Köln – Marcel Risse ist zurück auf der Schäl Sick. 24 Jahre, nachdem der gebürtige Kalker das Rechtsrheinische verlassen hat, spielt der Rechtsaußen wieder in seinem Heimatbezirk Fußball. Bei Drittligist FC Viktoria Köln ist Risse der Königstransfer des Sommers. Tobias Carspecken sprach mit der Leihgabe des Bundesligisten 1. FC Köln.
Herr Risse, fühlen Sie sich bei der Viktoria endgültig heimgekommen?
Risse: Heimgekommen bin ich damals schon durch meinen Wechsel von Mainz zum FC. Bei der Viktoria komme ich meinen Wurzeln aber noch näher. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich auf der rechten Rheinseite sogar noch besser auskenne. Von daher war es für mich gar kein Problem, den Sportpark Höhenberg zu finden.
Was bedeutet das Rechtsrheinische für Sie?
Risse: Ich bin in Kalk geboren und zum Kindergarten gegangen, meine Großeltern haben dort noch sehr lange gelebt. Aufgewachsen bin ich in Mülheim in der Stegerwaldsiedlung, wo ich auch die Grundschule besucht habe.
War deshalb der Faktor Köln bei Ihrer Wahl zugunsten der Viktoria entscheidend?
Risse: Das war ein großer Faktor, das steht außer Frage. Hier passt es familiär ganz einfach. Ich hätte nichts gemacht, womit meine Familie, insbesondere meine Ehefrau, nicht einverstanden gewesen wäre.
Haben Sie deshalb auch Anfragen aus der 2. Bundesliga ausgeschlagen?
Risse: Es gab die eine oder andere Option. Nürnberg habe ich mir durch den Kopf gehen lassen, gerade weil ich dort eine schöne Zeit hatte. Ich fühle mich in Köln aber einfach am wohlsten.
Bleibt ein Abenteuer in Australien eine Option für Sie?
Risse: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich das später mal mache. Ob ich dort dann auch Fußball spiele, ist eine andere Geschichte. Ich habe damals Thomas Broich (Risses ehemaliger Mitspieler beim 1. FC Köln, Anm. d. Red.) in Australien besucht. Ich finde das Land wirklich schön und kann mir vorstellen, dort mal etwas länger zu bleiben.
Wie schwer ist Ihnen der Abschied nach sieben Jahren beim 1. FC Köln gefallen?
Risse: Es war emotional. Der Club ist in meinem Herzen drin. Sonst wäre ich nicht so lange geblieben.
Sie sind von den Verantwortlichen und den Fans mit vielen warmen Worten verabschiedet worden.
Risse: Das hat mir richtig gut getan. Es war ja eine lange Zeit beim FC, bei der auch schwierige Phasen dabei waren, in denen die Leistung nicht so gepasst hat. Es hat mich sehr gefreut, dass mein Wechsel zur Viktoria so positiv aufgenommen worden ist.
Sie haben in der vergangenen Bundesliga-Saison lediglich 128 Minuten gespielt. Wie fühlen Sie sich körperlich?
Risse: Für mich war der erste Trainingstag bei der Viktoria sehr anstrengend, weil ich aus einem zweiwöchigen Heimtraining gekommen bin. Es ist ein großer Unterschied, wenn man dann wieder auf dem Platz steht. Hier und da hat es ein bisschen gezogen. Aber das ist völlig normal.
Wie sehr haben Sie die regelmäßige Spielpraxis vermisst?
Risse: Man ist nicht Profifußballer, um von draußen zuzuschauen. Das will niemand. Es war vergangene Saison nicht einfach für mich, aber das gehört zum Geschäft nun mal auch dazu. Wir haben beim FC offen und ehrlich darüber gesprochen, alles ist fair abgelaufen. Ich habe mich letztlich für die Chance entschieden, bei der Viktoria mehr Spielpraxis erhalten zu können und hoffe, dass es eine schöne Zeit wird.
Sie sind in den vergangenen Jahren immer wieder von Verletzungspech heimgesucht worden. Wie sehr haben Sie damit gehadert?
Risse: Wenn eine schwere Verletzung ganz frisch gewesen ist, habe ich sicherlich so gedacht. Wichtig ist aber, dass man nicht zu lange hadert.
Wie groß ist Ihr aktuelles Vertrauen in den eigenen Körper?
Risse: Ich habe jetzt noch vier Wochen Vorbereitungszeit bis zum Start der 3. Liga und versuche, mich bis dahin an die 100 Prozent zu bringen. Trainer Pavel Dotchev hat mir angeboten, immer offen über alles zu reden. Das finde ich sehr wichtig.
Ihr Wechsel von der ersten in die dritte Liga ist außergewöhnlich. Bringt das eine Sonderrolle mit sich?
Risse: Von meiner Seite und auch seitens der Viktoria ist das absolut nicht gewünscht. Ich brauche hier keine Sonderrolle und werde auch nur spielen, wenn ich fit bin und gute Leistungen bringe. Alles andere wäre sinnlos und würde dem Verein nicht den erhofften Erfolg bringen.
Was macht für Sie den Reiz der 3. Liga aus?
Risse:Es gibt in der 3. Liga kaum einen Verein, bei dem es nicht spannend ist zu spielen. Ob das nun 1860 ist, Waldhof Mannheim oder Kaiserslautern. Da gibt es wirklich viele namhafte Clubs.
Womit rechnen Sie?
Risse: Die vergangene Drittliga-Saison war extrem. Es konnten gefühlt zehn Mannschaften auf- und zehn Mannschaften absteigen. Ich denke, dass das kommende Saison nicht großartig anders sein wird.
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Bei der Viktoria ist im Vergleich zum FC alles viel kleiner. Hat das für Sie einen gewissen Charme?
Risse: Ich kenne den Sportpark Höhenberg noch von früher, war aber lange nicht mehr hier. Dass wir zum Training mit Kleinbussen nach Neubrück pendeln, ist für mich kein Problem. Ich finde das nicht mühsam.
Das Interview führte Tobias Carspecken.