Köln – Seine Kollegen waren schon in der Kabine verschwunden, da unternahm Mark Uth eine Reise zurück in überwunden gehoffte Zeiten der Konditionsschinderei. Nach Beendigung des Mannschaftstrainings am Dienstagmittag verblieb der genesene Spielmacher des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln noch für einige Minuten auf dem Rasen, um bei herrlicher Herbstsonne eine Reihe an Laufübungen zu absolvieren. Eigentlich werden die körperlichen Grundlagen für die Spielzeit im Sommer gelegt, doch nach einer zweimonatigen Zwangspause infolge einer Schambein-Operation muss Uth Anfang Oktober gewissermaßen von vorn beginnen. „Für den Kopf ist das echt blöd“, erklärte der 31-Jährige mit einem Seufzen. „Aber da muss ich jetzt durch.“
Nerv bereitete Probleme
Die Verletzung hatte Mark Uth im Sommer zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt getroffen. Der Regisseur befand sich in blendender Verfassung, als beim Aus im DFB-Pokal am 30. Juli in Regensburg die Adduktoren am Ende derart schmerzten, dass Uth im Elfmeter-Drama nicht mehr zum Punkt schreiten konnte. Was den Rückschlag für den als Dreh- und Angelpunkt in der Kölner Offensive fest eingeplanten Spielmacher „umso bitterer“ schmecken ließ: Hinter Uth lag eine hervorragend verlaufene Saisonvorbereitung, in der ihm nach einjähriger Anlaufzeit die Anpassung an Steffen Baumgarts laufintensiven Spielstil endgültig gelungen war. „Es war maximal unglücklich“, bewertet Uth den Zeitpunkt seines Ausscheidens. „Ich war gut in Form und fit. Ich hatte richtig Bock auf den Saisonstart.“
Lange tappten die Ärzte bei Mark Uth im Dunkeln
Auch die Behandlung verlief zunächst nicht wunschgemäß. Wochen vergingen, in denen die Ärzte im Dunkeln tappten bei der Suche nach der Ursache für Uths Beschwerden. Steffen Baumgart vermochte zwischenzeitlich schon gar keine Prognose mehr abzugeben, wann mit einer Rückkehr des Technikers zu rechnen sein könnte. „Wir hatten ein bisschen gerätselt, was es ist“, berichtete Uth, ehe Ende August endlich Klarheit herrschte. „Es war der Nerv, der Probleme gemacht hat. Deswegen musste ich operiert werden.“
Im Anschluss an den „kleinen Eingriff“ (Sportchef Christian Keller) ging es schließlich voran. Am 19. September gelang Uth die Rückkehr ins Mannschaftstraining, beim 3:2-Heimcoup am vergangenen Samstag gegen Borussia Dortmund gehörte er erstmals wieder zum Kader. „Schön, dass ich dabei sein durfte. Es war einfach geil“, schwärmte der Linksfuß, der für den weiterhin erkrankten Jan Thielmann nachgerückt war.
Comeback in der Conference League geplant
Im nächsten Schritt soll Mark Uth sein Comeback geben, wenn der 1. FC Köln am Donnerstag (21 Uhr, RTL) zum zweiten Gruppen-Heimspiel in der Conference League Partizan Belgrad empfängt. „Ich freue mich sehr darauf“, frohlockt der Porzer vor seinem ersten Europapokal-Einsatz für seinen Heimatverein. Uth rechnet mit „15, 20 Minuten“ Spielzeit und kann die Rückkehr in den Wettkampf kaum erwarten. „Es wurde Zeit nach knapp acht Wochen.“ Die vergangenen zwei Monate werden ihm auch deshalb quälend lang vorgekommen sein, weil er zum Zuschauen verdammt war, als der FC unter großem Tamtam auf die europäische Bühne zurückkehrte. „Es war echt bitter“, gestand der Offensivakteur, der in der Schaltzentrale eine Lücke hinterließ, die weder Mathias Olesen noch Ondrej Duda schließen konnten. Dass der FC dennoch so gut dasteht, ist aus Sicht von Uth ein Verdienst des Kollektivs: „Die Jungs haben es überragend gemacht.“
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Der Spielmacher steht nun vor der Herausforderung, im dicht gedrängten Terminkalender Anschluss zu finden. Bis zur WM-Pause Mitte November hetzen die Kölner von Spiel zu Spiel. Elf Aufgaben warten insgesamt, darunter das Derby am Sonntag in Mönchengladbach. „Wir sind sehr heiß darauf“, betont Mark Uth, der zugleich „sehr, sehr anstrengende“ Englische Wochen prognostiziert, die auch für seine Wiedereingliederung ein Spagat erfordern. „Ich habe fünf, sechs Wochen fast gar nichts gemacht und war nur für ein paar Intervalle auf dem Fahrrad. Normale Trainingswochen wären für mich besser gewesen, um mir die Fitness zurückzuholen. Ich werde noch einige Zeit brauchen, um wieder bei 100 Prozent zu sein.“ Zumindest einen Vorteil sieht Uth in der Terminhatz dann aber schon, wenn auch einen rein persönlichen: „Sich über die Spiele Fitness zu holen, ist besser als über Läufe. Das sage ich ganz klar.“