Spa-Franchorchamps – Es war das schlecht gehütetste Geheimnis der Formel 1 – aber jetzt ist es auch offiziell: Der VW-Konzern steigt 2026 in die Königsklasse ein. Audi preschte mit der Bekanntgabe beim GP von Belgien vor – noch ohne offizielle Bestätigung des künftigen Partners.
Auch wenn alle wissen, dass der Alfa-Sauber heißen wird. Die Ankündigung der Partnerschaft zwischen Porsche und Red Bull dürfte auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.Im Beisein von FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem und F1-Boss Stefano Domenicali, nach seinem Abgang als Ferrari-Teamchef 2012 selbst einmal bei Audi und damals als Chef für ein Formel-1-Projekt vorgesehen, das 2015 durch das Aufkommen des Diesel-Skandals scheiterte, erklärte Audi-Vorstandschef Markus Duesmann:
Audi-Einstieg ab 2026 als Motorhersteller
„Audi hat sich bei der FIA als Motorhersteller eingeschrieben. Wir fahren ab 2026 Formel 1. Motorsport ist fester Bestandteil der Audi-DNA.„ Entscheidend für den Einstieg: “Mit dem neuen Reglement ist für uns genau jetzt der richtige Zeitpunkt für den Einstieg."
Während der Sommerpause, am 16. August, hatte der World Motorsport Council – das oberste Entscheidungsgremium der FIA – mit der Verabschiedung des neuen Motorenreglements die letzte Hürde aus dem Weg geräumt. Mehr Elektro, E-Fuels – aber auch kontrollierte Kosten und kein Wettbewerbsnachteil gegenüber den Etablierten – das waren die Bedingungen für einen VW-Einstieg.
Formel 1-Motoren künftig mit Elektroanteil von fast 50 Prozent
Nach langem, zähen Ringen fand sich ein Kompromiss, mit dem alle einigermaßen leben können. Die Formel-1-Motoren der Zukunft, immer noch hochdrehenden 1,6-Liter-V6-Aggregate, bekommen einen Elektroanteil von fast 50 Prozent.
Das entsprechende Energie-Rückgewinnungssystem, das nur noch auf der MGU-K, also auf kinetischer Energie, beruht, soll zukünftig 475 PS leisten können. Die MGU-H, die bisher auf komplexe, teure Weise Energie aus der Wärme des Turbo-Motors gewinnt und nicht serientauglich ist, fällt weg.
Neuer Formel 1-Standort für Audi in Neuburg an der Donau
Audi-Entwicklungschef Oliver Hoffmann sagte: “Angesichts der großen Technologiesprünge, die die Serie 2026 in Richtung Nachhaltigkeit vollzieht, kann man von einer neuen Formel 1 sprechen. Die Formel 1 transformiert sich und Audi will diesen Weg aktiv begleiten.“ Der Formel-1-Antriebsstrang wird bei Audi Sport in Neuburg an der Donau entstehen, unweit des Unternehmenssitzes von Audi in Ingolstadt.
Der Standort verfügt bereits über Prüfstände für Formel-1-Motoren, Hochleistungs-Elektromotoren und Batterien. Derzeit wird dort der notwendige Ausbau in Bezug auf Personal, Gebäude und technische Infrastruktur unternommen, bis Jahresende soll alles Wesentliche bereit sein.
Vorstandschef Duesmann: " Innerhalb von drei Jahren konkurrenzfähig sein"
An dem Motor wird allerdings schon seit März gearbeitet, trotzdem gibt Duesmann zu: „Wir wissen, dass die anderen Hersteller schon länger dabei sind und einen Vorsprung haben. Aber die neuen Regeln geben uns die Chance, jetzt den Fuß in die Tür zu bekommen.“
Ob man von Anfang an um Siege und WM-Titel mitfahren wolle: „Das wäre natürlich optimal, aber ich halte es für unrealistisch. Die interne Zielsetzung ist, innerhalb von drei Jahren absolut konkurrenzfähig zu werden. Grundsätzlich ist das ein sehr langfristig angelegtes Projekt.“
Partner wird wohl Alfa-Sauber
Inoffiziell steht auch der Partner von Audi bereits fest – auch wenn die Situation dort längere Zeit komplizierter war als bei Porsche, wo Red Bull als Wunschteam von Anfang an fest stand. Verhandlungen mit McLaren scheiterten genauso wie Sondierungen mit Aston Martin.
Blieb nur noch das Schweizer Alfa-Sauber-Team, wo die derzeitigen Haupteigentümer, die schwedische Rausing-Familie (Tetrapack) einem zumindest teilweisen Verkauf ja seit einiger Zeit nicht abgeneigt war. Jetzt werden dort gerade endgültig Nägel mit Köpfen gemacht. Eine Stunde nach dem offiziellen Einstieg von Audi beendete Titelsponsor Alfa Romeo die Zusammenarbeit mit Sauber zum Ende der Saison 2023.
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Was abseits offizieller Bestätigungen noch bekannt ist: Audi soll 75 Prozent übernehmen – und Sauber dann als Werksteam weiterentwickeln. Verantwortlicher bei Audi wird der britische Ingeneur Adam Baker werden, der vor seinem Engagement bei Audi drei Jahre als Sicherheitsdirektor bei der FIA tätig war... (ks)