Köln – Herr Mink, wie hat sich der SC Fortuna Köln seit Ihrer Amtszeit als Trainer, 2007 bis 2011, verändert?
Infrastrukturell hat sich nicht so viel geändert. Die Kabinen und die Halle sind immer noch ähnlich wie vor ca. 25 Jahren, als ich hier Spieler war. Immerhin ist aber der Kunstrasenplatz neu. Aber das Stadion ist das gleiche, das Umfeld ist ähnlich und viele Leute von früher sind immer noch da. Darum habe ich mich auch schnell wieder wohl gefühlt.
Wo sehen Sie die Unterschiede beim Klub in Ihrer Zeit als Spieler in den 90ern, später als Trainer und nun als Sportdirektor?
Als ich hier gespielt habe, waren wir ein Zweitligist. Das war eine andere Fortuna, mit einem anderen Flair und einem anderen Stellenwert in der Stadt. Das ist denke ich selbstverständlich. Als ich als Trainer übernommen habe, war der Klub ein Fünftligist, das war natürlich auch eine ganz andere Fortuna mit viel weniger Strahlkraft. Jetzt sind wir mit Blick auf die andere Seite zwar sportlich nur noch die Nummer drei der Stadt. Aber wir sind in einer Entwicklungsphase – und nicht so weit vom bezahlten Fußball weg, wie der eine oder andere das vielleicht vermutet.
Ende Januar wurden Sie als neuer Trainer der Fortuna-Reserve verpflichtet. War es damals schon der Plan, Sie zeitnah zum Sportdirektor zu machen?
Nein, das stand in den ersten Gesprächen überhaupt nicht auf dem Plan. Es ging um die U-23-Mannschaft und die Weiterentwicklung des Talenttrainings, das ich leite und um die Trainer-Entwicklung. Alles in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendleistungszentrum.
Aus der Situation heraus. Ich habe klar gesagt, dass ein Verein wie Fortuna Köln in der Transferpolitik und Kaderplanung Nischen belegen muss. Wir können nicht im Top-Segment mitfischen, die wirtschaftlichen Mittel sind begrenzt. Wenn der Klub weiterhin gesund in die Zukunft gehen möchte, ist es wichtig, zunächst im eigenen Verein zu schauen. Wo und wie es möglich ist, Spieler besser zu machen und an ein Profi-Niveau heranzuführen. Und dazu natürlich den Markt nach weiteren Alternativen zu sondieren. Wir können nicht den teuersten und besten Spieler verpflichten – sondern müssen intelligent und wirtschaftlich vernünftig vorgehen. So sind wir in die Gespräche gekommen.
Als Sportdirektor ist Ihre übergeordnete Aufgabe die Suche nach einem Nachfolger von Trainer Alexander Ende. Wie sieht das Anforderungsprofil aus?
Der neue Trainer sollte sich den von mir genannten Gegebenheiten anpassen. Er sollte über Regionalliga-Erfahrung verfügen und bereits junge Spieler weiterentwickelt haben. Er sollte diese Themen in puncto Emotionalität transportieren und eine Identifikation mit dem Verein entwickeln können. Das ist es, was die Südstadt letztlich ausmacht.
Wie läuft die Suche?
Wir führen aktuell Gespräche und versuchen, die bestmögliche Lösung zu finden. Einen Zeitplan gibt es nicht, auch keine Deadline. Natürlich gilt: Je früher, desto besser. Gerade bei der Kaderplanung würde das viel vereinfachen.
Dirk Lottner, langjähriger Profi bei Fortuna und dem 1. FC Köln, erfüllt diese Kriterien. Dazu ist er aktuell vereinslos.
(lacht) Namen werden wir nicht kommentieren.
Viele Spielerverträge laufen aus. Müssen sich die Fans im Sommer auf einen weiteren großen Umbruch im Kader einstellen?
Das hängt in hohem Maße von den Spielern ab. Aktuell haben sieben Spieler einen gültigen Vertrag für die nächste Saison. Bei Kai Försterling wird sich der Vertrag aufgrund der Anzahl seiner Einsätze bald automatisch verlängern. Wir werden in den nächsten Tagen viele Gespräche führen und hoffen, dass wir einen Großteil des Kaders halten können. Mein Stand der Dinge ist, dass der Kaderetat in der kommenden Saison in etwa gleich bleibt. Damit arbeite ich momentan. Klar ist, dass eine erfolgreiche Mannschaft wie unsere für Aufmerksamkeit sorgt. Das weckt Begehrlichkeiten. Viele Spieler tauchen nun in den Notizbüchern anderer Vereine auf.
Die Idee ist, mit Stammkräften zu verbesserten Konditionen zu verlängern, dafür aber in hinteren Kaderpositionen auf Nachwuchsspieler zu setzen.
Das wird man sehen. Wichtig ist es, dass wir das Budget im Auge behalten. Natürlich kann es sein, dass am Ende der eine oder andere Übergangsspieler mehr im Kader stehen wird.
Wie läuft Ihre tägliche Zusammenarbeit mit Alexander Ende?
Wir haben einen guten Austausch. Den hatten wir auch schon vor seiner Entscheidung, den Vertrag nicht zu verlängern und vor meinem Einstand als Sportdirektor. Die Verzahnung von U-23- und Regionalliga-Mannschaft ist extrem wichtig. Dazu war Alex mein Spieler, als ich hier Trainer war. Wir kennen uns gut und haben uns in den vergangenen Jahren nie aus den Augen verloren.
Hätten Sie gerne mit Ihm als Cheftrainer über das Saisonende hinaus zusammengearbeitet?
Klar. Es ist schade, dass kein Konsens gefunden wurde. Es gab zu wenige Schnittmengen. Und wenn es nicht zu 100 Prozent passt, sollte man vermeiden, zu viele Kompromisse zu machen. Aber so ist nun mal das Geschäft.
Zu Person und Spiel
Matthias Mink (54), geboren in Villingen, ist neuer Sportdirektor des SC Fortuna Köln. Als Aktiver stand der Verteidiger zwischen 1992 und 1999 in der Südstadt unter Vertrag und absolvierte für den damaligen Zweitligisten 162 Pflichtspiele. Zwischen 2007 und 2011 trainierte Mink die Fortuna. Nach Stationen in Leverkusen, Kassel, Steinbach und Homburg kehrte er im Januar 2022 als U-23-Coach zurück nach Köln.
Für die Fortuna geht nach zuletzt zwei Unentschieden in der Liga am Samstag mit einem Heimspiel gegen den Tabellenachten SC Wiedenbrück weiter. Anstoß im Südstadion ist um 14 Uhr. (ckr)
Wie schätzen Sie die Chancen auf Meisterschaft und Aufstieg ein?
Man sollte sich nicht von Abständen und Punkte-Konstellationen treiben lassen. Wichtig ist, dass wir wieder besser Fußball spielen und substanziell bessere Ergebnisse erzielen. Zuletzt war das zu wenig, das muss man ganz klar so festhalten.
Wie geht es mit Fortunas U23 weiter?
Ich trainiere das Team bis zum Saisonende, für danach suchen wir eine neue Lösung. So ist es mit dem Verein abgesprochen. Wir hoffen natürlich, dass uns der Klassenerhalt in der Mittelrheinliga gelingt. Das ist ein extrem wichtiger Baustein in unserem Vorhaben mehr Nachwuchskräfte in Richtung der ersten Mannschaft zu führen. Und was die aktuelle Punkteausbeute angeht, sind wir auf einem guten Weg. Ein bisschen was an Boden haben wir bereits gutgemacht.