu tun hat, interessiert ihn allenfalls sekundär: „Ich mache mir keine Gedanken darüber, was andere über mich denken. Ich habe Spaß am Job, ein gutes Trainerteam und gute Spieler.“
Klingt danach, als würde sich der gebürtige Rostocker in Köln wohlfühlen. Vielleicht für länger, womöglich so lange wie Christian Streich in Freiburg? „Es ist schwierig im Fußball zu planen, weil alles sehr schnelllebig ist“, sagt der FC-Coach. Er denkt eher in Etappen: „Mein Vertrag hier läuft zwei Jahre und den möchte ich erfüllen. Mein erstes Ziel ist der 11.11. – von da aus denken wir weiter.“
Freiburg-Coach freut sich auf Emotionen
Baumgarts hervorragende Arbeit ist auch Christian Streich nicht verborgen geblieben: „Köln hat nichts mehr mit dem Köln vom letzten Jahr zu tun. Da sind viele Emotionen drin. Steffen Baumgart lebt das ja vor und die Spieler sind sehr angetan. Sie gehen die Wege, und zwar alle Spieler. Das wird ein total intensives und hochspannendes Spiel“, sagte der SC-Coach am Donnerstag.
Eine Einschätzung, die dazu passt, dass es sich um eines der Topspiele des vierten Spieltags der Saison 2021/22 handelt. Der Sportclub hat mit sieben Punkten den besten Saisonstart der Clubgeschichte hingelegt und dabei Borussia Dortmund mit 2:1 besiegt. „Sie sind sehr erfahren und hatten keinen großen Umbruch im Sommer“, weist Baumgart auf die wieder einmal positive Entwicklung in Freiburg hin.
Verstecken muss sich der FC mit seinen sechs Punkten deshalb aber keineswegs. „Wir wissen, was uns erwartet, aber wir fahren nach Freiburg, um zu punkten.“ Und Baumgart weiß, wie es geht. Mit dem SC Paderborn gewann er in der Saison 2019/20 mit 2:0 im Dreisamstadion.