Der DFB reformiert das Nachwuchs-Bundesligen-System. Große Klubs mit NLZ haben ein garantiertes Startrecht, Abstiege gehören der Vergangenheit an.
DFB reformiert Nachwuchs-BereichGroße Klubs haben Bundesliga-Garantie – Abstiege werden abgeschafft
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will den Talenten den Ergebnisdruck nehmen und den individuellen Entwicklungsprozess der Hochbegabten damit entscheidend verbessern. Ausgerichtet auf das übergeordnete Ziel, die deutsche Nationalmannschaft dauerhaft zu stärken.
Der deutsche Fußball lahmt seit geraumer Zeit. Fast durch die Bank weg. Der jüngste Titelgewinn der U-17-Junioren bei der Europameisterschaft bildet die Ausnahme. Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist in den zurückliegenden Jahren nicht kleiner geworden.
Nachwuchs-Reform greift ab der Saison 2024/25
Aus diesem Grund hat der DFB-Vorstand vier Jahre nach dem Start des „Projekt Zukunft“ die DFB-Nachwuchsliga ins Leben gerufen, die ab der Saison 2024/2025 ihren Betrieb aufnehmen wird. Die Nachwuchsliga wird damit zum 1. Juli 2024 die Wettbewerbsform der A- und B-Junioren-Bundesliga ablösen, die in der bevorstehenden Spielzeit letztmalig ausgespielt werden wird. „Die Gewinner sind unsere Talente“, meint Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter der Nationalmannschaften.
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Die Nachwuchsliga wird sich dabei in zwei Phasen aufteilen: einer regionalen Vorrunde sowie einer überregionalen Hauptrunde, aufgeteilt in eine A- und B-Liga.
In der U-19- und U-17-Liga spielen Bundesligisten und Amateurvereine von Beginn an in einer Liga. Alle Vereine mit einem NLZ sind dauerhaft in den neuen Ligen vertreten. Die Anzahl der teilnehmenden Teams ist nicht gedeckelt. Während der Saison sind die Ligen durchlässig – maximal elf Amateurvereine stoßen zur Hauptrunde zusätzlich zum Teilnehmerfeld dazu und können sich für die Vorrunde der kommenden Saison qualifizieren.
Deutsche Meister werden in der Liga A in einer Endrunde ausgespielt
Alle Mannschaften einer Staffel treten gegeneinander an und qualifizieren sich für die Hauptrunde. Die Erst-, Zweit- und Drittplatzierten der Vorrundengruppen kommen in die Liga A der Hauptrunde. Die übrigen Mannschaften in die Liga B.
Zur Liga B der Hauptrunde stoßen die elf Amateurvereine, die sich über die Regional- beziehungsweise Landeswettbewerbe (zweithöchste Spielklassen) qualifizieren. Beide Ligen werden erneut in Staffeln aufgeteilt und spielen eine Hin- und Rückrunde. Der Deutsche Meister wird unter den Mannschaften aus der Liga A in einer Endrunde ausgespielt.
Die Verantwortlichen von DFB und Deutscher Fußball-Liga (DFL) versprechen sich davon eine bessere individuelle Entwicklung der Spieler und ein höheres Niveau im gesamten deutschen Fußball, wie der gemeinsamen Presseerklärung von DFB und DFL zu entnehmen ist.
Geschehen soll dies vor allem durch eine Maßnahme: Mit der neuen Wettbewerbsform gehören Abstiege der Vergangenheit an. Man wolle den Beteiligten, Talenten wie Trainern, den Abstiegsdruck nehmen, um die Potenziale besser entfalten zu können, wie es vonseiten des DFB heißt. Dies gilt zumindest für die aktuell 57 Nachwuchsleistungszentren (NLZ) im gesamten Bundesgebiet, die für alle Bundesligisten und Zweitligisten verpflichtend sind.
Bayer 04 Leverkusen, Viktoria Köln und 1. FC Köln haben Nachwuchsleistungszentren
Zu den Drittligisten, die sich ein zertifiziertes NLZ leisten, gehört auch der FC Viktoria Köln, der ebenso wie der 1. FC Köln mit den A- und B-Junioren der Nachwuchsliga angehören wird.
„Mit der Einführung der Nachwuchsliga eröffnet der DFB den Nachwuchsleistungszentren die Möglichkeit, die Ausbildung der Nachwuchstalente individueller und unabhängiger vom Ligabetrieb gestalten zu können. Kurz gesagt: der Spieler bildet das Zentrum in der Nachwuchsförderung und nicht die Liga. Gleichzeitig ist die Umstrukturierung ein Kompromiss, so viele unterschiedliche Interessen wie möglich in einer Spielklasse abzubilden“, sagt Yannik Hohmann, administrativer Leiter im NLZ des FC Viktoria Köln.
„Nichtsdestotrotz ist diese Veränderung nur ein Baustein in der Talentförderung und macht nicht automatisch mehr Spieler zu Profis. Die Qualität der Trainer oder besser gesagt der Ausbilder bleibt weiterhin der Schlüssel zum Erfolg. An ihnen liegt es, neben den sportlichen Inhalten auch Tugenden wie Widerstandsfähigkeit zu vermitteln“, so Hohmann.
Die Kritik einiger Amateurvertreter an der neuen Liga, mit dem Vorwurf einer in sich geschlossenen Gesellschaft der NLZ, teilt er nicht. „Wenn man ehrlich ist, dann sind die infrastrukturellen und finanziellen Ressourcen, die die meisten NLZ haben und in die Nachwuchsförderung investieren, doch um ein Vielfaches höher als die der Amateurvereine. Der Trend wird auch weiter dahin gehen, dass in Deutschland jeder Spieler, der Profi wird, vorher die Strukturen eines NLZ durchlaufen muss. Diese Entwicklung ist unausweichlich. Von daher sollten die NLZ immer in der höchsten Spielklasse starten und spielen“, sagt Hohmann.
Fortuna Köln und Deutz 05 verfügen nicht über die Möglichkeiten für ein NLZ
Im Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) stellen mit dem 1. FC Köln, Bayer 04 Leverkusen und eben Viktoria Köln lediglich drei Vereine ein Nachwuchsleistungszentrum. Die Unterhaltung dieser Talentschmieden kostet viel Geld. Vereine wie der SC Fortuna Köln oder der SV Deutz 05, die beide in der vergangenen Saison in der B-Junioren-Bundesliga West vertreten waren, können oder wollen diese an strenge Vorgaben orientierten und zudem kostspieligen Akademien nicht unterhalten.