Köln – Momente wie dieser müssen eigentlich länger ausgekostet werden. Fast 49 Minuten waren in der LanxessArena zwischen den Kölner Haien und den Ice Tigers aus Nürnberg gespielt, als Luis Üffing einen Konter mit Marcel Müller fuhr. Die spielerisch schwache, aber umso spannendere Partie der Deutschen Eishockey Liga (DEL) stand bei der knappen KEC-Führung auf Messers Schneide. Da zog Routinier Müller über rechts zum Tor, hatte den Kopf oben und legte perfekt quer zu seinem 21-jährigen Kollegen. Üffing, der noch keinen Schuss in diesem Spiel genommen hatte und in seiner Ausbildungszeit bei den Junghaien, der U18-Nationalmannschaft, den Duisburger Füchsen und in Bad Nauheim meist auf anderen als der Linksaußen-Position unterwegs gewesen war, zögerte keine Sekunde und drückte die Scheibe mit der Rückhand an Goalie Niklas Treutle vorbei zum 2:0 ins Netz.
„Dieses Gefühl ist gar nicht so wirklich zu beschreiben“, meinte der Youngster zu seinem DEL-Premierentor, „da ist auf einmal so viel Adrenalin im Körper. Alle jubeln. So richtig realisiert man das erst nach dem Spiel“, beschrieb der gebürtige Oberbayer aus Peißenberg seine „puren Glücksgefühle“.
Hartes Stück Arbeit für die Kölner Haie
Bis das 4:2 und der vierte Sieg im fünften Spiel in trockenen Tüchern war und Üffing die Ehrenrunde in der Deutzer Arena anführen durfte, mussten die Haie ein hartes Stück Arbeit verrichten. Schließlich hatte Ryan Stoa nur 31 Sekunden nach Üffings Treffer den Partykiller gegeben und auf 1:2 für Nürnberg verkürzt (50.). In den letzten zehn Minuten arbeitete der KEC mit vereinten Kräften und verdiente sich den zweiten Heimerfolg in Folge nach dem 3:2-Overtimesieg gegen Augsburg.
„Unser Trainer hat uns vor dem Schlussdrittel gesagt, dass wir die Checks zu Ende fahren und die Scheibe tief bringen sollen. Dann kommen die Tore von ganz alleine“, beschrieb Üffing als Mann des Abends die Erfolgsformel für das Schlussdrittel. Hier fand Lucas Dumont aus spitzem Winkel von links die Lücke zum 3:1 (54.). Befreit gejubelt werden konnte aber erst, als Landon Ferraro in doppelter Unterzahl und entblößtem Nürnberger Kasten 42 Sekunden vor Schluss das leere Netz zum 4:1 traf. Ein Empty-Net-Goal mit zwei Spielern weniger auf dem Eis kommt nicht alle Tage vor.
Uwe Krupp: Das Spiel hatte „Playoff-Charakter“
Nicht nur wegen der turbulenten Schlussphase, in der Tim Bender noch zum Endstand für die Franken getroffen hatte, attestierte Uwe Krupp dem Spiel „Playoff-Charakter“. „Die Emotionen und der Kampfgeist beider Teams waren unglaublich hoch“, meinte der Coach des Tabellenvierten, „und es war wichtig die Nerven zu behalten.“
Die Nerven verloren hatte an erster Stelle Colin Ugbekile. Der Verteidiger ließ sich im Mitteldrittel erst von Patrick Reimer, später von Dane Fox provozieren und verbrachte nach Kämpfen alleine zehn Minuten auf der Strafbank. Diese war in der heißesten Phase sogar mit vier Haie-Spielern besetzt. Das lag auch an Maury Edwards, der nach einem Check auf offenem Eis gegen Nicholas Welsh und anschließendem Videobeweis von den Schiedsrichtern mit einer Matchstrafe belegt wurde (38.). Der Vorwurf: Der Haie-Verteidiger soll bei dem Check seinen Ellenbogen eingesetzt haben und das ist strafbar. „Ich glaube nicht, dass da Vorsatz dabei war“, beschrieb Krupp, der nach der Entscheidung heftig mit den Unparteiischen diskutierte. Zurecht, denn am Donnerstag stellte die DEL das Verfahren gegen Edwards ein. Der beste Scorer des KEC, der gegen Nürnberg mit der Vorlage zu Alexander Oblingers 1:0 bereits seinen siebten Punkt in dieser Saison einfuhr, darf also im Heimspiel am Freitag gegen die Bietigheim Steelers (19.30 Uhr, Magenta Sport) auflaufen.
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