Köln – Als der Schlusspfiff endlich ertönt war, rannte Luca Killian direkt zur Bank und sprang Kevin McKenna in die ausgebreiteten Arme. Der Innenverteidiger des 1. FC Köln musste seine Freude teilen und erkor seinen besten Ratgeber aus. „Ich arbeite mit ihm, um, um ein bisschen torgefährlicher zu werden. Heute habe ich mich dafür belohnt“, freute sich der 22-jährige Innenverteidiger.
Nach unwahrscheinlichem Comeback erziehlte Kilian ein Tor
Nach einem kaum für möglichen gehaltenen Comeback und einem 0:2-Rückstand erzielte ausgerechnet die Leihgabe des 1. FSV Mainz 05 den 3:2 (0:1)-Siegtreffer des 1. FC Köln gegen seinen eigentlichen Arbeitgeber. Kilians Tor war bei der Rückkehr der FC-Ultras nach mehr als zwei Jahren der Höhepunkt eines am Ende rauschenden Festes vor 49.800 Zuschauern im Rheinenergiestadion. Die aktive Fanszene hätte ihre erste Choreo seit 2016 mit dem Spruchband „Heute mit allen meinen 12 Freunden feiern, bis es kein Morgen gibt“ wirklich nicht besser aussuchen können.
Für diese Feier hatte das Team von Trainer Steffen Baumgart einen langen Anlauf nehmen müssen. Salih Özcan konnte nach überstandener Krankheit zwar schon wieder auf der Bank Platz nehmen, Baumgart musste die Doppelsechs aber neu sortieren und entschied sich für den Part neben Ellyes Skhiri gegen Dejan Ljubicic und für Jonas Hector. Den Platz des Kapitäns auf der linken Abwehrseite übernahm Jannes Horn. Für den gelb-gesperrten Timo Hübers rückte Jeff Chabot in die Innenverteidigung. Zudem kehrten Spielmacher Ondrej Duda und Torjäger Anthony Modeste in die Startelf zurück.
Die Kölner ließen Vieles vermissen
Mit den vier Neuen in der Anfangsformation kam der FC trotz der Unterstützung der Ultras schwer bis gar nicht in das Spiel. Als hätten die Pyro-Rauschschwaden aus dem Süden mehr betäubende als stimulierende Wirkung. Die Kölner ließen Vieles von dem vermissen, was sie in dieser Saison so stark gemacht hat und knüpften vor allem in puncto körperlicher Gegenwehr an das eher enttäuschende 0:1 bei Union Berlin an. Zudem offenbarten sich früh neuralgische Punkte im FC-Gefüge.
Das könnte Sie auch interessieren:
Duda fand auf der Zehn keinen Weg das Spiel an sich zu ziehen und verlor reihenweise Bälle. Und Jeff Chabot fehlte neben den nötigen technischen Fertigkeiten vor allem das Timing für die Zweikämpfe. Es überraschte wenig, dass der Slowake und der Leihspieler von Sampdoria Genua die größten Aktien am 0:1 zeichneten. Duda gab erst den Ball her und verlor dann noch einen Zweikampf.
In der Folge kam Chabot gegen Karim Onisiwo zu spät. Der Österreicher spielte Doppelpass mit Robin Hack und schon durfte Jonny Burkhardt rechts frei durchstarten. Luca Kilian musste aushelfen, fälschte zu allem Unglück als Mainzer Leihgabe aber Burkhardts eigentlich harmlosen 16 Meter-Versuch unhaltbar für FC-Keeper Marvin Schwäbe ins kurze Eck ab (14.).
