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FC-Spieler Ondrej Duda im Interview„Fußball ist eigentlich unkompliziert“

Lesezeit 8 Minuten
Duda PIC Premium

Kölns Ondrej Duda in Aktion

Ondrej Duda (26) ist mit sieben Toren und sechs Assists in 29 Bundesliga-Spielen bester Scorer des 1. FC Köln und an 40 Prozent aller FC-Treffer beteiligt. Der Spielmacher ist mit seinen Anlagen bester Fußballer im Team der Geißböcke. Martin Sauerborn hat mit dem Slowaken gesprochen.

Herr Duda, erzählen Sie uns bitte etwas über die Anekdote mit den Fußballschuhen Ihres Vaters!

Sie kennen die Geschichte? Ich weiß nicht, ob mein Vater tatsächlich in den Schuhen gespielt hat, aber ich habe sie mit zum Schlafen ins Bett genommen, als ich noch sehr klein war. Ich habe auch versucht sie anzuziehen, sie haben aber nicht gepasst (lacht).

Haben Sie das Paar Copa Mundial noch?

Nein, das ist wirklich lange, lange her.

Sie sind mit dem Fußball aufgewachsen. Wie hat sich Ihre Art zu spielen entwickelt?

Ich habe mich sofort in den Fußball verliebt. Mein Vater war Jugendtrainer und hat mich in Snina immer mit auf den Fußballplatz genommen. Er musste mich gar nicht dazu bringen, dieses Spiel zu lieben, es ist einfach passiert. Er hat sogar eher versucht, dass ich weniger mache. Den Ehrgeiz und die Disziplin habe ich von meiner Mutter, die Klavierlehrerin ist. Das ist meine Geschichte. Ich liebe Fußball bis zum heutigen Tag, auch wenn es diese Momente gibt, in denen ich verletzt oder nicht so motiviert war, wie es sein sollte. Das sind prägende Phasen. Ich kann mir ein Leben ohne Fußball nicht vorstellen. Es ist nicht alles, aber ein großer Teil von mir.

Zur Person

Ondrej Duda wurde am 5. Dezember 1994 im ostslowakischen Snina geboren. 2009 wechselte er von seinem Heimatclub MFK Snina in die Jugend des FC Kosice und wurde dort zum Erstligaspieler. Im Februar 2014 ging es zu Legia Warschau und von dort aus 2016 für 4,2 Millionen Euro Ablöse zu Hertha BSC Berlin. Nach einer Leihe zu Norwich City in der Rückrunde 2019/20 wechselte der 44-fache Nationalspieler (5 Tore) im Sommer 2020 für sieben Millionen Euro zum 1. FC Köln. Der 1,81 Meter große Duda kommt insgesamt auf 88 Bundesligaspiele, in denen er 19 Tore erzielte und 13 Assists gab. (sam)

Was ist Ihre Idee von Fußball?

Ich versuche meinen Style zu spielen. Technisch sauber, mit schönen Spielzügen und am besten mit Toren. Mal abgesehen von Spielern auf einem höheren Level wie Lionel Messi, der vier, fünf Gegner ausspielen kann, ist Fußball eigentlich unkompliziert. Ich mag es schnell und direkt zu spielen und mich stetig zu verbessern wie etwa Kevin de Bruyne.

Ist Fußball so einfach wie Ihr 1:0 gegen Augsburg? Ein Volleyschuss mit links als Rechtsfuß.

Ich habe auf nichts spekuliert, sondern einfach geschossen. Es sah schön und schwierig aus, aber im Grunde war es einfach.

War es das schönste Tor bisher in Ihrer Karriere?

Ja, das war es.

Was gibt es an Ihrem Spiel noch zu verbessern?

Sicher vieles. Meinen linken Fuß zum Beispiel. Den möchte ich noch mehr benutzen, nicht nur wegen des Tores in Augsburg. Ich sehe das so: Man hat Talent. Das ist aber nur ein kleiner Teil des Erfolgs, den Rest muss man sich ständig hart erarbeiten. Ich kann viel und schnell laufen, muss aber meine Physis und mein aggressives Spiel verbessern und den letzten Pass noch präziser spielen.

Sie hatten in Ihrer Karriere unterschiedlich arbeitende Trainer wie Pal Dardai, Jürgen Klinsmann oder Bruno Labbadia. Was brauchen Sie als Spieler von einem Coach?

Einen direkten Umgang. Ich brauche keinen Trainer, der jeden Tag mit mir redet. Die Balance zwischen dem Trainer und mir muss stimmen. Er sollte ehrlich mit mir sein. Ich muss meine Rolle im Team kennen und wissen, was ich verbessern soll. Ich weiß aber auch, dass es für einen Trainer oft nicht leicht ist mit so vielen Spielern.

Markus Gisdol und jetzt Friedhelm Funkel. Worin unterscheiden sich Ihre beiden bisherigen Trainer in Köln?

Ich mag sie beide, aber ich kann sie jetzt noch nicht vergleichen. Mit Coach Gisdol habe ich viel länger gearbeitet. Sie können mich wieder fragen, wenn ich genauso lange unter Coach Funkel gespielt habe.

