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Public Viewing früh ausgelastetFans feiern gemeinsam den EM-Auftakt

Lesezeit 5 Minuten
Die Fanzonen waren schnell ausgelastet: Das Public Viewing am Tanzbrunnen und wie hier am Heumarkt zog die feiernden Fans an.

Die Fanzonen waren schnell ausgelastet: Das Public Viewing am Tanzbrunnen und wie hier am Heumarkt zog die feiernden Fans an.

Köln feiert ausgelassen die ersten EM-Partys - Fans hoffen auf Fortsetzung

Es scheint fast ein physikalisches Gesetz zu sein. Je näher an der Altstadt, desto dichter die Traube an rot-weiß gekleideten Menschen. Die traditionelle Kölner Farbkombination symbolisiert während der Europameisterschaft aber auch andere Kulturen: So flutet am Samstag Nachmittag eine Schar Schweizer Fans die Haltestelle am Heumarkt, als sie von ihrem ersten Gruppenspiel gegen Ungarn aus dem Stadion zurückkehren.

Keine Domschweizer, sondern Schweizer vor dem Kölner Dom.

Keine Domschweizer, sondern Schweizer vor dem Kölner Dom.

Viele tragen im Gesicht das weiße Kreuz auf rotem Hintergrund, einige binden sich die Schweizer Flagge um die Hüften, einer trägt einen Schweizer Käse als Hut. Nach dem Stadion geht es für viele weiter in die Fan-Zone am Heumarkt, um die anderen Gruppenspiele zu verfolgen. Sie seien eigens nach Köln gekommen, um das Spiel zu sehen, erzählt ein junger Mann aus der Schweiz. Seit Donnerstag schon seien sie hier.

Die Stimmung war auch unter den deutschen Fans bestens.

Die Stimmung war auch unter den deutschen Fans bestens.

Als Alternative zur schnell überfüllten Fan-Zone wurden die Gastronomen kreativ, rund um den Alter Markt sind Fernseher aufgestellt worden. Ein Kioskbesitzer platziert sogar ein Gerät vor seinem Laden. Viele Besucherinnen und Besucher hatten keine Tickets für die Spiele ergattern können, sind aber dennoch angereist – teilweise vom anderen Ende der Welt: Die Australierin Kim wollte ihrem Neffen eigentlich einen Besuch im Stadion schenken, leider ohne Erfolg. Aber das macht nichts: Nun würden sie die Spiele eben beim Public Viewing anschauen.

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Auch die Ungarn verstehen es zu feiern.

Auch die Ungarn verstehen es zu feiern.

Die 50-Jährige verschreibt sich während ihres Besuchs neben dem Fußball vor allem der Kölner Kultur. „Köln liegt sehr zentral. Deshalb sind auch einige Gäste hier, die gar nicht primär wegen des Fußballs angereist sind.“ Weil die Fußball-Hotspots allerdings so nah an der Altstadt aufgebaut sind, kommen die Besucherinnen und Besucher automatisch mit der Europameisterschaft in Berührung.

Mit Kind und Kegel: Die Fans freuen sich und halten ihrer Mannschaft die Daumen.

Mit Kind und Kegel: Die Fans freuen sich und halten ihrer Mannschaft die Daumen.

Für die einen ist die EM die Kirsche auf der Torte ihres Deutschlandtrips, für die anderen ist sie der einzige Grund, überhaupt hierher zu kommen: Zu ihnen gehört auch eine Gruppe junger Schotten, die sich nach dem Eröffnungsspiel in München auf den Weg nach Köln gemacht hat. „Das Spiel war ein absolutes Desaster“, erzählen sie. Für das zweite Schottlandspiel am Mittwoch sind sie extra nach Köln gereist, wobei sie sich erfreulichere Ergebnisse für ihre Mannschaft erhoffen.

Die Kuhglocke ist immer am Mann bei diesen Schweizer Fans.

Die Kuhglocke ist immer am Mann bei diesen Schweizer Fans.

Ihre ausgelassene Stimmung haben sich die Mittzwanziger trotz der Niederlage nicht nehmen lassen. „Die nächsten Tage wollen wir Spaß haben und Bier trinken. Die Stimmung ist super“, äußert sich einer von ihnen. Der Nachschub klappt am Rhein übrigens deutlich besser als in Bayern: Dort habe man bis zu drei Stunden auf ein Bier warten müssen. „Da sind die Fan-Zones hier auf jeden Fall besser aufgestellt.“ Ein bisschen Kölner Kultur wollen sie sich bei ihrem Trip nicht entgehen lassen. Dabei reizt sie vor allem ein Besuch im Schokoladenmuseum.

