Wolfsburg – Weiter ungeschlagen, souverän und verdient mit 4:2 (3:1) gegen den Luxuskader des VfL Wolfsburg gewonnen und mit dem ersten Auswärtssieg der Saison vorerst auf Platz fünf der Tabelle vorgerückt: Der 1. FC Köln und sein Trainer Steffen Baumgart sorgen in der Fußball-Bundesliga weiter für Furore und bleiben trotz aller Schwierigkeiten unerschrocken.
Mit dem überragenden Florian Kainz an der Spitze stürzten die geschlossen als Mannschaft auftretenden Geißböcke die Wölfe mit ihrem Ex-Manager Jörg Schmadtke am Samstag schon zu Beginn der Saison in eine tiefe Krise.
„Wir schöpfen nicht aus dem Vollen, aber wir schöpfen aus dem, was wir haben. Heute haben wir nicht nur alles rausgehauen, sondern auch gut gespielt.“, freute sich Baumgart, dass sein Team den personellen Schwierigkeiten und einem frühen Gegentor erfolgreich getrotzt hatte.
Köln gerät früh in Rückstand
Der Kölner Trainer setzte am fünften Bundesliga-Spieltag zunächst auf seine bevorzugte Grundordnung mit Ellyes Skhiri als alleinigem Sechser und einem Sturmduo, das Jan Thielmann und Steffen Tigges bildeten. Rechts hinten verteidigte wie erwartet Kingsley Schindler für den verletzten Benno Schmitz. Den offensiven rechten Part übernahm Allzweckwaffe Dejan Ljubicic, der zuletzt als Zehner ran musste. Die Position des Spielmachers ging an Ondrej Duda. Für den Slowaken war es der erste Startelfeinsatz seit dem 3:2-Heimsieg gegen Mainz am 9. April und die Chance zu zeigen, dass er im System Baumgart funktionieren kann. In den bisherigen vier Saisonspielen absolvierte der 27-Jährige als Einwechselspieler nur 116 Minuten.
Duda und seine Teamkollegen waren noch dabei sich zu sortieren, da lagen sie schon zurück. Bartol Franjic hatte auf rechts viel zu Platz und nutzte diesen für einen tiefen Ball auf Lukas Nmecha. Der VfL-Angreifer nahm direkt und überraschte FC-Keeper mit einem Aufsetzer ins lange, linke Eck. Das 1:0 nach nur 94 Sekunden war der bislang schnellste Treffer der Bundesliga-Saison 2022/23 und der erste der Wolfsburger nach drei torlosen Partien. Baumgarts Grundordnung passte nicht. Die Hausherren fanden vor allem über die Außenpositionen Lücken in der FC-Defensive und hätten durch Max Kruses Kopfball nach Flanke von Ridle Baku auf 2:0 erhöhen können (11.).
Der FC-Coach hatte genug gesehen, zog Ljubicic als zweiten Sechser zurück und schon bekamen die Kölner das Spiel in den Griff. Nach einer Reihe guter Angriffe fand Florian Kainz die entscheidende Lücke. Der Österreicher spielte einen Schindler-Pass direkt weiter in den Lauf von Ljubicic, der VfL-Torwart Koen Casteels keine Chance ließ (22.). Der Ausgleich war verdient, denn die Geißböcke generierten mehr Ballbesitz und waren die spielerisch aktivere Mannschaft. Und der FC hatte mit Florian Kainz den überragenden Akteur in seinen Reihen.
Als der Flügelspieler gegen seinen Ex-Kollegen Sebastian Bornauw im Mittelfeld den Ball erkämpfte, kam Jonas Hector links in Position. Der Kapitän flankte flach und scharf auf den zweiten Pfosten, wo Jan Thielmann lauerte. Wolfsburg Paulo Otavio kam dem FC-Stürmer zuvor und drückte den Ball nach einem Pressschlag mit Casteels zum 1:2 über die eigene Torlinie (32.). Doch damit nicht genug. Die Wölfe blieben fahrig und unglücklich. Luca Waldschmidt schlug am Ball vorbei und traf den aus dem Strafraum laufenden Thielmann. Var Robert Hartmann schaltete sich ein und die Entscheidung fiel wieder zugunsten des FC auf. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck sah sich die Szene an und pfiff Elfmeter. Florian Kainz trat an und verwandelte sicher rechts unten (45.+2). Die Geißböcke hatten sich von dem frühen Rückstand nicht schocken lassen und schlugen mit etwas Glück und viel Geschick eiskalt zurück.
FC schießt die Wölfe tiefer in die Krise
Die Wolfsburger unter den nur 25.654 Zuschauern in der VW-Arena verabschiedeten das Team von Trainer Nico Kovac mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine. Es wurde nicht besser aus Sicht der Wölfe. Im Gegenteil: Die verunsicherten Gastgeber konnten keinen Druck aufbauen und die Kölner in Gefahr bringen. Der FC verwaltete geschickt das Spiel und hätte durch Skhiri (51) und Kainz (58.) erhöhen können. Das 2:3 von Lukas Nmecha nach einer Unachtsamkeit der Geißböcke fiel aus dem Nichts (79.), konnte das Baumgart-Team aber auch nicht nachhaltig beeindrucken.
Florian Kainz antwortete prompt und krönte seine Leistung durch den nächsten Assist. Der lange Pass des Österreichers ermöglichte dem eingewechselten Sargis Adamyan mit Hilfe des rechten Pfostens seinen ersten Treffer im FC-Trikot (81.). Die Partie war endgültig entschieden.
Am Ende fehlte nur das i-Tüpfelchen, denn Denis Huseinbasic hätte sein Bundesliga-Debüt gleich mit seinem ersten Tor garnieren können (89.). „Ich hatte heute nie das Gefühl, dass etwas schief gehen könnte“, brachte Dejan Ljubicic das FC-Selbstbewusstsein auf den Punkt.VfL Wolfsburg: Casteels; Baku, Bornauw (46. Marmoush), van der Ven, Paulo Otavio (75. Kaminski); Franjic (75. F. Nmecha, Guilavogui, Arnold (75. Svanberg); Waldschmidt (61. Paredes), L. Nmecha, Kruse. – 1. FC Köln: Schwäbe; Schindler, Kilian, Hübers, Hector; Skhiri; Ljubicic (88. Martel), Duda (65. Maina), Kainz (88. Huseinbasic); Thielmann (65. Adamyan), Tigges (80. Lemeperle). – SR.: Jöllenbeck (Freiburg). – Zuschauer 25.654. – Tore: 1:0 L. Nmecha (2.), 1:1 Ljubicic (22.), 1:2 Otavio (32./Eigentor), 1:3 Kainz (45.+2/Foulelfmeter), 2:3 L. Nmecha (79.), 2:4 Adamyan (81.). – Gelbe Karten: Van der Ven; Duda.