- Phasen, in den es nicht läuft, lassen im Fußball gerne den Ruf nach Führungsspielern laut werden.
- Dass Jonas Hector momentan keinen guten Lauf hat, ist offensichtlich.
- Horst Heldt verteidigt Jonas Hector jedoch gegen die Kritik.
Köln – Acht sieglose Spiele in Folge werfen Fragen nach den Gründen auf. Das gilt für den 1. FC Köln, der vor dem letzten Heimspiel der Corona-Bundesliga-Saison 2019/20 am Samstag gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr, Rheinenergiestadion/Sky) weiter einen Weg sucht, den Klassenerhalt unter Dach und Fach zu bringen.
Phasen, in den es nicht läuft, lassen im Fußball gerne den Ruf nach Führungsspielern laut werden. Jenen Anführern vom Typus Bastian Schweinsteiger, die ihr Team gerade in Momenten einer sportlichen Krise mitreißen können. Beim FC füllt normalerweise Jonas Hector diese Rolle aus. Vielleicht etwas untypisch, weil der Kapitän und einzige, aktuelle, deutsche Nationalspieler im Kader der Geißböcke eher die leiseren Ausgaben der Art repräsentiert. Aber trotzdem sehr wirkungsvoll: Vor der Corona-Zwangspause war der 30-Jährige hinter seinem Sechser-Kollegen Ellyes Skhiri der Kölner mit der besten Laufleistung.
Vier wichtige Tore gingen zudem auf sein Konto: der späte Ausgleich auf Schalke (1:1) das 1:2 in Frankfurt (4:2), das 2:0 in Paderborn (2:1) und das 3:0 gegen den VfL Wolfsburg (3:1).
Saisonunterbrechung war Gift
Die unerwartete Unterbrechung der Saison Mitte März war dann aber Gift für Hector. Seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs am 17. Mai sucht der Saarländer nach seiner Form. Beim 1:3 in Hoffenheim bat er Trainer Markus Gisdol sogar von sich aus um eine Pause, weil er sich nicht frisch genug fühlte. Auch beim Derby vergangenen Mittwoch in Leverkusen nahm Hector zunächst auf der Bank Platz. „Jonas und Mark Uth hatten zuletzt einige Blessuren und brauchen einige Tage mehr, um auf 100 Prozent zu kommen. Wir wollten in der Englischen Woche frische Kräfte auf dem Platz haben. Zudem sind Jonas und Mark von einer Gelbsperre bedroht“, erklärte Gisdol die Maßnahme, in der Startelf auf seine beiden Führungsspieler zu verzichten.
Heldt stellt sich vor Hector
Eine Aussage, mit der sich der FC-Coach vor seinen Kapitän stellte und ihn gegen die zunehmende, öffentliche Kritik in Schutz nahm. Sportchef Horst Heldt schloss sich seinem Trainer in dieser Woche an und sang ein Loblied auf Hector: „Köln kann froh sein, dass Jonas nach dem Abstieg in die 2. Liga geblieben ist. Er hat seine Nationalmannschaftskarriere riskiert und ist nicht weggegangen, obwohl es ein Leichtes für ihn gewesen wäre als Nationalspieler. Er hat Verantwortung übernommen. Jonas lebt diesen Club mit voller Hingabe und Überzeugung wie kaum ein anderer. Ich muss lange überlegen, bis mir jemand einfällt, der den Club so intensiv interpretiert.“
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Für Heldt ist Hector nicht nur ein „erstklassiger Fußballer“, er definiert den Linksfuß auch als absoluten Führungsspieler: „Ich hätte gerne 25 Hectors. Er ist ein unglaublich identifizierender Typ, und hat einen richtig guten Charakter. Er macht sich über alles Gedanken, sein Wort hat Gewicht im Verein und in der Mannschaft. Zudem gibt er in jedem Training Vollgas und ist ein Vorbild. Bei ihm führe ich nicht ansatzweise eine Diskussion um seine Qualität als Führungsspieler. Für mich ist Jonas die Nummer eins an Führungsspielern. “
Hector fehlt die Frische
Den extrem trainingsfleißige Hector wird es selbst am meisten nerven, dass er aktuell aus dem Tritt geraten ist. Was das Trainerteam auch versucht hat, dem Nationalspieler fehlt die Frische, die er für sein mental starkes Spiel braucht. Offensichtlich gehört der Kapitän zu den Spielern, denen die Corona-Pause besonders zugesetzt hat und die den Saisonabschluss herbeisehnen, weil kaum Besserung in Sicht ist.
Neben Mark Uth wird Jonas Hector am Samstag gegen Frankfurt nun wieder zur Startelf gehören und laut Horst Heldt „noch einmal alles geben“. Das braucht der 1. FC Köln auch, denn eines ist klar: Wenn Jonas Hector über einen längeren Zeitraum seine Normalform nicht erreicht, fehlt den Geißböcken ihr Führungsspieler.
Voraussichtliche Aufstellungen: 1. FC Köln: Horn; Ehizibue, Bornauw, Czichos, Katterbach; Skhiri; Drexler, Hector; Uth; Modeste, Cordoba. – Frankfurt: Rönnow; Abraham, Hasebe, Hinteregger; Kohr, Rode; da Costa, Gacinovic, Kostic; Silva, Dost.