Köln – Uwe Krupp stand die Rührung ins Gesicht geschrieben. Die emotionalen Szenen, die sich am Sonntagabend in der Lanxess Arena abgespielt hatten, waren dem Trainer der Kölner Haie sichtbar nahe gegangen. Krupp zeigte sich „unheimlich traurig“ darüber, dass der 3:2-Heimsieg nach Verlängerung gegen die Augsburger Panther das vorerst letzte Spiel war, das der KEC in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in Anwesenheit von Zuschauern bestreiten durfte.
Die verschärften Maßnahmen im Kampf gegen die Omikron-Variante haben wie berichtet zur Folge, dass beginnend mit dem Heimspiel am Dienstag (19.30 Uhr, Magenta Sport) gegen die Eisbären Berlin wieder vor leeren Rängen gespielt werden muss. „Unsere Fans werden uns in den nächsten Spielen fehlen“, sagte Krupp – ohne zu wissen, wann genau ein Wiedersehen möglich sein wird.
Kinder der Spieler zum Abschied auf dem Eis
Umso intensiver fiel die vorläufige Abschiednahme aus, zu der selbst die Kinder der Haie-Profis auf das Eis geströmt waren. Bei ihrer Ehrenrunde durch das weite Rund entrollte das KEC-Team ein Plakat, das Danksagung und Treuebekenntnis zugleich war. „Danke für Eure Unterstützung! Mit Euch durch alle Zeiten!“, lautete die Botschaft an die 5000 zugelassenen Besucher, die mit dem Schmettern des „Veedel“-Liedes auf kölsche Art antworteten. Dazu hielten sie ihre Schals fast schon trotzig in die Höhe.
Es waren ergreifende Bilder, die Uwe Krupp dazu veranlassten, über die grundsätzliche Bedeutung von Emotionen auf den Tribünen zu sprechen. „Wir leben dafür, dass wir vor Fans spielen“, betonte der gebürtige Kölner und fügte einen Verweis zum Unterhaltungscharakter des Sports hinzu: „Ob wir es wollen oder nicht: Wir sind Entertainment-Business – und es nicht das Gleiche, wenn wir keine Zuschauer haben.“
Ticket-Einnahmen machen großen Teil des Budgets aus
Entsprechende Erfahrungen haben die Kölner bereits in der trostlosen DEL-Geister-Saison 2020/21 sammeln müssen. Mehr als ein halbes Jahr danach macht es Krupp „ein bisschen sprachlos, dass wir wieder an derselben Stelle sind“. Moritz Müller wurde noch deutlicher. Der Haie-Kapitän bezeichnete die Rückkehr der Geisterspiele als „Katastrophe“ und appellierte: „Ich hoffe, dass das schnell wieder rückgängig gemacht wird.“
Seinen Standpunkt begründete der 35-Jährige mit den gesammelten Erfahrungen der vergangenen Monate: „Sowohl die Lanxess Arena als auch die Haie haben ein 1a-Hygienekonzept auf die Beine gestellt. Die Liga hat gezeigt, dass keine Infektionsketten bei Eishockeyspielen nachgewiesen wurden. Deswegen wünsche ich mir für die Fans und für uns, dass wir schnell wieder vor Zuschauern spielen. Davon lebt die Sportart – und dafür machen wir es.“ Außerdem geht es um lebensnotwendige Ticket-Einnahmen, die einen Großteil des Kölner Saison-Budgets ausmachen.
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Das Spiel selbst geriet hinterher fast zur Nebensache. Uwe Krupp wollte „gar nicht viel“ zum Sportlichen sagen. Nur so viel: „Ich freue mich über die zwei Punkte. Die Jungs haben ein gutes Spiel gemacht.“ Was so nicht unbedingt zu erwarten war nach sechs Niederlagen aus den vorangegangenen sieben Spielen, die den Kölner Vorsprung auf die Pre-Playoff-Plätze schrumpfen ließen. Deshalb sei es „wichtig für die Psyche“ gewesen, „wieder ein Erfolgserlebnis zu haben“, meinte Moritz Müller, der von einem „Schritt in die richtige Richtung“ sprach.
Zweimal waren die Kölner während der regulären Spielzeit in Führung gegangen (Landon Ferraro/3., Marcel Barinka/27.), beide Male glich Adam Payerl für die Panther aus (20., 47.). Torjäger Andreas Thuresson sorgte in der zweiten Minute der Verlängerung schließlich für den Kölner Extrapunkt.
„Wir haben defensiv konzentriert gespielt, vorne ist uns nicht alles gelungen“, fasste Kapitän Müller den kämpferisch überzeugenden, spielerisch aber nicht immer flüssigen Auftritt zusammen. Gegen den amtierenden Meister und aktuellen Tabellenführer aus Berlin muss demnach eine zusätzliche Schippe draufgelegt werden.