FC-Kolumne„Free Hennes!“ – vom wahren Grund für den sportlichen Absturz
Köln – Kurz vor Toreschluss könnte der FC schon noch mal ein Spiel gewinnen. Immerhin wird nun nach über elf Jahren die U-Bahn weitergebaut, in der Arena wieder gesungen und am Geißbockheim ein neues Geläuf parat gemacht. Damit sind die Tore geöffnet für ein kölsches „La Masia“, ein Ausbildungszentrum, das die Nation erblassen lassen wird. Die Gleueler Wiese muss für diesen Zweck mit drei Kunstrasenplätzen bestückt werden, ein harter Einschnitt für diese „europaweit einmalige Grünanlage“ (Grüne). Den meisten Kölnern war sie bislang eher als Hundewiese bekannt. Aber das Stadtarchiv hat der Kölner auch erst nach dem Einsturz kennengelernt. Noch prominenter als der Gleueler Acker ist nur der Stall von Hennes IX., der sich wiederum als traurigster Ziegenbock der Stadt fühlen darf.
Im August wurde das bärtige Tier aus der Gattung der „Bunte Deutsche Edelziege“ der Weltöffentlichkeit vorgestellt, um seinem gebrechlichen Vorgänger die Bürde des Vereinsmaskottchens abzunehmen. Diese Rolle füllte er mit spielerischer Leichtigkeit aus und wiederkaute sich von Punkt zu Punkt. Doch mit der Corona-Krise war es mit Hennes’ Leichtfüßigkeit schlagartig vorbei. Das Hygienekonzept des Fußball-Liga sah keine Paarhufer vor, seitdem bockt Hennes im Clemenshof des Zoos, ins Stadion darf das Edelvieh nicht mehr. Das Schicksal wiederum teilt er mit Attila, dem Glücksbringer des Gegners aus Frankfurt. Der Adler flog seine letzte Runde im März in der Europa League. Falkner Norbert Lawitschka beklagt: „Attila vereinsamt.“ Das kann Hennes nicht passieren. Auf seinem Facebook-Account zeigt er seine Spaziergänge im Zoo, macht bei den Seelöwen Station, grüßt die Erdmännchen, und nun kann er noch mit dem Elefantenbaby kicken gehen. Höchste Zeit also für ein gemeinsames Gehege für die beiden Lebendmaskottchen der Liga. Attilas Flugshow inklusive. Fohlen müssen draußen bleiben.