Köln – Als der Spanier Ricardo de Burgos am späten Donnerstagabend zu einem letzten Pfiff angesetzt hatte, machte sich Ernüchterung breit in Müngersdorf. Fußball-Bundesligist 1. FC Köln hatte seine gute Ausgangslage im Kampf um den Sieg in der Gruppe D der Conference League verspielt. Die stark veränderte Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart verlor ihr Heimspiel gegen den neuen Spitzenreiter Partizan Belgrad nach einem weiteren frühen Gegentor mit 0:1 (0:1) und fiel zur Halbzeit der Gruppenphase durch den gleichzeitigen Erfolg des OGC Nizza vom ersten auf den dritten Tabellenplatz zurück.
Baumgart war der fünften Englischen Woche seit Mitte August begegnet, indem er einmal mehr die Rotationsmaschine angeworfen hatte. Nicht aus Prinzip, wie er stets betont, sondern aus Überzeugung und damit als Zeichen des Vertrauens in das Kollektiv, das Kölns Trainer umgekehrt selten enttäuscht. Die Frage gerade vor Europapokalspielen lautet daher nicht, ob Baumgart seine Startelf umbaut. Sondern wie groß die Veränderungen ausfallen.
Dennoch war es ein überaus mutiger Schritt des FC-Coaches, gegenüber dem Coup gegen Borussia Dortmund gleich sieben Umstellungen vorzunehmen – und damit so viele wie noch nie in dieser Spielzeit. Die bemerkenswerteste Personalie lautete: Denis Huseinbasic (21), der im Sommer von Viertligist Kickers Offenbach den Sprung in die Bundesliga geschafft hatte, stand zum ersten Mal überhaupt in der Startelf. Zudem krempelte Baumgart nahezu die komplette Defensiv-Abteilung um. Tragende Säulen wie Jonas Hector, Timo Hübers, Ellyes Skhiri und Dejan Ljubicic erhielten eine Verschnaufpause verordnet.
Erneut früher Rückstand für FC
Kurz vor dem Anpfiff der zum „Hochrisikospiel“ ernannten, aber friedlich verlaufenen Partie hatte die Kölner Fanszene eine weitere Europapokal-Choreographie präsentiert, indem sie die Südtribüne mit vielen Tausend roten und weißen Lametta-Streifen erstrahlen ließ.
Auf dem Rasen ging es dagegen mit einem Stimmungsdämpfer los, weil der FC einmal mehr früh in Rückstand geriet. Bibras Natcho schlug aus dem linken Halbfeld einen Freistoß in den Kölner Strafraum, wo sich Svetozar Markovic im Luftduell gegen Luca Kilian durchsetzte und unhaltbar ins lange Eck zum 0:1 einköpfte (9.).
Sargis Adamyan sorgte für erste Kölner Torannäherung
Dennoch nahm der FC nach einer Viertelstunde das Heft in die Hand. Sargis Adamyan, dessen verunglückter Flachschuss am langen Eck vorbei trudelte, sorgte in der 20. Minute für die erste Kölner Torannäherung. Nur 180 Sekunden später war der Armenier wesentlich näher am Ausgleich dran. Nach einer Hereingabe von Kingsley Schindler schraubte sich Adamyan am Elfmeterpunkt hoch. Sein Kopfball strich das Quergestänge.
In der 31. Minute hätte es dann 1:1 stehen müssen. Diesmal war es Kristin Pedersen, der eine Flanke in den Belgrader Strafraum schlug. Florian Dietz kam aus fünf Metern frei zum Abschluss, köpfte aber genau in die Arme von Aleksandar Popovic. Die tief stehenden Serben konzentrierten sich aufs Kontern, brachten die umgekrempelte Kölner Defensive mit ihren Vorstößen jedoch in Bedrängnis. So wie in der 41. Minute, als es beinahe 0:2 gestanden hätte. Slobodan Urosevic kam aus kurzer Distanz zum Abschluss, doch Marvin Schwäbe wehrte mit einem starken Arm-Reflex ab.
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Nach dem Seitenwechsel bot sich den 47 000 Zuschauern im nicht ausverkauften Rhein-Energie-Stadion ein nahezu identisches Bild. Der FC dominierte und drängte seinen Gegner noch energischer in die eigene Hälfte. Die Serben kamen zeitweise kaum noch aus der eigenen Hälfte heraus, und dennoch tat sich der Bundesligist schwer, die entscheidende Lücke im Abwehrbollwerk der Gäste zu finden. Es dauerte eine Viertelstunde, ehe der FC durch Ondrej Duda den ersten Abschluss der zweiten Hälfte verzeichnete (59.). Dann wurde es wild. Marvin Schwäbe musste gegen Queensy Menig (62.) und Pavlovic (64.) in höchster Not retten. Steffen Baumgart ruderte zurück, brachte neben Rückkehrer Mark Uth mehrere Stammkräfte, doch der FC rannte verzweifelt an und es blieb beim 0:1. Die Rotation war missglückt und die erste Niederlage in der Gruppenphase perfekt.
1. FC Köln: Schwäbe; Schindler, Kilian, Soldo, Pedersen (61. Hector); Martel; Huseinbasic (61. Maina), Duda (71. Uth), Kainz (61. Ljubicic); Dietz (71. Tigges), Adamyan. – Partizan Belgrad: Popovic; Filipovic, Vujacic, Markovic, Urosevic (88. Sehovic); Diabate, Natcho, Traore, Menig (67. Andrade); Pavlovic (76. Lutovac), Ricardo Gomes. – SR.: Ricardo de Burgos (Spanien). – Zuschauer: 47 000 – Tor: 0:1 Markovic (9.).