Leverkusen/Köln – Es ist bekannt, dass sich der 1. FC Köln sportlich und finanziell mal wieder in außerordentlichen Schwierigkeiten befindet. Im Frühjahr 2021 droht der siebte Abstieg der Clubgeschichte, dem nach der Saison ein Ausverkauf der besten Spieler folgen könnte. Der Versuch, die sportliche Talfahrt in der Fußball-Bundesliga nach acht sieglosen Spielen mit einem Trainerwechsel zu stoppen, ist am Samstagabend im ersten Anlauf gescheitert.
Trainer-Routinier Friedhelm Funkel sah bei seiner Premiere auf der FC-Bank ein bitteres 0:3 (0:1) bei Bayer 04 Leverkusen und musste zu der Erkenntnis kommen, dass ein „gutes Gefühl“ und „viel Optimismus“ ebenso wenig Punkte einbringen wie die erneut akzeptable Leistung der Kölner. „Wir haben das über weite Strecken gut gemacht. Aber wir haben kein Tor erzielt. Leverkusen hat viermal auf unser Tor geschossen und dreimal war der Ball drin. Da steht dann ein 0:3 als Ergebnis, mit dem wir klar kommen müssen“, sagte Funkel.
Neuer Trainer und die gleichen Probleme
Also wie schon gegen Wolfsburg und Mainz ein Ergebnis, das den Spielverlauf nicht widerspiegelte und die großen Probleme der Geißböcke schonungslos aufzeigte. „Das ist die schwierigste Frage, die sie mir stellen können“, räumte Funkel ein, als er am Sonntag gefragt wurde, wie er gedenkt, das Problem im Angriff zu lösen. Nach dem erneuten Ausfall von Torjäger Sebastian Andersson (anhaltende Knieprobleme) und dem schwachen Auftritt von Winterzugang Emmanuel Dennis, war es mit Jonas Hector ein von Haus aus defensiver Mittelfeldspieler, der in Leverkusen die besten Chancen für den vor allem in Halbzeit eins dominanten FC hatte. Der Kapitän zielte aber zweimal hauchdünn daneben (21./48) und traf mit einem Freistoß-Knaller nur die Unterkante der Latte (36.).
Dem FC fehlen also auch mit Funkel als Trainer die einfachen Tore und das nötige Glück. Florian Kainz traf ebenfalls nur Aluminium (67.). Und Charles Aranguiz’ Foul an Marius Wolf geschah Zentimeter außerhalb des Strafraums, so dass Schiedsrichter Sören Storks nach Intervention des Videoassistenten seine Elfmeterentscheidung zurücknehmen musste (35.).
Shitstorm nach fragwürdiger Aussage Funkels
Auf der anderen Seite gaben die Geißböcke die ersten beiden Gegentore mal wieder „zu einfach her“, wie Jonas Hector monierte:„Das bricht uns das Genick.“ Beim frühen 1:0 (5.) ging Linksverteidiger Jannes Horn zu früh und zu inkonsequent in eine Grätsche gegen Moussa Diaby und rutschte ins Leere. Bei Diabys Flanke stand Rechtsverteidiger Kingsley Ehizibue so falsch, dass der einen Kopf kleinere Leon Bailey mühelos aus drei Metern einnicken konnte.
Beim 2:0 von Diaby (51.) vernachlässigten die Kölner bei einem eigenen Eckball ihre Restverteidigung und hatten zudem das Pech, dass der Ball so lange hin und her flipperte, bis er glücklich bei Vorlagengeber Bailey landete. Und mit der enormen Geschwindigkeit, mit der die beiden Leverkusener Flügelspieler vor allen drei Toren unterwegs waren, hatten schon ganz andere in dieser Fußballwelt ihre Probleme.
Friedhelm Funkel bildete da keine Ausnahme. Der 67-Jährige brachte sich im Sky-Interview nach dem Spiel schwer in die Bredouille. Als der FC-Trainer gefragt wurde, was im Derby den Unterschied ausgemacht habe, antwortete er so unbedacht, dass seine Worte einen Shitstorm in den sozialen Netzwerken auslösten: „Sie haben eine enorme Schnelligkeit durch ihre, äh, ja, den ein oder anderen Ausdruck darf man ja nicht mehr sagen. Durch ihre Spieler, die halt so schnell sind.“
Die entsprechenden Vorwürfe ließen nicht lange auf sich warten und ein erster Versuch des FC über Twitter die Gemüter zu beruhigen, bewirkte eher das Gegenteil. Die „ FC Supporters USA“ forderten den FC-Vorstand in einem offenen Brief dazu auf, Funkel umgehend zu entlassen: „Funkels Äußerung sind polemisch, entmenschlichend und schlichtweg rassistisch. Seine Denkweise ist nicht mit den Werten des Vereins vereinbar und durch nichts zu relativieren oder zu entschuldigen.“
FC-Führung zeigt Verständnis
Funkel zeigte sich am Sonntag verwundert. „Ich bin überrascht, dass ich so angegriffen wurde. Das hat mich auch ein Stück weit traurig gemacht. Jeder, der mich kennt, weiß, wie ich bin und wenn der ein oder andere, der mich nicht kennt, das missverstanden hat, tut mir das wirklich leid. Ich habe mit so vielen Spielern aus afrikanischen Ländern zusammengearbeitet und habe nie ein Problem mit denen gehabt. Im Gegenteil.
Die haben mich alle Papa genannt.“ Welchen Begriff er letztlich vermieden hatte, verriet der 67-Jährige nicht: „Ich weiß selbst nicht mehr, was ich genau sagen wollte. Aber ich kann nicht verstehen, dass ich dadurch einen Menschen verletzte, wirklich nicht. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Menschen verletzt. Weder verbal, noch indem ich ihn attackiert habe. Das werde ich auch niemals machen.“
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Jeder, der diese Worte hörte, nahm sie Funkel ab. Seine Äußerungen waren sicher unüberlegt, für die FC-Führung aber kein Grund, dass er sein gerade angetretenes Amt nach nur einer Woche gleich wieder niederlegt. Der Trainer wird am Dienstag (18.30 Uhr/Sky) im Heimspiel gegen RB Leipzig also zum zweiten Mal auf der FC-Bank sitzen. Aufgeben ist für Funkel trotz aller Schwierigkeiten keine Option: „Wir haben keinen Grund, die Köpfe hängen zu lassen. Ich bin überzeugt, dass wir ein gutes Spiel machen werden.“