Köln – Publikumsliebling. Dieser Begriff wird in der Sportberichterstattung inflationär gebraucht. Sabine Schmitz trug den Titel zu Recht. Die Fans an der Nordschleife liebten die Rennamazone. Nicht nur wegen ihrer Erfolge auf der Rennstrecke, sondern auch wegen ihrer kessen Sprüche. 2018 wurde bekannt, dass sie an einer seltenen Krebserkrankung leidet. Jetzt hat sie ihren letzten Kampf verloren. Sabine Schmitz wurde nur 51 Jahre alt.
Der Weg zur Rennfahrerin war für die Tochter einer Eifeler Hoteliersfamilie vorgezeichnet. Der liebe Gott hatte ihr die nötige Portion Talent in die Wiege gelegt, den Rest besorgte die Umgebung. „Ich bin in Nürburg aufgewachsen. Meine Mutter betreibt dort die Pistenklause. Alle prominenten Rennfahrer sind bei uns abgestiegen“, erinnerte sich die Königin des Nürburgrings. „Andere Mädchen hängen sich Poster von Popgruppen ins Zimmer, bei mir hingen Bilder von Rennfahrern.“
Sabine Schmitz war kaum im Besitz des Führerscheins, schon ging es auf die Nordschleife. „Die Ordner kannten mich ja alle. Die haben mich immer fahren lassen. Und wenn man zum Einkaufen fährt, ist es über die Nordschleife natürlich lustiger“. Aber auch wenn sie keine eiligen Besorgungen hatte, drehte sie ihre Runden. „Hier in der Eifel gibt es außer dem Nürburgring ja nichts. Da verbringt man seine Freizeit gerne auf der Nordschleife.“
In einer Männerdomäne erst einmal nicht ernst genommen
Anfang der 1990er Jahre begann sie dann mit ersten Rennen und Zuverlässigkeitsfahrten. 1992 gewann sie gemeinsam mit Thomas Marschall den Ford-Fiesta Mixed Cup. 1995 bestritt sie den Supertourenwagen-Cup Südafrika. Richtig Spaß hatte sie dort wohl nicht. „Dort wurden Frauen nicht ernst genommen. Wenn ich schneller war als die Kollegen, fuhren die an die Box und meinten, sie hätten was am Motor. Das tue ich mir nicht mehr an. Da gewinne ich lieber jedes Rennen auf dem Nürburgring“, erklärte sie.
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Und machte ernst. Als erste und bislang einzige Frau trug sie sich 1996 in die Siegerliste des 24 Stunden-Rennens ein, wiederholte den Erfolg 1997 und gewann 1998 die VLN-Meisterschaft. Nebenher fuhr sie das Nürburgring-Renntaxi auf der Nordschleife, chauffierte Touristen durch die grüne Hölle. Das Gedränge war bisweilen groß. „Einmal hatte sich einer vorgedrängelt. Den wollte einer am Arm aus dem Auto zerren. Der trug aber eine Prothese und der andere hatte den Arm in der Hand. Der war Bayer, warf den Arm ins Auto und brüllte: Dann fahrt´s halt“, gab Schmitz zum besten. Das Renntaxi war nichts für Empfindsame. „Mir haben einige das Auto vollgekotzt“.
Humor bis zum Ende bewahrt
In der Folge gründete sie mit ihrem Lebensgefährten Klaus Abbelen ein Rennteam. Hobbyrennfahrer Abbelen war seinerzeit Eigentümer einer Fleischfabrik und so war der Name des Teams schnell gefunden: Frikadelli. Hauptsponsor war in den letzten Jahren unter anderem Früh-Kölsch. Das Teammotto lautete standesgemäß: Früh trinken, spät bremsen. Auch als ihre Krebserkrankung festgestellt wurde, verlor Schmitz weder ihren Lebensmut noch ihren Humor, obwohl die Prognose von Beginn an düster war. Als bei einer Untersuchung ein Fleck auf der Leber festgestellt wurde, meinte sie zu den Ärzten: „Das sehe ich von hier – das ist ein Kölsch-Logo.“ Der Publikumsliebling wird ihren Fans unvergessen bleiben.