Köln – Am Ende musste Moritz Müller noch etwas loswerden. Der Kapitän der Kölner Haie hatte im ersten Testspiel beim 4:6 gegen den SC Bern ausgeteilt und eingesteckt, wie man es seit Jahrzehnten von ihm kennt. Kurz vor dem Abpfiff kassierte er den letzten von mehreren Schlägen seines Gegenspielers, hakte diesen im Umdrehen leicht an und dieser ging zu Boden.
Noch auf dem Eis der Kölnarena 2 konnte Müller nicht mehr an sich halten: „Das war einfach eine Schwalbe und ich finde, das gehört sich nicht im Eishockey. Das sollen andere Sportarten machen, ich finde es aber peinlich“, stellte der 35-Jährige klar.
Neue Maschroute für Saison 22/23
Nun kann aus dieser Ansage nicht nur die sportliche Ethik des Haie-Kapitäns, sondern vielleicht auch die Marschroute der gesamten Organisation für 2022/23 abgeleitet werden: Mit einer runderneuerten Mannschaft soll hart, zielstrebig und ehrlich gearbeitet werden, um nach drei dürftigen Jahren wieder erfolgreich zu werden.
Nach zweieinhalb Wochen Vorbereitung mit elf zu integrierenden Neuzugängen war dies schon beim Start gegen Bern spürbar. „Das erste Spiel ist immer etwas Besonderes“, erklärte Müller, „es geht darum in den Rhythmus zukommen und sich an die Geschwindigkeit anzupassen.“
Alle Neuen standen auf dem Eis
Mit den Goalies Oleg Shilin und nach dessen Verletzung (43.) auch mit Mirko Pantkowski, zudem Nick Baptiste, Brady Austin, Louis-Marc Aubry, Yannick Hänggi, Stanislav Dietz, Nick Bailen, Ryan Stanton, Carter Proft und Jason Bast standen alle Neuen auf dem Eis.
Obwohl der KEC im Sommer elf routinierte Spieler geholt hat, durfte es die 500 Fans nicht wundern, dass das erste Drittel den Gästen gehörte. Diese hatten ihre Vorbereitung früher begonnen und schon zwei Testspiele absolviert. „Im Fünf-gegen-Fünf war das eine ordentliche Partie“, fand Kapitän Müller, betonte aber auch: „An den Special Teams müssen wir arbeiten, dafür hatten wir noch keine die Zeit.“
Zehn Strafminuten im ersten Drittel
Weil sich nicht nur Königstransfer Nick Bailen früh auf die Strafbank setzte, sondern insgesamt zehn Strafminuten im ersten Drittel zustande kamen, gerieten die Haie nach Gegentreffern von Loeffel (4.), Kahun (15.) und DiDomenico (19.) mit 1:3 ins Hintertreffen. „Training ist das eine, Spiel aber das andere. Die Jungs müssen sich noch an die Eisfläche und das Spiel in Deutschland gewöhnen“, nahm Kölns Kapitän nicht nur Offensiv-Verteidiger Bailen, sondern alle Debütanten in Schutz.
Andreas Thuresson trifft
Andreas Thuresson konnte sich schon 2021 anpassen und traf auf Vorlage von Aubry zum 1:2 (17.). Dass sich die Haie nach dem 1:4 von Näf (24.) nicht hängen ließen, sah auch Uwe Krupp gerne: „Die Moral hat gestimmt“, meinte der Chefcoach, „es ging darum, unsere Spieler kennenzulernen und die Kombinationen zu testen“.
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In Über- oder Unterzahl wechselte Krupp seine Reihen nicht durch und konnte doch Adaptionen sehen: Baptiste (37.), Austin (51.) und Aubry (58.) machten aus dem Drei-Tore-Rückstand ein 4:4. Dass das zu hohe Risiko am Ende von Loeffel (59.) und Moser (60.) bestraft wurde, tat der positiven Stimmung keinen Abbruch. Trainer und Kapitän sprachen von einem „ganz guten Start“. Schon am Samstag (16.30 Uhr) geht es im Haie-Zentrum ins zweite Duell mit den Bernern. (aw)