Köln – Irgendwann in der zweiten Halbzeit wird Stadionsprecher Michael Trippel am Samstag in Müngersdorf zum Mikrofon greifen und mit getragener Stimme die Zuschauerzahl verkünden. „Ausverkauft“ wird er hinzufügen, nachdem er sich beim Besuch von 50000 Zuschauern bedankt hat. Erstmals in dieser Spielzeit wird das Rheinenergie-Stadion wieder wirklich voll sein, denn die Ultra-Gruppierungen haben Boykott beendet und auf die Südtribüne zurückkehren.
500 Ultras üben Boykott: Kritik an Beschränkungen und digitalen Tickets
Etwa 500 Ultras hatten bei den bisherigen Spielen auf den Stadionbesuch verzichtet. Sie haben neben den Einschränkungen durch die Corona-Schutzverordnung vor allem die Personalisierung der Eintrittskarten kritisiert. „Jetzt ist die Zeit gekommen, sich ebenfalls für einen Fußball ohne Einschränkungen auf allen Ebenen einzusetzen“, heißt es in einer Stellungnahme der Fanszenen. Gefordert werden eine volle Auslastung der Stadien, keine Zutrittsbeschränkungen, keine Maskenpflicht und eben keine digitalen Tickets.
Die Vorfreude beim 1. FC Köln ist groß. „Die Familie ist wieder komplett“, heißt es im Geißbockheim. Schon beim jüngsten Auswärtsspiel an der Alen Försterei gegen Union Berlin waren die Kölner Ultras wieder im Stadion, denn schon vorige Woche waren die Corona-Beschränkungen aufgehoben worden. Ein großes Transparent zeigte die Aufschrift „Nur wir“. Und das FC-Wappen.
Gedenken im Stadion
Stadionsprecher Michael Trippel (Foto) wird vor dem Spiel des FC gegen Mainz 05 am heutigen Samstag an den Ende März in Weiden getöteten Wirt Manni K. (73) erinnern. Der langjährige FC-Fan betrieb die Gaststätte „Zur alten Post“ in Weiden, wo er regelmäßig die Spiele des FC im Fernsehen zeigte. Das Gedenken an den Fan werde „speziell“ werden, kündigte Trippel an. Beim 1. FC Köln ist es üblich, an besondere Fans öffentlich zu erinnern.
Die Polizei hat nach dem Tötungsdelikt einen Verdächtigen (30) festgenommen, der Mann sitzt in Untersuchungshaft. Er schweigt zu den Vorwürfen, das Motiv ist unklar. Ein Spürhund der Polizei hat einige Tage nach der Tat die mutmaßliche Tatwaffe, ein Messer, in einem Gebüsch entdeckt. (tho)
Der 1. FC Köln will jedoch einige Errungenschaften der Corona-Zeit beibehalten, hierzu gehört die Vergabe von Zeitfenstern, in denen die Fans jeweils das Stadion betreten sollen. Hierdurch konnte zuletzt eine Entzerrung der Anreise erreicht werden. Außerdem empfiehlt der FC auch weiterhin das Tragen von medizinischen Masken, zumindest beim Betreten des Stadions, an den Kiosken und im Umlauf.
1. FC Köln: Verhältnis zwischen Club und Ultras bessert sich
Das Verhältnis zwischen Club und Ultras ist seit der Wahl des neuen Vorstands um Präsident Dr. Werner Wolf auf dem Weg der Besserung. Mit Kevin Brandenburg hat der Verein inzwischen einen Ultra-Beauftragten installiert, der für weitere Annäherung sorgen soll. Zu den führenden Köpfen der Ultra-Fanclubs hatte der Verein jedoch auch während der Pandemie regelmäßigen Kontakt.
In Berlin hatten die Ultras die Gästekurve vor Wochenfrist in ein rot-weißen Fahnenmeer verwandelt und ordentlich Pyrotechnik abgefackelt. Und was ist am heutigen Samstag gegen Mainz zu erwarten? „Ein stimmungsgewaltiges Bild“, heißt es im Geißbockheim. Um 15.30 Uhr wird sich das Geheimnis lüften.