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„Eine Welt bricht zusammen“Fortuna Düsseldorf scheitert nach perfekter Ausgangslage in Relegation

Lesezeit 3 Minuten
Der Düsseldorfer Trainer Daliel Thioune (r) tröstet seine Spieler.

Der Düsseldorfer Trainer Daliel Thioune (r) tröstet seine Spieler.

Der Bundesliga-Aufstieg war für Fortuna Düsseldorf nach dem Relegations-Hinspiel in Bochum zum Greifen nahe, das Rückspiel wurde zum Desaster.

Aus der Kabine wurden die ungeöffneten Altbierfässer geschleppt, bei den Spielern um Pechvogel Takashi Uchino kullerten auch weit nach Ende dieses Relegations-Dramas die Tränen. Die Enttäuschung nach dem verpassten Aufstieg im Elfmeterschießen war bei Fortuna Düsseldorf grenzenlos - und für Kapitän Andre Hoffmann kaum in Worte zu fassen. „Es tut gerade einfach nur weh. Es tut richtig, richtig weh“, sagte der Innenverteidiger mit feuchten Augen: „Es bricht eine Welt in einem zusammen, das muss ich so deutlich sagen.“

Nach dem 3:0 im Hinspiel verloren die Rheinländer am Montagabend das entscheidende zweite Duell mit dem VfL Bochum auf dramatische Weise: Nach einem 0:3 nach 120 Minuten entschied das Elfmeterschießen (5:6) - zuungunsten des Zweitligisten, in dessen Umfeld schon so viele mit dem Aufstieg gerechnet hatten. Doch Hoffmann und Uchino scheiterten vom Punkt.

Fortuna Düsseldorf verspielt 3:0-Vorsprung aus Relegations-Hinspiel

Noch nie hatte ein Team in der Bundesliga-Reaktion einen derartigen Vorsprung noch verspielt. Auch Coach Thioune rang um 0.34 Uhr nach Fassung, als er seine Sicht der Dinge schilderte. „Das haben die Jungs nicht verdient. Mein Team hat mehr verdient, als nächstes Jahr in der 2. Bundesliga spielen zu müssen“, sagte der 49-Jährige mit brüchiger Stimme. „Viele Jungs sind in der Kabine, die viel weinen und trauern“, so Thioune.

Die Düsseldorfer Fans feierten ihre Mannschaft dennoch ausgiebig nach einer erfolgreichen Saison. „Das macht mich sprachlos. Das bedeutet uns als Gruppe unheimlich viel, dass die Leute trotzdem anerkennen, was wir geleistet haben“, sagte Kapitän André Hoffmann, der zweite Pechvogel der Düsseldorfer.

Relegation: Düsseldorf am Boden – Allofs gibt sich kämpferisch

„Ich weiß, wie sehr sich jeder Einzelne da draußen diesen Ausstieg gewünscht hat. Dann diese Reaktion zu bekommen, das ist unglaublich. Das bedeutet uns als Gruppe wahnsinnig viel.“ Nichtsdestotrotz war es nach dieser verspielten Ausgangslage ein schwacher Trost.

Sportvorstand Klaus Allofs reagierte deutlich gefasster auf die turbulente Begegnung in der Düsseldorfer EM-Arena Vorstandsmitglied Klaus Allofs musste das erst einmal verarbeiten. „Wir waren wirklich kurz davor, in die Bundesliga aufzusteigen. Aber da haben die Nerven nicht mitgespielt“, befand der ehemalige Nationalspieler. Dann blickte Allofs bereits nach vorn. „Es war eine riesige Chance und es tut weh. Wir müssen daraus aber die richtigen Schlüsse ziehen“, so Allofs.

„Ich habe große Lust, im nächsten Jahr wieder anzugreifen“, sagte der Manager, schränkte angesichts von namhaften Konkurrenten wie dem Hamburger SV, dem 1. FC Köln, Hertha BSC oder Schalke 04 aber ein. Man werde in dieser „mega schweren zweiten Liga“ eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenstellen.

VfL Bochum sicher Klassenerhalt durch Fußball-Wunder: „Grandiose Leistung“

Eine, „die hoffentlich die Rolle spielen kann, die die Mannschaft in diesem Jahr gespielt hat“. Allerdings, sagte Allofs, werde Fortuna „von den wirtschaftlichen Möglichkeiten (...) noch weniger ein Anwärter auf die ersten Plätze sein, als wir es in diesem Jahr eigentlich waren“.

Während Fortuna Düsseldorf ein weiteres Jahr zweite Liga spielen muss, war in Bochum die Freude über das Fußball-Wunder riesig. Heiko Butscher konnte sein Glück kaum in Worte fassen. „Wir haben es irgendwie hinbekommen. Es hat zwei Tage gebraucht, die Mannschaft war am Boden, tot. Irgendwie haben wir den richtigen Switch gefunden und gesagt, dass es Zeit ist, Geschichte zu schreiben. Die Chance ist total gering, es muss alles passen. Wenn man es Matchplan mäßig betrachten möchte, hat alles funktioniert. Die Jungs haben eine grandiose Leistung gezeigt.“ (pst/dpa)