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Nach 3:1FC baut Siegesserie erstmals seit 19 Jahren auf vier Erfolge aus

Lesezeit 4 Minuten
Jhon_Cordoba_Siegesgeste

Jhon Cordoba bei einer Siegesgeste.

  1. Es war ein verdienter Sieg, und ein besonderer noch dazu.
  2. Zum ersten Mal seit 19 Jahren kann der 1. FC Köln über mehr als drei in Serie gewonnene Spiele jubeln.
  3. Beigetragen hat zu dieser Sessation vor allem einer: Jhon Cordoba.
  4. Joachim Schmidt fasst das erste FC-Spiel der Rückrunde zusammen.

Köln – Es ist müßig zu spekulieren, was passiert wäre wenn... Immerhin bleibt festzuhalten, dass zehn Startelfspieler des 1. FC Köln den Rückrundenauftakt zunächst verschliefen. Allein dem Unvermögen von Wolfsburgs Torjäger Wout Weghorst und Timo Horn im FC-Tor hatten es die Gastgeber zu verdanken, dass sie nicht nach 14 Sekunden, spätestens aber nach zwei Minuten in Rückstand lagen. Dass die Spieler nach dem Abpfiff als 3:1-Sieger wie junge Ziegenböcke über den Platz sprangen, war indes nicht unverdient. „Das war in Ordnung, ein verdienter FC-Sieg“, stellte auch Ex-Sportchef Jörg Schmadtke als Wolfsburgs Geschäftsführer uneingeschränkt fest.

Wie es dazu kam, ist schnell zusammengefasst: Über den Kampf fanden die Kölner zu spielerischen Mitteln und zeigten einmal mehr ihre Stärken bei Standardsituationen. Was das Kämpferische anbelangt, so honorierte das Publikum fast jede Balleroberung mit Szenenapplaus. Beispielhaft war eine Szene in der 22. Minute. Ismail Jakobs verlor in gegnerischer Strafraumhöhe den Ball, erkämpfte ihn sich zu Boden gegangen zurück und wurde gefoult. Den Freistoß zirkelte Mark Uth in den Strafraum, wo ihn Jhon Cordoba wuchtig zum 1:0 einköpfte.

Cordoba trifft im fünften Heimspiel in Folge

Danach dominierte der FC bis zur Pause. Als große Teile des Publikums auf dem Weg zum „Halbzeit-Kölsch“ waren, wie es Horst Heldt beschrieb, schlug Jhon Cordoba ein zweites Mal zu. „So wollen wir spielen: Den Gegner früh unter Druck setzen, und dessen Fehler eiskalt bestrafen“, beschrieb Rafael Czichos die Szene. Dabei hatte Ellyes Skhiri einen Pass von VfL-Abwehrchef John Brooks abgefangen, zu seinem Torjäger gespielt, der aus spitzer werdendem Winkel einnetzte.

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Damit hatte Jhon Cordoba im fünften Heimspiel in Folge getroffen. Das gelang einem FC-Spieler letztmals 2010/11 in Person von Milivoje Novakovic. Mit jetzt sechs Saisontreffern stellte Jhon Cordoba zudem einen persönlichen Bundesligarekord auf (zuvor zwei Mal fünf Saisontore für Mainz 05) und erzielte das 500. Tor dieser Bundesliga-Spielzeit. „Jhon besitzt tolle Qualität. Seine Wucht ist der Wahnsinn. Wolfsburgs Innenverteidiger waren Rot-gefährdet, weil sie ihn mit fairen Mitteln nicht in den Griff bekamen“, lobte Timo Horn.

Standardsituation sorgt erneut für Entscheidung

Der Schlussmann war es, der nach der Pause das Aufbäumen der Gäste mit seinen Paraden erneut im Keim erstickte. Das veranlasste Markus Gisdol zu einem Einzellob („Wir hatten über die gesamte Spielzeit einen sehr guten Torwart auf dem Platz“), wie man es von dem Trainer nur selten zu hören bekommt.

Für die Entscheidung sorgte erneut eine Standardsituation. Mark Uth brachte einen Eckball in den Strafraum, Rafael Czichos verlängerte Richtung hinterem Pfosten, wohin sich Jonas Hector davongestohlen hatte und mutterseelenallein zum 3:0 (62.) einköpfte. Der schnelle Anschlusstreffer durch Renato Steffen (66.) änderte nichts mehr „an unserem verdienten Sieg“, wie Sportchef Horst Heldt zufrieden feststellte.

„Cordoba ist speziell“

Jörg Schmadtke, Geschäftsführer des VfL Wolfsburg und bis Oktober 2017 Sportchef des 1. FC Köln, stellte sich nach dem Spiel den Fragen der Journalisten. Martin Sauerborn zeichnete das Gespräch auf.

Herr Schmadtke, woran lag es, dass die beste Abwehr der Hinrunde drei Tore hinnehmen musste?

Cordoba ist schon ein anderer Spieler...

...den haben Sie ja auch nach Köln geholt.

(lächelt etwas gequält) Ja, ich kenne ihn ganz gut. Da könnte ich ein paar Sachen zu sagen. Er ist schon speziell. Den muss man etwas anders bearbeiten. Das ist uns nicht gelungen. Das spricht für die Qualität von Cordoba und dafür, dass wir in Gänze nicht gut verteidigt haben.

Sie wurden von Teilen der Zuschauer als Betrüger bezeichnet, gleichzeitig feierten diese Menschen Jhon Cordoba, den Sie verpflichtet haben.

Ich will es nicht bewerten. Auf mich bezogen brauchen wir keine Silbe verlieren. Es war für das Spiel unerheblich.

Wie waren die Gespräche mit den früheren Mitarbeitern?

Gut, sehr gut.

Wie wurden Sie empfangen?

Sehr freundlich. So, wie es sich gehört. Gäste empfängt man freundlich. So ist es geschehen.

Der lobte zudem den ausgeliehenen „Heimkehrer“ Mark Uth. Sein Spiel habe ihm sehr gut gefallen. Er habe sehr intelligent gespielt, für Gefahr vor dem Wolfsburger Tor gesorgt und zwei der drei Treffer vorbereitet. „Mir hat es Spaß gemacht. So kann es weitergehen“, meinte der 28-jährige Stürmer nach seinem ersten Profi-Einsatz für seinen Heimatverein.

„Kein Zufall, sondern Ergebnis harter Arbeit“

Vier Bundesligasiege in Folge, das war einer FC-Mannschaft letztmals zwischen November und Dezember 2000 unter der Regie von Ewald Lienen gelungen. Dass dies nun nach dem zwischenzeitlichen Abrutschen auf den letzten Tabellenplatz gelang, „ist kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit“, stellte Rafael Czichos fest.

Im Trainingslager wurde neben spielerischen und taktischen Elementen die Kondition verbessert. Zudem veränderte Markus Gisdol Abläufe rund um Training und Spiel. Die Spieler werden intensiver und länger von den Physiotherapeuten behandelt, es gibt Ernährungshinweise und auch die Nacht vor Heimspielen wird im Hotel verbracht. So soll sich der Fokus mehr auf den Wettkampf und das Gemeinschaftsgefühl verlagern.