2018/19 war Ihre bislang beste Saison mit zehn Toren für Hertha BSC. Sie haben als klassischer Zehner agiert. Was denken Sie darüber als „Falsche Neun“ zu spielen?

Es hängt davon ab, gegen wen man spielt. Wenn ich schnelle Jungs hinter mir habe, und wir auf Konter spielen, mag ich die Falsche Neun. Wenn wir mit Ballbesitz spielen, bevorzuge ich die Zehn. Das ist meine Lieblingsposition, weil ich mehr den Ball habe. Aber es hängt immer auch von den Mitspielern ab. Ein Torjäger braucht auch einen guten Zehner.

Apropos: FC-Torjäger Sebastian Andersson ist zurück auf dem Feld. Was bedeutet das für Ihr Spiel?

Er ist zwar noch nicht bei 100 Prozent, aber in Augsburg hat er trotzdem den Unterschied gemacht. Er hat Zweikämpfe gewonnen und Bälle gehalten. Wir brauchen ihn und wir brauchen ihn fit. Ich hoffe, dass er nächste Saison wieder voll da ist.

Damit Sie mit ihm so erfolgreich spielen können, wie mit Vedad Ibisevic in Berlin?

Vedad und ich haben uns auf dem Feld sehr gut verstanden. Die Chemie hat gestimmt, weil wir uns kannten. Deswegen haben wir so viele Tore zusammen erzielt.

Sie gelten als Feingeist und sensibler Spieler. Experten bemängeln, dass Sie, wenn es nicht läuft, in Spielen auch mal abtauchen. Worin liegt die Schwierigkeit für Sie konstant zu spielen?

Das ist die Meinung der Experten. Ich verstecke mich nicht. Es liegt nicht an einem Spieler. In einem Spiel sollte sich das ganze Team wohlfühlen. Es nützt nichts, wenn ich mich gut fühle und einige andere nicht. Oder, wenn andere gut drauf sind, es bei mir aber nicht so läuft. Es ist ein Teamsport.

Was ist eigentlich im Heimspiel gegen Leipzig passiert? Sie hatten nach dem Schlusspfiff Tränen in den Augen.

Das können Sie Christopher Nkunku fragen. Es wurden unschöne Dinge gesagt, die ich hier nicht wiederholen möchte, weil ich mich sonst schämen müsste.

Sie haben einen Vertrag bis 2024 unterschrieben. Bleiben Sie auch, falls der FC absteigt?

Ich denke nicht an die 2. Liga. Ich will mit Köln in der Bundesliga bleiben und dafür werde ich alles tun.

Wenn der FC nicht absteigt, droht erneut eine Saison im Zeichen des Abstiegskampfes. Welche neuen Spieler wünschen Sie sich, um Ihre Stärken noch besser zur Geltung zu bringen?

Man weiß doch jetzt noch nicht, wie die nächste Saison läuft. Wenn der FC drin bleibt, werden wir versuchen, dass wir in der Tabelle stabiler stehen. Wir müssen aber erst einmal diese Saison erfolgreich beenden!

Ihr Ex-Club Hertha schwebt in Abstiegsgefahr und musste zwei Wochen in Quarantäne. Haben Sie Kontakt nach Berlin und wissen, wie es den Spielern geht?

Ja, ich habe mit einigen gesprochen. Es ist nicht leicht, weil sie alleine trainieren müssen. Das ist etwas anderes als mit der Gruppe oder zu spielen.

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Welchen Einfluss kann die Quarantäne auf die Leistungen der Hertha haben?

Ich wünsche Ihnen das Beste. Wir werden sehen, wie sie es händeln. Sechs Spiele in drei Wochen sind hart. Aber sie haben viel Qualität, mehr als andere Teams in der Liga.

Sie sind während der Pandemie nach Köln gewechselt und haben noch kein Heimspiel vor den FC-Fans erlebt. Trotzdem kommt die Frage, wie Ihnen die Stadt und der Club gefällt?

Das macht mich traurig. Es wäre toll gewesen, die Fans dabei zu haben. Ich hoffe, dass sie uns in der nächsten Saison wieder unterstützen dürfen. Die Stadt gefällt mir sehr gut. Aber es schwierig genauer darüber zu sprechen, weil ja alles geschlossen hat und ich kaum etwas machen kann. Ich hoffe, dass ich Köln nach dem Sommer mehr genießen kann.

Nach der Saison steht für Sie die EM mit der Slowakei an. Es geht gegen Spanien, Polen und Schweden. Was erwarten Sie für Ihr Land und sich?

Es ist toll dabei zu sein, auch wenn unsere Gruppe nicht einfach ist. Auf dem Papier sind wir Außenseiter, aber wir können überraschen. Wir sind eine Turniermannschaft und niemand weiß, was passieren wird. Es hätte auch niemand gedacht, dass Deutschland 2018 bei der WM in der Vorrunde ausscheidet.

Wissen Sie, wer 2016 das erste Tor überhaupt bei einer EM für die Slowakei erzielt hat?

Na klar, den kenne ich (lacht). Das war ich. 52 Sekunden nach meiner Einwechslung habe ich zum 1:1 gegen Wales getroffen. Für mich war es zunächst ganz normal, erst später habe ich realisiert, dass es historisch war.