Deutsche EM-GruppengegnerGanz Schottland steht wieder auf

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Die Hoffnung ist zurück: Der schottische Kapitän Andrew Robertson (R.) applaudiert nach dem 1:1 gegen die Schweiz den eigenen Fans.

Die Hoffnung ist zurück: Der schottische Kapitän Andrew Robertson (R.) applaudiert nach dem 1:1 gegen die Schweiz den eigenen Fans.

Schottland träumt nach dem 1:1 gegen die Schweiz wieder vom EM-Achtelfinale und braucht dafür einen Sieg gegen Ungarn.

Bedingungslose Liebe und Treue verpflichten. Die schottische Fußball-Nationalmannschaft stand nach der 1:5-Abreibung zum EM-Auftakt in München gegen Deutschland tief in der Schuld ihrer leidenschaftlichen Fans und lieferte fünf Tage später in Köln prompt Wiedergutmachung. Das kämpferisch wie atmosphärisch herausragende 1:1 (1:1) am Mittwochabend gegen die favorisierte Schweiz euphorisierte die Tartan Army und lässt sie vom ersten Einzug in eine kontinentale K.o.-Runde überhaupt träumen.

Dafür braucht es nun am Sonntag (21 Uhr/Magenta) in Stuttgart einen Sieg gegen die punktlosen Ungarn. Mit dann vier Punkten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Bravehearts zu den vier besten Gruppendritten gehören. „Ich glaube, wenn wir diese drei Punkte holen, kommen wir weiter“, prognostizierte Trainer Steve Clarke. Ganz Köln wird die Daumen drücken, denn Platz drei in der Gruppe A könnte für Schottland eine Rückkehr ins Rheinenergiestadion im Achtelfinale am 30. Juni bedeuten.

Wir sind viel glücklicher mit dieser Leistung. Das waren mehr wir.
Andrew Robertson, Kapitän Schottland

Die friedliche und fröhliche Invasion der trinkfesten Schotten   mit ihren Kilts und Dudelsäcken war ein Ereignis der besonderen Art. Die Mannschaft ließ sich von der beeindruckenden Stimmung am Standort Köln mitreißen und fand zu sich selbst zurück. „Wir sind viel glücklicher mit dieser Leistung. Das war mehr wie wir — viel mehr wie wir“, sagte Kapitän Andrew Robertson.

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Der Linksverteidiger des FC Liverpool war als Initiator des 1:0 durch Scott McTominay (13.) maßgeblich daran beteiligt, dass über 90 Minuten eine „schottische Leistung“ mit läuferischer und kämpferischer Hingabe zu sehen war. „Wir wollten unsere Leute glücklich machen. So steht ein Land wieder auf“, wurde Robertson gar pathetisch.

110 Dezibel im Rheinenergiestadion

110 Dezibel laut war der Jubelorkan der Tartan Army nach dem Führungstreffer. Man mag sich gar nicht ausmalen, was passiert, wenn die Schotten in Stuttgart mit dem ersten EM-Sieg seit 1996 tatsächlich noch ins Achtelfinale einziehen.

Die Schweizer enttäuschten nach dem überzeugenden 3:1-Auftaktsieg gegen Ungarn zwar bei ihrem zweiten Auftritt in Müngersdorf, stehen aber mit vier Punkten so gut wie sicher in der Runde der besten 16. Mit einem Sieg am Sonntag in Frankfurt gegen Deutschland wären die Eidgenossen sogar Gruppensieger und würden einem Achtelfinal-Duell mit Spanien oder Italien aus dem Weg gehen.

Wir wollen die Deutschen ärgern.
Xherdan Shaqiri, Torschütze zum 1:1 der Schweiz

„Wir wollen die Deutschen ärgern, das ist ganz klar“, kündigte Xherdan Shaqiri an. Der Ex-Profi des FC Bayern München, der seit 2022 in Diensten von Chicago Fire steht, unterstrich einmal mehr seinen Wert für die „Nati“. Nachdem der 32-Jährige gegen Ungarn noch 90 Minuten auf der Bank gesessen hatte, beorderte ihn Coach Murat Yakin diesmal in die Startelf.

Shaqiri bedankte sich mit einem Traumtor zum 1:1 (26.). Das Kraftpaket mit dem genialen linken Fuß hat damit bei den letzten sechs Großturnieren immer getroffen. Das ist nicht einmal Cristiano Ronaldo gelungen.

Die Schweizer mussten sich am Ende aber ärgern, dass sie als spielerisch bessere Mannschaft ihre Chancen nicht konsequent nutzten und zweimal nur aus knapper Abseitsposition durch den glücklosen Dan Ndoye (34.) und Joker Breel Embolo (82.) trafen. So blieb es beim irgendwie doch gerechten Remis, das allen hilft. Der Schweiz, den Schotten und vor allem der Stimmung bei dieser EM.

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