Köln – Timo Horn war schwer beladen. Der Torhüter des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln hatte sich mehrere Trainingsutensilien geschnappt, die es nach dem Ende der Dienstagseinheit wieder im Geißbockheim zu verstauen galt. Auf dem Weg in die Kabine legte er trotzdem noch einen kurzen Zwischenhalt ein. Grund war ein kleiner Fan, der geduldig auf ihn gewartet hatte. In Zeiten, in denen die FC-Profis aus Vorsichtsgründen angehalten sind, keine Foto- und Autogrammwünsche der Trainingskiebitze zu erfüllen, verschenkte der 28-Jährige stattdessen seine Torwarthandschuhe.
Spätestens am Wochenende wird Horn wieder ein frisches Paar seiner wichtigsten Arbeitskleidung griffbereit haben. Denn dann rückt die ehemalige Nummer Eins zurück zwischen die Kölner Pfosten. Weil sich der neue Stammtorhüter Marvin Schwäbe mit dem Coronavirus infiziert hat, hütet Horn mindestens im Heimspiel am Samstag (18.30 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt das FC-Gehäuse.
Baumgart lässt keine neue Torwartdiskussion zu
Wobei Steffen Baumgart mit Prognosen zurückhaltend geworden ist. „Wenn Timo gesund ist, geht er rein“, schränkte der FC-Coach ein. Baumgarts Vorsicht dürfte damit zusammenhängen, dass sein Team derzeit verstärkt von Infektionsfällen heimgesucht wird. Erst in der vergangenen Woche hatten sich Torjäger Anthony Modese und Innenverteidiger Julian Chabot wegen des Coronavirus krank abgemeldet und die Partie bei RB Leipzig (1:3) verpasst.
Nun ist die Konstellation im Kölner Tor jedoch eine sehr spezielle, seitdem es nicht mehr von Timo Horn bewacht wird. Das Club-Urgestein verlor Mitte Januar seinen Stammplatz endgültig an Marvin Schwäbe (26), der Horn während dessen Verletzungspause Ende vergangenen Jahres mit guten Leistungen vertreten hatte. Horn, so lautete der eigentliche Plan Baumgarts, sollte in Anerkennung seiner langjährigen Verdienste das Pokal-Achtelfinale am 18. Januar gegen den Hamburger SV erhalten, um sich neu beweisen zu können, bevor der FC-Coach in der Torhüterfrage einen Beschluss fassen wollte. Doch weil Horn die Partie wegen einer Corona-Infektion verpasste, zog Baumgart seine Entscheidung in der brisanten Torhüterfrage vor – und ernannte Schwäbe zur neuen Nummer Eins.
Sportlich fair auf den Wechsel im Tor reagiert
Der Wechsel bedeutete eine Zäsur, schließlich hatte Horn in 327 Pflichtspielen das Tor der FC-Profis gehütet. Der gebürtige Kölner nahm den Verlust seines Stammplatzes sportlich fair hin. So begleitete Horn seine Mannschaft auch zum Auswärtsspiel am 22. Januar nach Bochum, obwohl er noch nicht wieder dem Aufgebot angehört hatte. An Horns Trainingsdarbietungen hat Baumgart ebenfalls nichts auszusetzen: „Trotz der für ihn schwierigen Situation sieht man, dass er Spaß hat. Er arbeitet sehr gut und zeigt gute Leistungen im Training. Das ist wichtig für ihn.“
Und dennoch: Sobald Marvin Schwäbe seine Erkrankung auskuriert hat, wird der einstige Herausforderer Horns wieder zwischen den Pfosten übernehmen. „Eine Torhüterdiskussion wird es nicht geben“, stellte Baumgart klar. „Es gab eine Festlegung bis zum Sommer. An dieser Entscheidung ändert sich nichts. Trotzdem müssen wir schauen, wie es Marvin geht und wann er zurückkommt.“ Zu Schwäbes Befinden hatte Baumgart am Dienstagnachmittag noch keine näheren Informationen vorliegen: „Ich habe noch nicht mit ihm telefoniert, dementsprechend weiß ich noch nicht, wie es ihm geht.“
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Unklar ist ebenfalls, ob Anthony Modeste und Julian Chabot bis zum Wochenende wieder spielfähig sein werden. „Ich weiß noch nicht genau, wann sie zurückkommen werden. Vor der Rückkehr werden wir nochmal einen Gesundheitscheck machen. Dann werden wir entscheiden, wie weit sie für die Partie gegen Frankfurt sind“, erläuterte Baumgart.
Der 50-Jährige hat sich längst damit arrangiert, dass personelle Planungen gerade während der Corona-Pandemie auch für Fußballlehrer nur bedingt möglich sind: „Als Trainer hat man immer eine Ungewissheit. Außerdem haben andere Vereine die Situation jetzt auch. Damit müssen wir umgehen, das tun wir. Dementsprechend werden wir immer Lösungen finden.“