Auch in der Folge kam von den Geißböcken wenig
Von den Geißböcken war auch in der Folge wenig Gutes zu sehen. Ein Linksschüsschen von Duda war in Hälfte eins der einzige Schuss der Gastgeber auf das Mainzer Tor (20.). Auf der anderen Seite zwang Jean-Paul Boetius Schwäbe zu einer Glanzparade (26.), und Jannes Horn musste in höchster Gefahr ein gewagtes, aber erfolgreiches Tackling gegen Burkhardt auspacken (32.). Horn war neben Rechtsverteidiger Kingsley Ehizibue einziger Aktivposten der Kölner. Seine Linksflanke setzte Modeste aber weit am Tor vorbei (39.). Anschließend arbeitete der Franzose seinen ganzen Frust mit einem Tritt gegen den linken Pfosten ab – seine bis dahin auffälligste Szene.
Baumgart änderte in der Halbzeit nichts und auch auf dem Rasen blieb alles beim Alten. Der FC zauderte und Mainz nutzte den nächsten Fehler. Chabot verschätzte sich bei einem langen Ball, so dass Onisiwo in seinem Rücken alleine auf Schwäbe zulaufen konnte und den FC-Torwart sehenswert aus spitzem Winkel überwand (55.). Baumgart reagierte mit einem Dreifachwechsel. Özcan, Ljubicic und Louis Schaub kamen für Florian Kainz, Horn und Duda (58.). Zwei Minuten später war der FC zurück im Spiel. Modeste verlängerte eine Uth-Ecke per Kopf für den heranfliegenden Skhiri, der sich mit einem herrlichen Flugkopfball und seinem vierten Saisontreffer auf Platz zwei der clubinternen Torschützenliste setzte.
Nachdem der FC sich entfesselt hatte, legte er nach
Das 1:2 setzte neue Kräfte frei – auch auf den merklich ruhig gewordenen Rängen. Die Kölner fanden besser in die Zweikämpfe und ins Tempo nach vorne. Der FC drückte, fand aber zunächst keinen einfach Weg, um nachzulegen. Erst als der emsige Mark Uth sich festlief und dann unfreiwillig für Ljubicic auflegte, war der Bann gebrochen. Der Österreicher legte den Ball mit der Innenseite von rechts links oben zum 2:2 ins Eck (78.).
Der FC hatte sich entfesselt und legte nach. Nach der nächsten Uth-Ecke scheiterte Özcan per Kopf an FSV-Keeper Robin Zentner. Der Abpraller fiel Luca Kilian vor die Füße und die Mainzer Leihgabe traf mit seinem ersten Tor im Geißbock-Trikot zum umjubelten 3:2 (82.). „Ich wusste erstmal gar nicht, wohin ich laufen und wie ich jubeln sollte. Ich habe dann einfach alles raugelassen, was in mir war. So ein wichtiges Tor zu schießen, ist einfach Mega“, freute sich der Siegtorschütze über seinen ersten Bundesligatreffer.
Die Ultras und die Nordkurve stimmten „Eines Tages…“ an. Und nachdem Marcus Ingvartsen in der Nachspielzeit für die Gäste das 3:3 vergeben hatte, bleibt die Qualifikation für den Europapokal tatsächlich ein Thema. Der FC, der den Klassenerhalt seit Samstag auch rechnerisch sicher hat, distanzierte mit Mainz einen direkten Konkurrenten auf fünf Punkte und kann nächsten Samstag in Gladbach nachlegen.
Köln: Schwäbe; Ehizibue, Kilian, Chabot, J. Horn (58. Schaub); Skhiri, Hector; Uth (84. Lemperle), Duda (58. Özcan), Kainz (58. Ljubicic); Modeste. – Mainz: Zentner; Bell, Hack (46. Nemeth), Niakhaté; Widmer (86. Brosinski), Kohr, Aaron; Stach, Boetius (83. Lee); Burkhardt (86. Ingvartsen), Onisiwo. – SR.: Petersen (Stuttgart). – Zuschauer: 49.800. – Tore: 0:1 Burkhardt (14), 0:2 Onisiwo (55.), 1:2 Skhiri (60.), 2:2 Ljubicic (78.), 3:2 Kilian (82.) . – Gelbe Karten: Chabot; Aaron, Stach.