Leverkusen. – Wohl noch nie in der langen und erfolgreichen Clubhistorie von Bayer 04 Leverkusen war das Weiterkommen in einem europäischen Wettbewerb unverdienter und glücklicher. Der Fußball-Bundesligist benötigte nach einem tief enttäuschenden 0:0 im letzten Gruppenspiel der Champions League gegen den FC Brügge am Dienstag die Schützenhilfe des FC Porto. Nur dank des 2:1-Heimerfolgs der Portugiesen gegen Atletico Madrid darf der Werksclub in Europa überwintern und im Februar in der Zwischenrunde der Europa League antrete. Der erzitterte Punkt gegen Brügge genügte, um Atlético durch den gewonnenen direkten Vergleich auf Platz vier zu verdrängen. Die Sorgen um die unmittelbare sportliche Zukunft von Bayer 04 sind nach dem Auftritt an Allerheiligen aber eher größer geworden.
Das Spiel im Überblick
Bayer 04: Hradecky; Kossounou, Tah, Tapsoba; Frimpong, Palacios (46. Demirbay), Andrich, Bakker; Diaby (76. Adli), Schick (89. Azhil), Hudson-Odoi (76. Amiri). – Brügge: Mignolet; Boyata, Mechele, Meljer; Buchanan, Sowah. Vanaken, Sobol (79. Larin); Nielsen, Jutgla (87. Yaremchuk), Lang (67. Skov Olsen). – SR.: Mariani (Italien). – Zuschauer: 30.210. – Gelbe Karten: Palacios, Andrich; Sobol, Boyata, Nielsen.
Bayer-Coach Xavi Alonso setzte nach fünf sieglosen Pflichtspielen in Folge auf Veränderung und nahm im Vergleich zum enttäuschenden 0:2 am vergangenen Wochenende in Leipzig gleich sechs Wechsel vor. Odilon Kossounou, Jeremie Frimpong, Mitchel Bakker, Exequiel Palacios, Callum Hudson-Odoi und auch der lahmende Torjäger Patrik Schick standen in der Startelf, die Alonso im 3:4:3 vor Torwart Lukas Hradecky formierte. Der Kapitän ging mit keinen guten Erinnerungen an die Belgier in die Partie, war ihm dochbeim 0:1 im Hinspiel der entscheidende Fehler zum Gegentor unterlaufen. Die Niederlage im ersten Gruppenspiel bedeutete für Bayer 04 den Anfang vom Ende auf dem anvisierten Weg ins Achtelfinale der Champions League.
Maximal Europa-Kandidat
Ein Scheitern, dass in einer Gruppe mit Porto, Brügge und Atlético Madrid nicht hätte sein müssen, aber absolut in Ordnung geht. Warum die Werkself in dieser Saison maximal ein Kandidat für die Europa League war, offenbarte sich den 30.210 Zuschauer in der ausverkauften BayArena gegen den belgischen Meister. Die Leverkusener gingen ohne Auftrag in diese so wichtige Partie. Das Spiel der Alonso-Elf war in allen Details mangelhaft und stand im Aufbau regelrecht. Und das, obwohl Brügge bieder auftrat und kaum presste, Bayer also eigentlich genug Zeit und Raum für seine Aktionen bekam. Die Gastgeber waren aber nicht in der Lage, den Ball planvoll nach vorne zu tragen. Schick bekam ein paar Anspiele, verlor aber jeden seiner Zweikämpfe. Mouusa Diaby und Callum Hudson-Odoi verhungerten auf den Flügeln. Ein einziges Mal kam Bayer in die Tiefe. Nach Pass von Hudson-Odoi scheiterte Diaby aber an Brügges Keeper Simon Mignolet (33.). In der Nachspielzeit der ersten Hälfte hatte Frimpong noch so etwas wie eine Chance – das war es. Auf der anderen Seite hätte Palacios mit einem haarsträubenden Ballverlust fast dafür gesorgt, dass der Leverkusener Auftritt zur Halbzeit bestraft worden wären. Hradecky bügelte den Lapsus des Argentiniers gegen Kamal Sowahs strammen Linksschuss aber aus (39.). Mit den Höhepunkten der ersten Halbzeit hatte Bayer 04 nichts zu tun. Für die sorgten die stimmgewaltigen belgischen Fans im vollen Gästeblock und der FC Porto, der im Parallelspiel mit zwei Treffern gegen Atlético fleißig Schützenhilfe leistete.
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Die 2:0-Führung der Portugiesen bedeutete aber auch, dass Brügge für den Gruppensieg einen Sieg einfahren musste. Die Belgier konnten ins Risiko gehen, denn die Teilnahme am Achtelfinale war ihnen nicht mehr zu nehmen. Eine Kostprobe verstärkter Offensivbemühungen gaben die Gäste auch gleich nach Wiederanpfiff. Nachdem die Leverkusener Defensive allgemein und Mitchel Bakker im Speziellen das Verteidigen einstellten, jagte Tajon Buchanan das Spielgerät von rechts an die Latte und Eduard Sobol den Nachschuss von der anderen Seite am Tor vorbei (46.). Bayer meldete sich in der zweiten Hälfte mit einem Schick-Kopfball offensiv an, den Mignolet stark auf die Latte seines Tores parierte (54.). Mit Kerem Demirbay, den Alonso nach der Pause für den indisponierten Palacios brachte, verbesserte sich das Spiel des Bundesliga-16. – war von gut aber noch immer weit entfernt. Zum Glück für Bayer 04 blieb der FC Brügge nach Buchanans Lattentreffer offensiv alles schuldig. Leverkusen aber auch: Die Werkself lieferte eine miserable Vorstellung ab und versuchte ihr nur Glück zu verwalten. Als der fade Kick ein Ende fand und das trostlose 0:0 ebenso feststand wie Portos Sieg gegen Atlético, war der unverdiente Einzug der Leverkusener in die Zwischenrunde der Europa League Fakt.