Hoffen auf bessere Ergebnisse als gegen Deutschland: Die Schotten.

Hoffen auf bessere Ergebnisse als gegen Deutschland: Die Schotten.

Nach ihrem Stopp in Köln ziehen sie für das dritte Gruppenspiel der Schotten weiter nach Stuttgart. „Im Großen und Ganzen läuft es sehr harmonisch hier“, berichtet ein Gastronom am Heumarkt. „Selbst die, die viel Alkohol trinken, sind nicht aufbrausend, sondern eher friedlich“, erzählt er. Und das trotz hoher Besucherzahlen. „Freitag Abend waren 8000 Leute hier“, berichtet der Mittvierziger. Dabei habe er alle möglichen Altersgruppen beobachten können. „Neulich war sogar ein Ehepaar aus Schottland hier, beide 80 Jahre alt. Sie wollten die Europameisterschaft hier zusammen erleben.“

Die Tifosi belagerten die Bar „Formula Uno“.

Die Tifosi belagerten die Bar "Formula Uno".

Anders als sonst bei fußballerischen Großereignissen, nutzte die italienische Gemeinde in der Südstadt nicht den ganzen Zugweg, um vor der Bar „Formula Uno“ die Squadra Azzurra zu sehen. Die Bar war mit dem obligatorischen Banner zu einer Public-Viewing-Zone abgetrennt worden. Und nach dem frühen Schock durch das 1:0 für Albanien konnten die Tifosi dann doch noch erleichtert den 2:1-Erfolg ihrer Mannschaft ausgiebig feiern.

Beste Stimmung bereits im Vorfeld des Spiels unter den deutschen Fans.

Beste Stimmung bereits im Vorfeld des Spiels unter den deutschen Fans.

Bereits am Freitag Abend glich die Altstadt einer einzigen Partyzone: Schon eine halbe Stunde vor dem Spiel dröhnte durch die Boxen am Heumarkt Major Tom, drei Schotten sangen Arm in Arm mit zwei Ungarn und der ganzen Fan-Zone am Heumarkt mit. Selbst hinter der großen Leinwand feierten die Fans, die es nicht mehr in das Gewühl hinein geschafft hatten. Bereits um 20 Uhr war die Fan-Zone vollgelaufen und gesperrt worden, eine halbe Stunde später folgte die größere am Tanzbrunnen. Auch dort gab es kein Durchkommen mehr.

Kaum ein Halten mehr gab es nach den Treffern der deutschen Mannschaft.

Kaum ein Halten mehr gab es nach den Treffern der deutschen Mannschaft.

Trauben voller Fans saßen, standen und fieberten rund um den Heumarkt, den Alter Markt und die kleinen Gassen. Und obwohl die Kölnerinnen und Kölner ja selbst ein sangesfreudiges Völkchen sind, die Schotten liefen ihnen dann doch den Rang ab. Es waren auch dort viele Fans dabei, die kein Ticket bekommen hatten für das Stadion. Das sei schade, meinte ein Paar aus der schottischen Hauptstadt. Aber eigentlich egal: „Anfeuern können wir unsere Mannschaft auch hier. Vielleicht hören sie es im Stadion.“

Feiern und Hoffen auf den Titel bei den Fans.

Feiern und Hoffen auf den Titel bei den Fans.

Wen man auf jeden Fall in der ganzen Stadt hören konnte, waren die vielen Tausend deutschen Fans, die nicht nur mit der Leistung ihrer Mannschaft zufrieden sein konnten: Köln hat sich als friedlich feiernde Metropole präsentieren können. Die Polizei konnte nur von vereinzelten Vorfällen berichten, auch etwas Pyrotechnik wurde abgebrannt — aber alles blieb im Rahmen (siehe unten).


Anlässlich des ersten EM-Spiels in Köln spricht der Einsatzleiter der Kölner Polizei, Martin Lotz, von einem „weitestgehend störungsfreien Einsatzverlauf“. Fanmärsche der Anhänger beider Nationalmannschaften waren mit mehreren 10 000 Teilnehmenden von den Fan-Meeting-Points am Girlitzweg und der Kitschburger Straße in Richtung Stadion gestartet. Ungarische Anhänger zündeten vereinzelt Pyrotechnik. In einem Fall war ein Ungar in Gewahrsam genommen worden, weil er einem Platzverweis nicht nachkam. In zwei Fällen fertigten die Einsatzkräfte Strafanzeigen, weil Teilnehmer des ungarischen Fanwalks Parolen mit volksverhetzendem Inhalt gerufen haben. (two)