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Fußball-FunktionärKölner (26) ist ein Senkrechtstarter beim DFB – Auch dank Uli Hoeneß

Lesezeit 4 Minuten
DFB-Ligamanager Paul Stremer mit der Pokal-Trophäe

DFB-Ligamanager Paul Stremer mit der Pokal-Trophäe

Bei Auweiler-Esch hat Paul Stremer den Fußball für sich entdeckt. Heute ist der 26-Jährige beim DFB als Spielleiter tätig. Nicht ganz unbeteiligt daran ist Uli Hoeneß.

Paul Stremer hat auf seinem Diensthandy 1751 Kontakte gespeichert. Und täglich werden es mehr. Einen im klassischen Sinne geregelten Acht-Stunden-Arbeitsalltag gebe es nicht. Das sei allerdings kein Problem, sagt der 26-jährige Kölner: „Dafür lebe ich meinen Traum und bewege ich mich in einer Welt, die mich total erfüllt und der ich hoffentlich noch sehr lange angehören darf. Ich brenne jeden Tag für das, was ich tue.“

Ligamanager und Spielleiter für die A- und B-Junioren-Bundesligen

Seit gut vier Jahren arbeitet Stremer für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und ist als Ligamanager und Spielleiter für die A- und B-Junioren-Bundesligen und den DFB-Pokal der Junioren zuständig. Mit den Klubs sei er nahezu im täglichen Austausch.

Sein Anliegen ist es dabei, die besten Rahmenbedingungen für die Spitzentalent-Förderung in Deutschland zu gewährleisten und an der Weiterentwicklung der Wettbewerbe mitzuwirken. Am 2018 gestarteten „Projekt Zukunft“ und der damit verbundenen Ausgestaltung der neuen DFB-Nachwuchsliga mit der erstmaligen Ausführung in der Saison 2024/2025 hat er entscheidenden Anteil. Angefangen hat alles beim SV Auweiler-Esch.

Hier im äußersten Kölner Norden entdeckte Stremer seine Liebe zum Fußball. In sein Gedächtnis eingebrannt hat sich vor allem ein Erfolg über den 1. FC Köln bei einem Turnier in der Altersklasse U11 am Geißbockheim. „Wir waren das einzige Team, das den FC als späteren Sieger im Turnierverlauf besiegt hatte. Für uns war das natürlich eine Riesensache“, sagt er. Seine aktive Zeit endete jedoch recht schnell. Nach seinem Wechsel zum Pulheimer SC beendete er seine Karriere noch als B-Junior mit 17 Jahren.

Bereut hat er den Entschluss bislang nicht. „In den zurückliegenden zehn Jahren war so einiges dabei, wovon du als kleiner Junge nicht einmal zu träumen wagst.“ Er sei mittendrin in einer Welt, die Millionen von Menschen emotional berühre und die auch ihn vom ersten Tag an fasziniere. „Sozusagen vom Start weg“, wie er mit einem Schmunzeln anfügt.

„Im Zuge meines Pflichtpraktikums als Schüler des Pescher Gymnasiums hatte ich das Glück, beim FC Bayern München ein mehrwöchiges Praktikum zu absolvieren. Nicht, weil ich so toll war, sondern über Vitamin B verfügte. So ehrlich muss man sein.“

Treffen in München mit Uli Hoeneß

Im Machtzentrum des deutschen Fußballs an der Säbener Straße angelangt, stellte sich der junge Kölner, gerade einmal zarte 17 Jahre alt, am Empfang vor, stieg in den Aufzug und begegnete Uli Hoeneß. „Herr Hoeneß stieg in der ersten Etage dazu. Er fragte mich, wer ich denn sei und was ich hier machen würde. Als er ausstieg, wünschte er mir ein schönes Praktikum. Er war unglaublich nett. Dieser Augenblick bleibt in Erinnerung.“

Für Stremer sei er so etwas wie die Initialzündung gewesen. „Von diesem Moment an wusste ich, dass ich dem Fußball verbunden verbleiben will. Am besten für immer.“

Nach seinem Abitur am Pescher Gymnasium ging es an die Deutsche Sporthochschule Köln. Den Bachelor in Sportmanagement und Sportkommunikation hatte er Ende 2018 in der Tasche. Nach weiteren Praktika beim FC Viktoria Köln und der Spielerberateragentur „SportsTotal“ folgte 2019 die Anstellung beim Deutschen Fußball-Bund in Frankfurt, wo er seither in zahlreichen Funktionen und Arbeitskreisen, wie beispielsweise der Task Force Sportmedizin während der Covid-19-Pandemie mitwirken konnte.

Abschlussbester bei Uefa-Studiengang

An der SRH Hochschule Heidelberg qualifizierte er sich zum zertifizierten Veranstaltungsleiter im Sport. Die Berufung als DFB-Veranstaltungsleiter folgte. Erst kürzlich beendete Stremer den internationalen Studiengang „Uefa Football Management“ an der Universität Lausanne in der Schweiz als Abschlussbester.

Die meiste Zeit verbringe er mit Gesprächen. In der Regel seien dies die Leiter der Nachwuchsleistungszentren, von denen es in Deutschland derzeit 56 gibt. Manchmal meldeten sich auch Trainer. Das sei eher selten der Fall, meint Stremer. „Wenn es denn aber vorkommt, kann es schon mal krachen“, sagt der Kölner, dessen Eltern es drei Monate nach seiner Geburt in Bonn in den Kölner Norden verschlug.

„Am Ende geht es immer darum, die für den deutschen Fußball bestmögliche Lösung zu entwickeln. Manchmal sind uns aber die Hände gebunden.“ So sei es einmal zwischen Stremer und Mike Tullberg (U-19-Trainer Borussia Dortmund; d. Red.) im Zusammenhang mit einer Spielansetzung ziemlich laut geworden.

Nach einem Uefa Youth League-Gastspiel der Borussia in Italien beim FC Empoli im Februar, habe Tullberg die sehr schlechten, teils gefrorenen Rasenverhältnisse am darauffolgenden Wochenende beim Wuppertaler SV vehement kritisiert. „Mike ist ein Top-Trainer und ein Super-Typ. Aber da hatte er mächtig Atü auf dem Kessel. Da sind verbal ein wenig die Fetzen geflogen. Aber danach war alles gut und wir haben uns ausgesprochen. So, wie es immer sein sollte.“

Im Land der 83 Millionen Bundestrainer, die richtigen Entscheidungen zu treffen, sei nicht immer leicht. „Aber wenn wir mit unserer Arbeit am Ende nur einen winzigen Anteil daran gehabt haben, 2026 oder 2030 den Weltmeisterpokal wieder in den Händen halten zu dürfen, haben wir alles richtig gemacht.“