- Christian Clemens ist einer, der sich mit Verletzungen gut auskennt.
- Mit der Zeit hat er gelernt geduldig zu sein und besser auf seinen Körper zu achten.
- In die neue Saison setzt FC-Flügelstürmer „Chrille“ nun große Hoffnung.
Donaueschingen – Der Blick zurück tut weh. Es war der 26. April 2019. Eine gute halbe Stunde ist absolviert, als Christian Clemens Im Heimspiel des 1. FC Köln gegen Darmstadt 98 nach einem Foul von Fabian Volland zu Boden geht. Für „Chrille“ bricht in diesem Moment seine persönliche Fußballwelt zusammen. Die Diagnose ist niederschmetternd: Kreuz- und Außenband im rechten Knie sind gerissen. „Totalschaden“ heißt das in der Sprache der Fußballprofis. Dem FC-Flügelstürmer drohen bis zu zehn Monate Pause. Eine Gewissheit, ob er überhaupt noch einmal auf dem Platz stehen kann, gibt es für ihn nicht.
Christian Clemens ist einer, der sich mit Verletzungen gut auskennt. In der Saison 2013/14 setzte ihn eine Schambeinentzündung 168 Tage außer Gefecht. Der gebürtige Kölner, der im Jahr 2011 zum FC kam, hatte seinen Heimatclub gerade zum ersten Mal verlassen und stand beim FC Schalke unter Vertrag. Der 29-Jährige könnte viel erzählen über Muskelverletzungen, Probleme mit den Adduktoren und der Leiste. Zum 1. Januar 2017 kehrt „Chrille“ nach Stationen auf Schalke und in Mainz zurück ans Geißbockheim. Schon im Oktober 2018 zwingt ihn aber ein Riss des Syndesmosebandes für 89 Tage in den Krankenstand. Dann kommt das Spiel gegen Darmstadt. „Das war meine bislang schlimmste Verletzung“, ordnet Clemens den schweren Knieschaden sachlich ein. Wer sich mit Verletzungen auskennt, weiß auch, was ihn in der Reha erwartet. „Ich brauchte Geduld. So eine Verletzung braucht ihre Zeit.“
Reifer, verantwortungsbewusster und geduldiger
Clemens hatte genug Zeit, um zu lernen geduldig zu sein. „Natürlich ist es so, dass ich meine Erfahrungen mit Verletzungen gemacht habe. Ich bin reifer geworden und hinterfrage mehr Dinge als früher“, erklärt der schnelle, torgefährliche Rechtsaußen. Übersetzt heißt dies, dass Christian Clemens verantwortungsbewusster mit seinem Körper umgeht. Er achtet noch mehr auf seine Ernährung und trainiert den Anforderungen spezifisch.
Vorbei sind die Zeiten, in denen er muskelbepackt über das Feld lief. „Ich gehe immer noch in den Kraftraum, auch wenn man das jetzt nicht mehr so sieht“, berichtet er lächelnd. Er ist jedenfalls schmaler geworden auf dem Weg zurück in das Bundesliga-Business. Und er musste sich länger gedulden, als gedacht. Als Clemens wieder bereit war und über die U21 des FC in der Regionalliga Schritt für Schritt wieder an die Praxis zurückgeführt werden sollte, kam im März Corona.
Noch reicht es nicht ganz
Erst Mitte Mai durfte in der Bundesliga wieder gespielt werden. Für Clemens gab es beim FC aber keinen Platz in der ersten Reihe. Er musste die Entscheidung von Trainer Markus Gisdol akzeptieren, dass es für ihn noch nicht ganz reicht. Am 27. Juni war es am letzten Spieltag der Saison 2019/20 beim 1:6 in Bremen dann aber doch noch so weit. Clemens feierte nach 14 Monaten Pause ein 15-minütiges Comeback auf dem Platz. „Das hätte ich mir natürlich anders gewünscht“, empfand er angesichts des tristen FC-Auftritts und des Spielstandes wenig Freude.
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Das alles ist nun Vergangenheit. „Die Vorbereitung läuft gut, ich habe in den Tests gespielt, Tore gemacht und alles hat gehalten. Für die anstehende Saison werden die Karten neu gemischt“, erklärt der FC-Profi im Trainingslager in Donaueschingen. Christian Clemens macht sich wieder große Hoffnungen auf Bundesliga-Einsätze und eine Verlängerung seines Vertrages, der beim FC noch eine Saison lang bis zum 30. Juni bis 2021 läuft. Im Test gegen Zweitligist Bochum hat er sogar schon wieder ein Tor erzielt.
Und dann ist da noch sein Sohn. Am 7. Juni sind Clemens und seine Lebensgefährtin Lisa zum ersten Mal Eltern geworden. „Natürlich verbringt man in dieser Phase am liebsten so viel Zeit wie möglich mit dem Kleinen. Aber glücklicherweise gibt es ja Facetime, ich habe jeden Tag Kontakt mit Zuhause“, sagt er. Christian Clemens blickt längst wieder optimistisch in die Gegenwart und nach vorne.